Zum zweiten Mal verleiht die Stiftung Friedliche Revolution am kommenden Freitagabend in der Nikolaikirche den "Leipziger Ring". Er ist als Preis für Demokratie der Demonstrationsstrecke des Jahres 1989 nachempfunden. L-IZ.de sprach dazu mit dem Stiftungsvorsitzenden Prof. Dr. Rainer Vor.
Herr Vor, die Stiftung gründete sich im Jubiläumsjahr der Friedlichen Revolution 2009. Schon im vergangenen Jahr folgte die erste Preisverleihung des “Leipziger Rings”. Was waren die Beweggründe?
Wir sprachen mit Direktor Claas Danielsen über eine Zusammenarbeit. Wir haben die Stiftung ja nicht gegründet, um die Friedliche Revolution ins Museum zu stellen, sondern weil wir der Überzeugung sind, dass die Werte von 1989 noch heute wichtig sind. Gewaltloser Protest, der Geist, der sich hinter dem Ruf “Wir sind das Volk” verbirgt, das soll nicht einfach in Geschichtsbücher geschrieben, sondern weiter gelebt werden.
Auf welche Weise können denn Filme einen Beitrag dazu leisten, Menschen zu motivieren? Ist es schon das Nachdenken, über einen gut gemachten Film?
Ich glaube, es denken schon viel mehr Menschen nach, als man annimmt. Der entscheidende Punkt ist aus dem Nachdenken heraus aktiv zu werden. Die Haltung “Man kann ja doch nichts machen, wer hört mir schon zu?” ist das Problem. Der kritische Punkt ist es, die Menschen zu motivieren. Unser Gedanke war, dass der Film ein passendes Medium ist, weil er Zuschauer betroffen macht. Die Reaktion “Das kann doch so nicht sein, da müssen wir etwas tun” wäre das, was wir uns wünschen. Vorgelebt wurde das eben während der friedlichen Revolution, als die Menschen viel riskierten, um etwas zu verändern und letztlich viel erreichten.
Mut zum Risiko brauchen auch viele Filmemacher, die in Ländern drehen, wo Pressefreiheit nicht gegeben ist und Regimekritik mit allen Mitteln unterbunden wird. Stehen auch deshalb drei Filme aus Tunesien und Ägypten auf der Nominierungsliste?
Auch wenn man die Ausgangslage in diesen Ländern Anfang des Jahres sicher nicht mit der 1989 in der DDR gleichsetzen kann, gibt es auch Gemeinsamkeiten. Der Protest blieb genau so friedlich und es war wichtig, dass die Leute auch auf die Straße gingen oder wie in Kairo auf den Tahrir-Platz. Unser Auslobungstext zum Preis betont schon den künstlerischen Anspruch, aber es ist eben auch möglich Filme auszuzeichnen, bei denen die Regisseure Gefahr liefen, für ihre Arbeit bestraft zu werden. Auch in diesen Verboten sehe ich eine Gemeinsamkeit mit der Situation in der DDR, wo die Menschen auch nicht länger von der Regierung bevormundet werden wollten. Unser mit immerhin 5.000 Euro dotierter Preis soll auch weiter dazu anregen kritische Filme zu drehen.
Werden Sie auch Vorstellungen des DOK-Festivals besuchen, außerhalb ihrer Preisverleihung?
Ich bedaure, nicht bei der Eröffnungsveranstaltung anwesend sein zu können. Den Film “Special Flight” hätte ich gerne gesehen. Als Jurist treibt mich die Problematik Menschen in Gefängnisse zu sperren, weil zu befürchten ist, dass sie sich einer Abschiebung entziehen, sehr um. Diese Menschen haben keine Straftat begangen und das sehe ich als schwierige juristische Frage. Auch sonst schaue ich gerne Dokumentationen. Wobei es schade ist, dass die Sendeplätze im Fernsehen so rar und zu so später Stunde sind. Oft wünschte ich mir, das würden viel mehr Zuschauer sehen.
Der Eintritt zur Preisverleihung am Freitag den 21. Oktober um 19.30 in der Nikoliakirche ist frei, getreu dem Motto der Friedensgebete von 1989 “Offen für alle.” Im Anschluss wird der prämierte Film gezeigt.
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