Auch bei den Leipziger Streetworkern wird gekürzt. Eher ein leiser Vorgang, denn schleichend fehlt Jahr für Jahr bei der Leipziger Straßensozialarbeit immer mehr Geld. Und damit hat die Qualität der direkten Sozialarbeit schon längst begonnen zu leiden. Denn es fehlt an Personal. Dafür stehen nun die Pappkameraden vorm Ratsplenarsaal.

Die versammelten Streetworker haben sich wie ein Empfangskomitee für die eintrudelnden Stadträte aufgebaut. Wichtigste Botschaft an die Ratsversammlung: die mitgebrachten Pappkameraden seien “wenig belastbar!”. Dabei sei Straßensozialarbit eben nicht von Pappe. “Kürzungen kommunaler und sächsischer Fördermittel bedrohen die Qualität von Mobiler Jugendarbeit/Streetwork. Mit der Initiative ‘Streetwork 2.016 – Nicht von Pappe!?’ möchten wir uns stark machen für eine den Fachstandards entsprechende finanzielle Ausstattung unserer Projekte. Denn Jugendsozialarbeit ist kein Schnäppchenmarkt!”, fordert und wirbt ein Flyer der Initiative der Leipziger Anbieter von Mobiler Jugendarbeit/Streetwork in freier Trägerschaft.

Darunter versammeln sich fünf Vereine, wie die Streetworker der Heilsarmee Leipzig, Machtlos e.V., Mobile Jugendarbeit Leipzig. e.V., CVJM Leipzig e.V. und Projekt Südpol des Jugendhaus Leipzig e.V.. Diese Vereine schlagen nun Alarm, da bereits jetzt 1.881 Stunden für eine vernünftige Straßensozialarbeit fehlen. “Soziale Straßenarbeit ist nicht zum Schnäppchenpreis zu haben. Darauf hatten bereits vor einem Jahr 10.000 Menschen vor dem Sächsischen Landtag in Dresden eindringlich hingewiesen. Dennoch wurde damals die Pro-Kopf-Pauschale für die Jugendarbeit von 14.30 Euro auf 10,30 Euro gesenkt. Das brachte zahlreiche Vereine und Einrichtungen in Existenznot!”, so ein weiterer Flyer von “Streetwork 2.016 – Nicht von Pappe!?”
Besagte Initiative will ein Kürzungsszenario wie in diesem Jahr bereits mit dem Verein Sächsische Landjugend e.V. geschehen, in Leipzig nicht still dulden. “Im Vergleich zu 2009 müssen unsere fünf Projekte aktuell mit über 27.000 Euro weniger auskommen. Das entspricht einer Kürzung von 3,9 Prozent. Parallel dazu sind die Gehälter im öffentlichen Dienst um 1,8 Prozent gestiegen. Doch eine Bezahlung nach Tarif ist für die freien Träger der Jugendhilfe schon längst nicht mehr vorgesehen.” so die Initiative heute.

Manche der ankommenden Stadträte gehen eher stumm vorüber.

Vor allem die Fraktionäre von Die Linke und Bündnis 90 / Die Grünen und SPD bleiben stehen, informieren und unterhalten sich mit den Streetworkern. Auch Reik Hesselbarth (FDP) zeigt sich interessiert und würde auch gern einen aufgestellten Pappkameraden mit in den Saal nehmen. Doch wegen der Größe ginge dies nicht, was ein Stadtrat der Linken wohl anders gesehen haben muss. Nun steht also ein Pappkamerad im Ratssaal und beobachtet die gesamte Versammlung aus dem Blickwinkel der Linken-Fraktion. Auch Holger Gasse (CDU) zeigte sich am Thema interessiert, wohingegen Fraktionschefin Ursula Grimm (CDU) unwirsch ablehnte irgendwelche Infomaterialien anzunehmen.

Angesichts der durch die Streetworker tagein, tagaus auch geleisteten Gewaltprävention auf Leipziger Straßen vielleicht keine ganz angemessene Reaktion auf die Hinweise der engagierten Vereinsmitglieder heute.

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