Seit Anfang August arbeiten 32 Jugendliche aus elf Nationen auf dem Südfriedhof in Leipzig. Im Rahmen des Workcamps, das vom Landesverband Sachsen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. auch in diesem Jahr organisiert wurde, pflegten und erneuerten sie Grabanlagen von Bombenopfern aus dem zweiten Weltkrieg. Am Montag ging das Workcamp auf dem Leipziger Südfriedhof mit einer Gedenkfeier und Kranzniederlegung zu Ende.
Selbst 65 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges seien noch Narben geblieben und das sei auch gut so, meinte Leipzigs erster Bürgermeister Andreas Müller anlässlich der Gedenkfeier vor den Jugendlichen: “Denn diese Narben sorgen dafür, dass dieses schreckliche Ereignis nicht in Vergessenheit gerät. Und so erinnerte er noch einmal an die Schrecknisse und die Millionen von Opfer, die der sechs Jahre lange Krieg gefordert hatte.
Gleichzeitig lobte er das Engagement der Jugendlichen, die dafür sorgten, dass die Erinnerung an diesen Krieg von Generation zu Generation weitergetragen wird. Dabei führte er auch Beispiele von Menschen an, die ihre Angehörigen im Krieg verloren hatten und nichts über deren Verbleib wussten. So hatte eine Familie aus Paris seit dem Ende des Krieges vergeblich nach einem verschollenen Familienmitglied gesucht.
2011 konnte dann endlich das Schicksal des Mannes geklärt werden. Er hatte als französischer Zivilarbeiter in Leipzig gearbeitet und war bei dem ersten großen Bombenangriff auf Leipzig am 3. Dezember 1943 ums Leben gekommen. Sein Grab befindet sich auf dem Südfriedhof. Immer noch auf der Suche ist man nach der Familie einer Frau, die ihre Angehörigen bei jenem Bombenangriff im Jahre 1943 verlor. Damals war sie fünf Jahre alt. Sie verbrachte ihre Jugend in Waisenhäusern und sucht nun nach dem Grab ihrer Familie.
Bürgermeister Andreas Müller: “Wir sind nun auf der Suche nach dem Verbleib der Familie und hoffen natürlich, dass wir sie mit Hilfe der Kriegsgräberfürsorge finden.” Auch Prof. Dieter Landgraf-Dietz Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge freute sich über das Engagement der Jungendlichen, das man nicht hoch genug einschätzen könne: “Sie stehen für einen Völker verbindenden Geist, der dem unseligen Geist des Krieges entgegensteht. Sie stehen für eine Perspektive in der Zukunft und dafür, dass Sie sich dafür entschieden haben aktiv mit Ihrer Arbeit für den Frieden einzutreten.”
Unter den Gästen waren auch Vertreter des ukrainischen und des russischen Generalkonsulats sowie Küf Kaufmann, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig. Zum Programm der Jugendlichen gehörte unter anderem eine interessante Rundreise, um Deutschland kennenzulernen. Dabei nutzte man die Gelegenheit für Besuche in Dresden, Berlin, Weimar und Buchenwald, Begegnungen in einer jüdischen Gemeinde und Diskussionen mit Gleichaltrigen.
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