Der Dschungel ruft - und die Welt kommt - nach Leipzig. Dem ersten Ruf waren am Donnerstag, 30. Juni, schon mal rund 1.500 geladene Gäste gefolgt, die bei original Regenwaldwetter die stundenlange Eröffnungszeremonie von Gondwanaland verfolgten. Bei strömendem Regen ließen die sich aber die Laune nicht verderben. Auch nicht von der lahmen Moderation einer Inka Bause, die alle im "Gondswanaland" herzlich willkommen hieß.
Wenn man eine Zoopatenschaft für ein Tier in Leipzig übernehmen wollte, dass es dort noch nicht gibt, könnte man das Honigpferd nehmen und müsste 500 Euro für den Förderverein des Zoos locker machen. Zoodirektor Jörg Junhold strahlte wie das besagte Pferd als er verkündete: “Ich bin ein glücklicher Mann.”
Glücklich nicht zuletzt auch deshalb, weil er pünktlich zur Eröffnung der Tropenerlebniswelt auch die Fertigstellung des neuen Parkhauses gegenüber der Kongresshalle mit rund 800 Stellplätzen sowie die Schaffung von 80 bis 100 neuen Arbeitsplätzen verkünden konnte. Und dann ließ der sonst immer eher nüchtern wirkende Zoodirektor seinen Gefühlen freien Lauf und sprach am Ende seiner Rede sogar von Liebe: “Gondwanaland, das ist unsere Liebeserklärung an die Regenwälder dieses Planeten.”
Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hatte wie viele andere Mitglieder des Landtages extra das Landtagsplenum sausen lassen. Wiewohl man weiß, dass dies viele Abgeordnete mitunter schon aus weit nichtigeren Anlässen tun, sei es ihnen angesichts dieses für Leipzig und Sachsen tatsächlich geschichtsträchtigen Tages einmal nachgesehen. Etwas Großes, so Tillich denn auch folgerichtig, sei hier entstanden, und er wagte einen etwas langatmigen Ausflug in Sachsens Biodiversität: “33 Millionen Euro gibt Sachsen im Jahr für ein Programm zur biologischen Vielfalt aus. 25.000 Tierarten gibt es in Sachsen. Von der Stechmücke bis zum Wolf haben diese Tiere ihren Lebensraum im Freistaat. Und mit Gondwanaland setzt Leipzig in diesem Sinne ein Zeichen über die Region hinaus.”
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung nahm sich noch einmal den langen Weg von der Vision bis zur Verwirklichung vor und gab zu, am Anfang sowas wie ein “ungläubiger Thomas” des Projektes gewesen zu sein und erinnerte sich an die langen Stunden, die er mit Zoodirektor Jörg Junhold zusammengesessen hatte” “Ich war ein vorsichtiger Mahner. Wir haben hin und her überlegt, können wir das wagen, schaffen wir das. Und am Ende haben wir es geschafft. Und jetzt bin ich einfach überwältigt. Ein Stück Urwald mitten in der Stadt, wo gibt es das schon?”
Einen weit gereisten Fan hat Gondwanaland schon jetzt. Der Tourismus-, Kultur und Umweltminister von Sabah, Datuk Masidi Manjun, hatte über 10.000 Kilometer zurückgelegt, um ein Stück Regenwald zu sehen, an dem in seiner Heimat nun nicht gerade Mangel herrscht. Er lobte das Leipziger Projekt über den Dschungelklee. Dem schloss sich der Präsident des Verbandes Deutscher Zoodirektoren, Thomas Kauffels, an: “Leipzig nimmt sogar weltweit mit diesem Projekt eine Sonderstellung ein. Dank der einmaligen Atmosphäre in Gondwanaland, wo man den Dschungel hautnah spüren kann, werden die Menschen schon rein emotional verstehen, dass so ein Lebensraum schützenswert ist und erhalten werden muss.”
Mit der Einweihung der riesigen Tropenerlebniswelt Gondwanaland ist Zoodirektor Jörg Junhold noch lange nicht am Ende seiner Visionen, wie er dem Publikum versprach und seiner Familie androhte: “Damit sind wir unserer Vorstellung vom ‘Zoo der Zukunft’ einen Schritt näher gekommen. Demnächst wollen wir uns dem Themenbereich “Südamerika” zuwenden und das auch entsprechend gestalten. Außerdem muss die Bärenburg auf den neuesten Stand gebracht werden. Sie sehen, uns gehen die Themen nicht aus. Wir bleiben dran.” Gondwanaland dürfte mit seiner unleugbaren Anziehungskraft auf die Touristenströme für volle Kassen sorgen. Und die wiederum dafür, dass Junholds weitere Visionen Wirklichkeit werden. Schöne Aussichten für Leipzig.
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