Als eine Benchmark bezeichnet man zu gut deutsch eine vergleichende Analyse. Genau einer solchen wurden in der Spielzeit 2008/2009 das Staatsschauspiel Dresden und das Centraltheater Leipzig auf der Grundlage der Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins von Seiten des Sächsischen Staatsministeriums der Finanzen unterzogen.
Und dabei hinterließ das von Intendant Sebastian Hartmann geführte Bühnenhaus bekanntermaßen alles andere als einen guten Eindruck. Das Schlimme: Seither hat sich an den Zahlen nichts geändert.
Die Untersuchung führte im Wesentlichen zu dem Ergebnis, dass Leipzig einen nahezu doppelt so hohen Betriebszuschuss bekommt wie Dresden. Beide Theater erhielten im Betrachtungszeitraum in etwa einen gleich hohen öffentlichen Betriebszuschuss und spielten annähernd die gleiche Anzahl von Vorstellungen. Doch damit hat es sich schon mit den Gemeinsamkeiten. Denn das Centraltheater erreichte im Vergleich zum Staatsschauspiel Dresden nur 50,5 Prozent des Besucheraufkommens.
Auch bei den durch Besucher zu verzeichnenden Einnahmen sieht es nicht rosiger aus. Hier wurden nur 36,9 Prozent erreicht. Bei besuchergenerierten Einnahmen pro Vorstellung landet man bei ebenfalls mageren 35,6 Prozent im Vergleich zum Nachbarn in der Landeshauptstadt.Das Dresdner Theaterhaus war übrigens nicht das einzige, das in die Analyse aufgenommen wurde. Gerade das aber macht das Ergebnis noch gravierender. Außer den Häusern in Leipzig und Dresden fanden noch Aufnahme in die Analyse: Deutsches Theater/Kammerspiele Berlin, das Maxim Gorki Theater in Berlin, das Schauspielhaus Bochum, das Düsseldorfer Schauspielhaus, das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, das Bayerische Staatsschauspiel, die Münchner Kammerspiele sowie das Gerhart-Hauptmann-Theater in Zittau.
Gerade diese Auswahl ebenso bekannter wie renommierter Häuser macht die Brisanz der Analyse aus. Grundlage der Untersuchung ist das in der Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins für die Spielzeit 2008/2009 enthaltene Zahlenmaterial. Einbezogen in die Analyse wurden Theatereinrichtungen, welche ausschließlich oder weitaus der Sparte Sprechtheater zuzurechnen sind.
Was die Besucherzahl betrifft, so schneidet Leipzig im Vergleich zu den anderen Spielstätten mit 87.770 nachgerade miserabel ab. Nur das Haus in Zittau ist mit 53.833 schlechter. Zum Vergleich: Dresden verzeichnete im gleichen Spielzeitjahr mit 173.721 Zuschauern rund doppelt soviel wie Leipzig. Gar an letzter Stelle befindet man sich, wenn es an die “Besuche je Vorstellung” geht. Mit 131 ist das Leipziger Haus weit abgeschlagen. Dresden hat auch hier wieder fast das Doppelte und verzeichnet 259 Besuche je Vorstellung.Einsamer Spitzenreiter ist man in Leipzig leider nur in negativer Hinsicht. Wenn es an den Betriebszuschuss je Besuch in der besagten Spielzeit geht, befindet sich das CT mit 156,93 Euro in einer uneinholbaren Top-Position. Zweiter ist mit weitem Abstand das Deutsche Theater/Kammerspiele Berlin mit 96,99 Euro. Dresden rangiert im hinteren Drittel mit 81,99 Euro. Geht es jedoch an die besuchergenerierten Einnahmen so befindet Leipzig sich wieder ganz hinten, nämlich mit 766.000 Euro auf dem vorletzten Platz. Dresden zieht hier mit 2.074.000 Euro klar am Haus von Sebastian Hartmann vorbei.
Nur der Vollständigkeit halber und damit man sich eine Vorstellung machen kann, um was es bei diesen Einnahmen geht. Dies alles wird bei so einer Statistik dazugezählt: Vollpreiskarten, Abonnements/Platzmieten, Besucherorganisationen, Jugendvorstellungen und Jugendmieten, sonstige rabattierte und Gebührenkarten, Gastspiele fremder Ensembles, auswärtige Gastspiele, Garderobengebühren, Theaterzettel und Programmverkauf.
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Das Fazit des Sächsischen Staatsministeriums für Finanzen fällt vergleichsweise vernichtend aus. So heißt es zum Abschluss der Analyse: Das Centraltheater Leipzig erhielt im Betrachtungszeitraum einen dem Staatsschauspiel Dresden vergleichbaren Betriebszuschuss und spielte eine in etwa vergleichbare Anzahl von Vorstellungen. Demgegenüber wies das Schauspiel Leipzig bei den besucher- und damit leistungsbezogenen Kennzahlen durchweg schlechtere Werte als das Staatsschauspiel Dresden und auch im Vergleich zu den anderen in die Betrachtung einbezogenen Theatern nahezu durchweg die schlechtesten Werte auf.
Dies könnte auf Defizite bei der Generierung einer angemessenen Besuchernachfrage, etwa im Hinblick auf eine publikumsgerechte Spielplanung, sowie ineffiziente Strukturen beim Centraltheater hindeuten. Angesichts der nicht besser gewordenen Besucherzahlen, die mit 22.896 im ersten Quartal 2011 im Gegenteil sogar noch rückläufig sind (L-IZ berichtete), ist mit einer Überschreitung der Marke von 90.000 auch in diesem Jahr kaum zu rechnen.
Das hieße, dass sich die Lage seither kaum gebessert hat. Da fragt es sich, wie Sebastian Hartmann die 630.000 Euro, die er on top für die Bespielung des Interims in der nächsten Spielzeit fordert, rechtfertigen will. Mit einem Aufwärtstrend bei den Zuschauerzahlen aktuell sicher nicht. Man darf auf die Reaktionen der Fraktionen im Rathaus gespannt sein.
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