Mit Sexualität hat die katholische Kirchenhierarchie so ihre Probleme. Am 5. Mai wurde bekannt, dass der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner dem Religionslehrer und Publizisten David Berger die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen hat. Der Grund dafür: Sein öffentliches Bekenntnis zur Homosexualität. Für die Organisatoren des Leipziger CSD ein klassischer Fall vom Homophobie. Sie haben Berger eingeladen.
Anlässlich des Christopher Street Day (CSD) vom 2. bis 9. Juli wird Berger Leipzig besuchen und in einer Veranstaltung sein Buch und seine Thesen zum Thema Homosexualität und Kirche vorstellen. Das Buch heißt “Der heilige Schein: Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche”. Eine Kampfansage und eine Aufklärungsschrift.
David Berger (43), der 2005 mit dem Buch “Thomismus. Große Leitmotive der thomistischen Synthese und ihre Aktualität für die Gegenwart” im Fach Dogmatik habilitierte, bekleidete in den letzten Jahren mehrfach wichtige Lehrämter und Positionen in der katholischen-theologischen Publizistik. Er galt als streitbarer Experte. Doch 2010 wurden wieder einmal Verdächtigungen geäußert, er sei schwul. In konservativen katholischen Kreisen wurde darüber gemunkelt. Bis Berger selbst in einem Beitrag in der “Frankfurter Rundschau” an die Öffentlichkeit trat und sich outete. Das Outing verband er mit einer Kritik an der katholischen Kirche und ihrem verklemmten Umgang mit der Homosexualität.
Immerhin keine Kritik von außen. Im “Spiegel” äußerte er zu dem Thema: “Es muss anerkannt werden, dass ein großer Teil der katholischen Kleriker und Priesteranwärter in Europa und den Vereinigten Staaten homosexuell veranlagt ist.” Doch homosexuell sein und darüber öffentlich zu reden, das scheinen denn doch unterschiedliche Dinge zu sein. Er habe unter der schwulenfeindlichen Atmosphäre seiner Kirche wie unter einem “Alptraum” gelitten.
Er trat nach der Veröffentlichung seines Buches von seinen Ämtern zurück. Am 2. Mai entzog ihm Erzbischof Joachim Kardinal Meisner die Lehrbefugnis für das Fach Katholische Religionslehre an Schulen. Die Begründung: “Kardinal Meisner sah sich zu diesem Schritt gezwungen, weil Dr. Berger durch seine Veröffentlichungen und Äußerungen in den Medien selbst den unwidersprochenen Anschein gesetzt hat, in Lehre und Lebensführung mit den moralischen und gesetzlichen Normen der Kirche nicht übereinzustimmen. Damit hat er das für den Verkündigungsauftrag unverzichtbare Vertrauen des Bischofs zerstört und kann nicht mehr glaubwürdig im Auftrag der Kirche katholischen Religionsunterricht erteilen. Der Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis war deshalb unausweichlich.”Im Grunde gab ihm der Kardinal damit in ganzem Umfang Recht. Am Donnerstag, 5. Mai, wurde der Vorgang öffentlich gemacht.
“Es ist bedauerlich, dass die Katholische Kirche auf diese Weise deutlich macht, dass es sich eben nicht um eine ‘Gemeinschaft der Gläubigen’, sondern vielmehr um einen ‘Zirkel der Rechtgläubigen’ handelt”, erklärt Georg Teichert, Pressesprecher des CSD Leipzig. “Getreu dem Wahlspruch des Kölner Erzbischofes Kardinal Meisner ‘Spes nostra firma: Unsere Hoffnung für Euch steht fest’, hofft der Leipziger CSD, dass das Erzbistum Köln seine Entscheidung zum Berufsverbot für Dr. Berger überdenken wird und die Entscheidung zurücknimmt, denn: Homophobie ist heilbar!”
Homophobie hat freilich auch viele Spielarten. Intoleranz ist eine davon. Und sie meldet sich oft und gern zu Wort mit Verweis auf die “moralischen und gesetzlichen Normen der Kirche” oder ähnliche Korsette von Sitte und Anstand.
“Die heute bekannt gewordene Entscheidung des Kölner Erzbischofes Joachim Kardinal Meisner zum Entzug der Lehrerlaubnis von Dr. David Berger stößt beim Leipziger Christopher-Street-Day auf Unverständnis und Empörung”, meinte Teichert am Donnerstag. Zum CSD in Leipzig kann das dann alles diskutiert werden.
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