Am Freitag, 29. April, wurden etliche Fahrgäste der Leipziger Verkehrsbetriebe von jungen Leuten überrascht, die ihnen kleine Give-aways in die Hand drückten und Informationsmaterial über ein Projekt namens SMiLe. - Ein Projekt für Optimisten? - So kann man's auch sehen.

Denn es widmet sich einer Problemgruppe: dem jungen Menschen als Fahrgast. Das geht nicht immer konfliktfrei ab. Mancher Polizeibericht konnte davon in der Vergangenheit erzählen. Manchmal kam es auch gar nicht in den Polizeibericht. Nur die LVB verbuchte die Schäden: zerkratzte und zertrümmerte Scheiben, beschmierte Sitze, Müll in der Bahn. Manchmal sind es nur ein paar Wenige, die die Bahn oder den Bus als Ort auswählen, um ihren Aggressionen freien Lauf zu lassen.

Woher das kommt, darüber können Psychologen dicke Bücher schreiben. Dass es zugenommen hat in den letzten Jahren, das zeigen manche Statistiken. Doch was können da ausgerechnet Verkehrsbetriebe tun? Können sie die Welt verbessern?

Yes, we can, beschlossen die Leipziger Verkehrsbetriebe und hoben das Projekt SMiLe aus der Taufe. Es steht für “Schüler Mitarbeiter integriertes Lernen”. Klingt nach Aktenordner, bedeutet aber genau das, was auch Dr. Sabine Groner-Weber, LVB-Geschäftsführerin für Personal/Recht und Arbeitsdirektorin der LVB, so beeindruckt an dem Projekt: “Hier kommen zwei Bevölkerungsgruppen zusammen, die für gewöhnlich eher im Clinch miteinander liegen – die Schüler und die Mitarbeiter der LVB.”Denn natürlich haben sie Konflikte miteinander, wenn die einen sich in der Bahn benehmen, wie sie es zu Hause nicht täten, und die anderen an der Endhaltestelle schrubben und putzen müssen, weil’s schlimmer aussieht als bei manchem daheim.

“Mit diesem Projekt nehmen wir als Leipziger Verkehrsbetriebe einen Teil unserer sozialen Verantwortung wahr”, sagt Groner-Weber. “Mit der Ausbildung wollen wir die sozialen Kompetenzen der Jugendlichen und unserer Mitarbeiter stärken und Zivilcourage fördern. Davon profitieren jeder Einzelne und nicht zuletzt wir als Unternehmen, denn wir wollen, dass sich unsere Fahrgäste bei uns wohlfühlen.”

Denn bei diesem Projekt werden sie beide gemeinsam in Kurse gesteckt – die Schüler und die LVB-Mitarbeiter. Unter dem Motto “Vernetzen statt Verletzen” soll mit Hilfe des Projektes das freundliche Miteinander im ÖPNV gestärkt werden. Die Teilnehmer lernen, mit schwierigen Situationen souverän umzugehen und vor Ort angemessen zu handeln – für mehr Toleranz, Freundlichkeit, Sicherheit und Hilfsbereitschaft in öffentlichen Verkehrsmitteln.200 Schüler im Alter von 14 bis 18 Jahren wurden bereits zum SMiLe-Begleiter ausgebildet. 24 Schulen in Leipzig nehmen an der Ausbildung teil. Weiterhin wurden in rund 350 Gruppentrainings insgesamt 1.600 LVB-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Themen wie Kommunikation, Körpersprache, Prävention, Deeskalation und Zivilcourage geschult.

Denn – so Groner-Weber – wir wollen ein angenehmeres Klima in unseren Bahnen. Neu ist – so Peter Müller-Marschhausen, LVB-Geschäftsbereichsleiter für Personal und Organisation: “In diesem Monat haben wir unsere gemeinsamen Trainings von Schülern und Mitarbeitern gestartet. Das ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal unseres Projektes. Durch den direkten Austausch zwischen Schülern und Mitarbeitern wollen wir das gegenseitige Verständnis fördern. Die Schüler können unseren Mitarbeitern bei ihrem Job über die Schulter schauen oder beide tauschen einfach mal die Rollen. Ziel ist dabei, Strategien aufzuzeigen, wie man gemeinsam mit kritischen Situationen umgehen und sich gegenseitig unterstützen kann.”Das Projekt interessiert mittlerweile auch Verkehrsunternehmen in anderen Großstädten. In einer hat man selbst sogar schon länger Erfahrung: in Köln beim RVK Regionalverkehr Köln GmbH. Schulscouts heißt es dort.

Projektleiter Thorsten Oppermann und Schülerinnen und Schüler aus Köln sind der Einladung nach Leipzig gefolgt, hier den zweiten SMiLe-Geburtstag mitzufeiern. Eingeladen waren auch polnische Schüler. Am Donnerstag, 28. April, feierten sie auf ihre Weise: Sie machten eine Bahn bunt.

Einen blau-gelben Tatra-Anhänger beklebten sie nicht nur mit SMiLe-Aufklebern, sie verewigten sich auch mit lauter farbigen Handabdrücken. Der Wagen rollt seit gestern als Geburtstagswagen durchs Gleisnetz. Und natürlich als Werbung fürs SmiLe-Projekt. An den Stationen sprangen die Schülerinnen und Schüler heraus und drückten den Wartenden kleine Geschenke und Informationen zu SMiLe in die Hand.

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Denn weitergehen soll das Ganze ja. Möglichst mit Effekt. Und wenn es nur der ist, dass junge Menschen lernen, dass Kommunikation eine hohe Kunst ist und mit dem, was man in einschlägigen Jugendmedien zu sehen bekommt, nicht viel zu tun hat.

Das Projekt SMiLe wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und dem Europäischen Sozialfond (ESF) im Rahmen des Programms XENOS “Integration und Vielfalt” gefördert.

Interessierte Schülerinnen und Schüler können sich bereits jetzt für die Sommerferienkurse unter smile@lvb.de anmelden. Information und Anmeldung unter:

www.smile-begleiter.de

www.lvb.de

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