Die Hoffnung in Leipzig begann am 13. April 1945. Da war in der Stadt zum ersten Mal Geschützdonner zu vernehmen. Von Westen rückten die US-Amerikaner heran. Das Ende der NS-Diktatur nahte. Doch noch fünf Tage hieß es Bangen: Am 18. April rückten US-amerikanische Truppen in die Stadt ein. Daran erinnert seit gestern eine Bronzetafel.
Sie wurde mit Glenn-Miller-Musik am Dittrichring 24 enthüllt. Pünktlich zum 66. Jahrestag der Befreiung Leipzigs durch amerikanische Streitkräfte. Oberbürgermeister Burkhard Jung enthüllte die Tafel im Beisein der Generalkonsulin des Generalkonsulats der USA in Leipzig, Katherine Brucker. Schade, sagt da mancher: Da hätte man auch einmal die politische Ebene verlassen und die Veteranen der US Army einladen können. Egal, ob sie speziell in Leipzig dabei waren oder nicht.
Immerhin ist ihnen die Tafel gewidmet. Zweisprachig steht darauf zu lesen:
“Zu Ehren der Truppen der 2. und 69. Infanteriedivision der US-Armee, die Leipzig am 18. April 1945 von der nationalsozialistischen Diktatur befreiten. In diesem Gebäude befanden sich bis Ende Juni 1945 die Militärregierung und das Hauptquartier des VII. US-Armee-Korps.
In honor of the soldiers of the 2nd and 69th Infantry Divisions of the US Army who freed Leipzig from the National Socialist dictatorship on April 18, 1945. The military government and headquarters of the US VII Corps were located in this building until the end of June 1945.”Die Tafel wurde vom Leipziger Künstler Harald Alff gestaltet. Auf ihr sind neben dem Text die Militärwappen der beteiligten Verbände abgebildet. Durch ihre ungewöhnliche Form soll die Tafel zum Vergleich mit der amerikanischen Flagge anregen. Deswegen findet man sie auch nicht am Haupteingang des Gebäudes, das die Leipziger als “Runde Ecke” und einstigen Sitz der Bezirksverwaltung des MfS kennen. Seit 1990 ist hier das Museum in der Runden Ecke zu finden. Das entsprechende Schild dominiert an der Haupttür.
Das neue für die Soldaten der 2. und 69. Infanteriedivision findet man zehn Schritte rechts vom Eingang an einem Mauervorsprung. Was freilich auf der Tafel steht, ist das kleine, aber wichtige Mahnzeichen an die heutigen Betrachter: Dass die US-Amerikaner im April 1945 nicht nur die NS-Herrschaft in Leipzig beendeten, sondern auch die Grundlagen für eine neue demokratische Entwicklung legten.
Immerhin war ihre Ankunft auch von letzten Racheaktionen der NS-Machthaber überschattet. Noch am 13. April wurden – unter anderem in der Untersuchungshaftanstalt Beethovenstraße – 32 Hitlergegner erschossen. Noch am 18. April wurden in Abtnaundorf etwa 100 KZ-Häftlinge bei einer SS-Aktion lebendig verbrannt. Noch bis zur letzten Stunde versuchten die Schergen der Regimes, mögliche Zeugen ihrer Verbrechen zu beseitigen.
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Ein nicht unwichtiger Moment in diesen ersten Tagen der Befreiung: Am 19. April 1945 nahm die Alliierte amerikanische Militärregierung von Leipzig ihre Arbeit auf. Um 16:30 Uhr trat für Leipzig die Proklamation Nr. 1 des alliierten Oberbefehlshabers und späteren US Präsidenten, Dwight D. Eisenhower, in Kraft. Mit dieser Proklamation Nr. 1 wurden unter anderem sofort die Nürnberger Rassengesetze und andere menschenfeindliche, undemokratische Gesetze außer Kraft gesetzt.
Dass Leipzig vorerst nicht den Weg einer bürgerlichen Demokratie gehen würde, wurde den Einwohner spätestens im Juni klar, als die Amerikaner begannen abzurücken. Am 2. Juli marschierten die sowjetischen Truppen ein.
Die Bronzetafel wurde auch in diesem Fall wieder in der Leipziger Bronzegießerei Noack hergestellt.
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