Ulf Schirmer wird zukünftig als neuer Intendant das Ruder an sich reißen und den schlingernden Operndampfer wieder auf Kurs bringen. Selbstbewusst, kompetent und mit klaren Zielen präsentierte sich der Vollblutmusiker der Öffentlichkeit.
Mehr eigene Inszenierungen, mehr Gewandhausorchester, mehr Wagner und ein offensiveres Marketing sollen die Oper den Leipzigern wieder näher bringen.
Die Oper zu den Leipzigern bringen, das war auch eines der Schlagworte der Pressekonferenz, in der sich Oberbürgermeister Burkhard Jung in seiner Rolle als Kulturbürgermeister voll des Lobes über seine “neueste Errungenschaft” äußerte: “Ich freue mich, dass wir Ulf Schirmer als Intendanten für die Oper gewinnen konnten. Genauso freue ich mich darüber, dass der Stadtrat ein eindeutiges, klares Votum für Professor Schirmer abgegeben hat. Ich bin sicher: Verankert in Leipzig bei den Menschen, mit dem Gewandhausorchester musikalisch auf höchstem Niveau, wird Professor Schirmer die nächsten Jahre gestalten.”Damit nannte Burkhard Jung auch gleich einen der wichtigsten Punkte der Neuausrichtung des Opernintendanten. Das Gewandhausorchester soll Dreh- und Angelpunkt der musikalischen Orientierung des Opernhauses werden. Burkhard Jung: “Auch deshalb haben wir den bisherigen Generalmusikdirektor gewollt. Er wird dafür sorgen, dass das Haus selbst mehr von Musik bestimmt wird.”
Eine klare Absage erteilte Ulf Schirmer dem bisherigen Stagionebetrieb. Das Haus soll weg von den vielen saisonalen Koproduktionen und hin zu mehr eigenen Inszenierungen. Ulf Schirmer: “Der Stagionebetrieb hat sich als nicht erfolgreich herausgestellt und ist beim Publikum nicht angekommen. Mein Ziel ist es, einen soliden Spielplan mit eigenen Inszenierungen aufzubauen, der dem Haus ein eigenes Profil gibt.”
Er wolle deshalb schon in den nächsten Monaten das Repertoire der Oper auf 40 bis 50 Produktionen ausbauen, die dann in regelmäßigen Abständen immer wieder aufgeführt werden könnten. Mit Ulf Schirmer wird noch jemand im Haus am Augustusplatz Einzug halten, der bisher eher ein unverdientes Schattendasein im musikalischen Leben der Stadt führte: Richard Wagner.
Ulf Schirmer: “Die Oper Leipzig muss eine Heimstatt für Wagner werden. So will Schirmer den Komponisten auch dem jüngeren Publikum näher bringen: “Ich denke da an einen Wagner-“Ring” in einer verkürzten Fassung von 70 Minuten. Darüber hinaus möchte ich auch andere Operninszenierungen für junge Augen und Ohren auf die Bühne bringen.”
Auch solle die Oper stärker im Bewusstsein der Leipziger verankert werden. Der Intendant: “Wir setzen uns jetzt nicht hin und warten darauf, dass die Leute zu uns kommen. Die Oper muss raus auf die Straße, und da nehme ich mich nicht davon aus. Wir müssen zu den Leuten, mit ihnen reden und herausfinden, was ihnen gefällt und wie wir sie erreichen können. Teil dieses Plans ist eine Publikumsumfrage, die schon im kommenden Herbst in Angriff genommen werden soll. Weiterhin soll sich das Haus mehr der Öffentlichkeit öffnen.
Ulf Schirmer: “Ich möchte, dass wir jeden Sonntagmorgen öffnen und uns mit kleinen künstlerischen Darbietungen präsentieren. Das können Kammerkonzerte, Darbietungen des Balletts oder andere Auftritte sein, die die ganze künstlerische Bandbreite des Hauses zeigen. Die Zeit dazu haben wir.”
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Eine Lanze brach der neue Intendant auch für die Musikalische Komödie und das Ballett: “Beide sind wichtige Säulen des Dachverbandes Oper und sind bei den Leipzigern sehr beliebt.” Dies gelte es zu fördern und auszubauen. Eine klare Absage erteilte Ulf Schirmer dem Zeitgeist, der sich dem schnellen Erfolg verschrieben habe: “Es ist nachgerade eine Unsitte, dass in dieser Welt der schnelle Erfolg eingefordert wird. Das wird es mit mir nicht geben. Ich setze auf Langfristigkeit und einen langen Atem. Auch wenn sich nicht sofort Erfolge einstellen, werde ich von meiner Linie nicht abweichen.”
Hartnäckigkeit führt bekanntlich zum Ziel. Der erste Auftritt des neuen Intendanten stimmte in diesem Sinne nicht nur hoffnungsfroh sondern war darüber hinaus auch durchweg sympathisch.
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