Es grünt so grün ... möchte man angesichts der Fortschritte im Leipziger Gondwanaland sagen. Prima Klima, subtropische Temperaturen, das Mega-Zoo-Projekt liegt gut im Rennen. Am Mittwoch, 9. März, wurde im Zoo die Klimatechnik vorgestellt, die für ein künstliches Öko-System sorgt.

Und wie in der richtigen Natur, ist auch ein künstliches Öko-Klima ein äußerst empfindliches Gebilde, das leicht aus dem Gleichgewicht geraten kann.

Immer noch ist das teilweise begrünte Urwaldreich eine Baustelle, doch man bekommt eine ziemlich genaue Ahnung von dem, was hier entstehen soll. Mächtige Urwaldriesen entpuppen sich als gewaltige Belüftungsschächte, die dafür sorgen, dass die Luftmassen in der gigantischen Halle umgewälzt werden. Hier herrschen eine Luftfeuchtigkeit von bis zu maximal 80 Prozent und eine Durchschnittstemperatur von 25 Grad. Wer aus der winterlichen Kälte in die Halle kommt, wird von dem Klima fast erschlagen.
Schon nach Minuten kleben die Sachen am Leib. Doch so beeindruckend die rund 17.000 Quadratmeter große Halle jetzt schon wirkt, das Herz dieses riesigen Öko-Organismus schlägt tief unter der Erde. Die komplizierte und mit kilometerlangen Leitungen versehene Anlage, sorgt dafür, dass das empfindliche Klimagleichgewicht in der Halle gehalten wird. Dabei ist der Sommer das größere Problem als der Winter, erklärt Projektleiter Lars Handschuh vom Leipziger Zoo: “Wenn die Sonne längere Zeit auf die Dachfläche knallt kann es sehr schnell, sehr heiß werden. Ab 50 Grad fängt das Eiweiß in den Blättern der teilweise sehr empfindlichen Bäume an zu gerinnen. Dann sterben die Pflanzen sehr schnell ab. Das muss unter allen Umständen vermieden werden.”

Für das im wahrsten Sinne des Wortes gute Betriebsklima sorgt eine Technik die obendrein noch auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz ausgerichtet ist. Zoodirektor Dr. Jörg Junhold: “Unser Klimasystem nutzt, wo immer es geht, natürliche Ressourcen wie die Sonneneinstrahlung, Regenwasserrückgewinnung, Wärmerückgewinnung und Wärmespeicher. Die konstante Temperatur zu halten, die tropische Tiere und Pflanzen benötigen, ist extrem wichtig, denn sonst drohen im Sommer Überhitzung und im Winter Auskühlung. Beheizt wird Gondwanaland nach Möglichkeit mit Sonnenwärme, die von den Folienkissen des Hallendaches aufgefangen wird. Tagsüber anfallende Wärme wird gespeichert und beheizt die Anlage nachts. Für die Winterzeit ist die Halle an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Leipzig angeschlossen”.
Partner und Sponsor sind dabei die Stadtwerke. Thomas Pauße von der Geschäftsführung: “Wir versorgen den Zoo bereits seit über 20 Jahren mit Energie. Umweltschonende Fernwärme ist dabei Teil des Konzeptes.” Eine Überhitzung der Halle wird dank der zwei Hauptlüftungsanlagen vermieden. Dies geschieht über die beiden Urwaldriesen, die bis unters Dach ragen und quasi als Entlüftungsrohre dienen.

Steigt die Temperatur auf über 28 Grad, öffnen sich zunächst die Dachfester. Während die warme Luft nach außen entweicht, strömt über steuerbare Lüftungslamellen in der Fassade kühlere Außenluft nach. Reicht das alles nicht aus, werden zusätzlich seitlich eingebaute Ventilatoren eingesetzt, die pro Stunde rund 600.000 Kubikmeter Luft umwälzen können. Die beiden Urwaldriesen dienen auch zur Wärmerückgewinnung. Die heiße Hallenluft wird über einen der beiden künstlichen Bäume abgesaugt und über eine Wärmepumpe in einen 100 Kubikmeter großen Erdwärmespeicher gespeist, der wiederum für nächtliche Beheizung sorgt.
Auch die Luftfeuchtigkeit von bis zu maximal 80 Prozent stellt eine große technische Herausforderung dar. Feine Düsen versprühen das Wasser zu einem Nebel. Dazu kommen ein gigantischer Wasserfall sowie ein Bodenbefeuchtungssystem. Letzteres wird übrigens auch in Israel zur Begrünung von Wüstengegenden eingesetzt. Soweit möglich wird für die Befeuchtung und Bewässerung der Pflanzen, Becken und Wasserläufe Regenwasser genutzt. Gesammelt wird es in vier Zisternen mit rund 600 Kubikmetern Fassungsvermögen sowie zwei Tagestanks mit je 30 Kubikmetern. Kiesfilter reinigen das Wasser.

Reicht das Regenwasser nicht aus, wird Trinkwasser nachgefüllt, das über eine Umkehrosmoseanlage enthärtet wird. Komplizierte Filteranlagen und Umwälzpumpen im “Bauch” von Gondwanaland sorgen dafür, dass das Wasser in den Becken den Umweltbedingungen der Tiere und Pflanzen angepasst ist und außerdem sauber bleibt, so dass auch die Besucher durch Glasscheiben einen “ungetrübten” Blick haben.

Dr. Jörg Junhold: “Die gesamte Wasseraufbereitungstechnik in Gondwanaland arbeitet nachhaltig Hand in Hand. Damit haben wir ein funktionierendes, technologisches Ökosystem geschaffen, wie es auf der Welt einzigartig ist.” Macht Gondwanaland weiter solche Fortschritte, dann dürfte der Eröffnung dieser Tropenerlebniswelt pünktlich am 1. Juli 2011 nichts im Wege stehen. Bis dahin haben auch die Tiere ihre neue Heimat im Gondwanaland gefunden. Fest steht, dass diese wirklich faszinierende Halle ein neuer Anziehungspunkt mit weltweiter Strahlkraft für Leipzig werden wird. Man darf also gespannt sein.

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