Wieder einmal soll in Leipzig, diesmal in der Ortschaft Böhlitz-Ehrenberg, eine Kita geschlossen werden. Von der Schließung zum 31. Dezember 2025 erfuhren die Eltern Ende Januar und wandten sich Anfang Februar an die Stadtverwaltung, den Ortschaftsrat und auch an die Presse. Wir kontaktierten am 4. Februar den Ortsvorsteher Denis Achtner, der ebenso wie die Eltern von der Nachricht überrascht wurde.

Er konnte noch nicht viel dazu sagen, der Vorgang bestätigte jedoch nach seiner Meinung die mangelhafte Kommunikation der Stadtverwaltung mit den Ortschaftsräten.

Am 5. Februar fragten wir bei der Stadtverwaltung an:

1. Was sind die Gründe für die Schließung? In der Bedarfsplanung Kindertagesbetreuung, Fortschreibung (Anlage Seite 39) ist diese nicht vermerkt.

2. In welchen konkreten Kitas, im Umkreis von 2,5 km, sind genügend freie Plätze vorhanden?

3. Wurde bei Punkt 2 die geplante Brückenbaumaßnahme berücksichtigt?

Zur Kita-Bedarfsplanung für das Jahr 2025. Grafik: Stadt Leipzig
Kita-Bedarfsplanung für das Jahr 2025. Grafik: Stadt Leipzig

Die Antwort steht noch aus, wurde uns aber auf Nachfrage für die KW 8 zugesagt.

Die Kita „Auenzwerge“ ist unter der Trägerschaft des DRK Kreisverband Leipzig-Land e.V. Wir fragten also auch dort nach und erhielten auch eine Antwort von Susanne Nensa, Vorstandsmitglied für Kinder, Jugend und Familie.

1. Wie ist die aktuelle Auslastung der Kita und wie viel Anmeldungen gibt es aktuell?

Aktuell befinden sich 66 Kinder in der Einrichtung (Kapazität 72). Durch die Pläne der Stadt Leipzig, den Mietvertrag nicht über den 31.12.2025 zu verlängern, war eine Auflage, keine neuen Kinder zur Betreuung aufzunehmen. Bedauerlicherweise konnten wir daher die Eingewöhnung für die Monate März, April und Mai leider nicht umsetzen und mussten den Eltern eine Absage senden. Im Juni wären wir mit den neuen Kindern bei 69 Kindern gewesen.

2. Gibt es bezüglich des Bauzustandes Probleme, die zu einem Erlöschen der Betriebserlaubnis führen könnten? Wenn ja, seit wann sind diese bekannt und bis wann läuft die Betriebserlaubnis?
Nach meinem Kenntnisstand nicht, da das Gebäude im Rahmen der Betriebserlaubnis dem Bestandsschutz unterliegt. Die Stadt Leipzig wird Ihnen dazu sicher nähere Informationen geben können. Die Mängel, die genannt sind, unterliegen meiner Einschätzung nach den Anforderungen im Rahmen des Bestandsschutzes.

3. Wann wurden Sie über die bevorstehende Schließung informiert? Mit welcher Begründung erfolgte diese Ankündigung?
Kurz vor Weihnachten wurden wir mit der Tatsache konfrontiert, dass der Mietvertrag nicht über den 31.12.2025 verlängert werden würde. Daraufhin gab es ein zweites Gespräch Mitte Januar. Bis dahin galt es seitens der Stadt noch andere Möglichkeiten und Optionen zu prüfen.

Die Begründung der Stadt Leipzig ist multifaktoriell und wird zum einen durch die Überkapazität an Kita-Plätzen in der Stadt Leipzig (Böhlitz-Ehrenberg – ca. 100 Kita-Plätze zu viel) und mit dem baulichen Zustand des Gebäudes begründet.

4. Wie ist die Einschätzung des Trägers zum Verfahren?
Betriebswirtschaftlich ist die kurzfristige Maßnahme nachvollziehbar, da mit der Schließung sofort Einsparungseffekte erzielt werden können. Es ist jedoch aus meiner Sicht nicht langfristig geplant und durchdacht. Es gab einen langfristigen Plan im Rahmen der Kita Baustrategie, unsere beiden Einrichtungen Auenzwerge und Regenbogen in einem Interimsbau und dann in einem Ersatzneubau zusammenzuführen.

Diese Planung hat sich aufgrund der Haushaltslage verzögert und wird erst in 2029 (Interim) und 2032 (Ersatzneubau) fertiggestellt werden. Auch die hohe Investition in Schallschutz in den Auenzwergen ließ nicht darauf schließen, dass die Kita geschlossen werden sollte. Kurzfristig ist es im Rahmen der Platzzahlreduzierungen sicher ein Mittel, um den Abbau der freien Kitaplätze zu realisieren.

Aus Trägersicht wird eine Kita geschlossen, die sehr gut ausgelastet ist. Neben der Auslastung arbeitet die Kita mit einem sehr guten pädagogischen Konzept in einem tollen Team. Das Gebäude ist wunderschön und das große Gelände mit einem hohen Baumbestand eine Bereicherung für die Kinder.

Nach der Ortschaftsratssitzung am letzten Donnerstag gilt es seitens der Stadt, etwaige Optionen zu prüfen und weiterhin den baulichen Zustand zu bewerten, bzw. die Dokumentation zum baulichen Zustand zur Verfügung zu stellen.

Petition und Statement

Bei der genannte Sitzung des Ortschaftsrates konnten wir leider aus Termingründen nicht anwesend sein, können aber das Statement der Eltern „Zwerge gegen Goliath“ veröffentlichen (am Ende des Artikels). Die Eltern haben auf Instagram unter „Auenzwerge retten“ bereits den Start einer Petition angekündigt.

Bei der Sitzung des Ortschaftsrates wurde von der Stadt wohl eine Verlängerung des Betriebs bis zum Ende des Kita-Jahres (Mitte 2026) angeboten, um wenigstens einen Wechsel kurz vor der Einschulung zu vermeiden. Das hätte allerdings bereits bei der Planung der Schließung, vor einer Information von Träger und Eltern beachtet werden müssen. Damit wollen sich Eltern und Ortschaftsrat nicht zufriedengeben.

Fazit: Es bleiben offene Fragen, zum Beispiel, ob die Kitas mit ausreichen freien Plätzen nicht doch auf der anderen Seite der Georg-Schwarz-Brücken, die langfristig gesperrt werden, liegen. Das würde die Erreichbarkeit zumindest stark erschweren. Wir sind jedenfalls auf die Antwort des zuständigen Amtes gespannt.

Das Statement der Eltern „Zwerge gegen Goliath“

Zwerge gegen Goliath
Eltern kämpfen gegen die überraschende Schließung der Kita Auenzwerge im Stadtteil Böhlitz-Ehrenberg

Leipzig, [12.02.2025] – Während Böhlitz-Ehrenberg als wachsender und familienfreundlicher Stadtteil weiterentwickelt wird, sorgt eine plötzliche Entscheidung der Stadt bzw. des Jugendamtes Leipzig für Unverständnis: Ohne Vorankündigung soll die voll besetzte Kita „Auenzwerge“ zum Ende des Jahres 2025 und mitten im Kitajahr geschlossen werden. Eltern und Beschäftigte wurden erst kurzfristig informiert – mit drastischen Konsequenzen für die betroffenen Kinder und Familien.

Die Nachricht der Schließung steht im Widerspruch zur aktuellen Entwicklung des Stadtteils. Während neue Wohnquartiere entstehen und die Stadt mit zusätzlichen Grundschulkapazitäten auf eine selbst herausgegebene Wachstumsprognose reagiert, wird gleichzeitig ein wichtiger Bestandteil der frühkindlichen Betreuung ohne transparente Begründung aufgegeben. Seit dem Elternabend, an dem die Entscheidung bekannt wurde, wächst der Protest in der betroffenen Elternschaft.

Eine im Anschluss an den Elternabend gegründete Elterninitiative kämpft gemeinsam gegen die Schließung. Erste Gespräche mit dem Jugendamtsleiter im Ortschaftsrat ließen etliche Fragen offen. Die Rechtfertigung für die Schließungsentscheidung wechselt zwischen der Einschätzung zum Zustand des Gebäudes, rückläufigen Geburtenzahlen und Haushaltszwängen – widersprüchlich zu den strategischen Zielen der Stadt, der Vorsehung von „Schonbereichen“ (hierzu zählen u.a. Bildung, Jugend und Kultur siehe Doppelhaushalt 25/26), Investitionsplänen im Stadtteil sowie auch widersprüchlich zum Ursprungsplan einer Kita-Zusammenlegung (siehe Ortschaftsratssitzung 11/24).

Die Stadt räumt ein, dass die Kommunikation zur Schließung mangelhaft war. Ein zunächst angebotener Kompromiss – eine Verlängerung bis Mitte 2026 – wird von Träger und Eltern abgelehnt, da er neue Probleme schafft. Die Sprecher der Elterninitiative schlagen stattdessen diverse sozialverträgliche Ideen und Alternativen vor.

Auch der Ortschaftsrat fordert die Stadt auf, alternative Lösungen zu prüfen. Indessen ist selbst die Zukunft der benachbarten Kita „Regenbogen“ unklar, sodass am Ende nur noch Kitas vom selben Träger im Stadtteil übrigbleiben würden. Dies hätte sogar eine Träger-Monopolstellung zur Folge, die bis zum Hort reicht. Von einer freien Wahl kann dann wohl kaum noch die Rede sein. Eltern und Ortschaftsrat fordern eine offene Diskussion über die Zukunft der Kita-Landschaft in Böhlitz-Ehrenberg und erwarten eine faire Lösung im Sinne der betroffenen Familien. Auch mit Blick auf zukünftige Schließungsvorhaben.

Eltern fordern eine transparente und langfristige Lösung, statt kurzfristiger Schließungen ohne Alternativen. Die Initiative ruft die Stadt Leipzig auf, ihr Bekenntnis zur nachhaltigen Stadtentwicklung und sozialen Stabilität einzulösen – auch für die Kleinsten.

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