Wie weiter mit dem beliebten Montessori-Angebot in der alten „Villa Kunterbunt“ in der Köhlerstraße 7 in Reudnitz? Das Haus ist dringend sanierungsfällig und hat nur noch eine befristete Betriebsgenehmigung. Trotzdem haben sich Eltern und Kinder in das Haus verliebt und fielen aus allen Wolken, als ihnen bekannt wurde, dass die Kita hier raussoll. Die Eltern schrieben deshalb gleich eine Petition an den Leipziger Stadtrat.

„Sehr geehrte Damen und Herren, der Mietvertrag unserer Einrichtung in der Koehlerstr. 7 in 04315 Leipzig soll wie bei einigen anderen Kitas auslaufen. Damit stehen Verein und Einrichtung nach 25 Jahren engagierter Arbeit vor dem Ende. Das Anliegen der angehangenen Petition ist es erstens darzulegen, was diese Kita zu einem derart besonderen und vor allem erhaltenswerten Ort macht und darüber hinaus unsere konkrete Zielvorstellung für das weitere Vorgehen zu artikulieren“, schrieb Elternratsvorstand Stephan Jakubowski in der Petition, zu der jetzt das Amt für Jugend und Schule Stellung nahm.

Das ist zwar noch nicht der Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses. Aber dem eröffnet das Amt ja einen Weg, wenn es vorschlägt, der Montessori-Einrichtung ein städtisches Objekt zur Verfügung zu stellen: die moderne Kindertagesstätte in der Paul-Küstner-Straße.

Ein Vorschlag, über den wir an dieser Stelle auch schon berichtet haben.

Planung ist schon fortgeschritten

Das Problem der Eltern war freilich, dass sie den Wechsel auf die andere Stadtseite – vom Osten in den Westen – nicht als gute Alternative betrachteten.

„Die Petition begehrt die Verlängerung des Mietvertrages um zwei Jahre und die schriftliche Zusicherung, dass die Stadt den Trägerverein/die Elternschaft bei der Suche nach einem geeigneten neuen Standort im Radius von maximal 2 km des bisherigen Standorts aktiv unterstützt“, fasst das Amt für Jugend und Familie das Begehren zusammen.

„Aufgrund der hohen Überkapazitäten an Kitaplätzen, die kurz- und mittelfristig vorhanden sind und aufgrund der fortgeschrittenen Planung, die Kindertageseinrichtung in kommunaler Trägerschaft mit einem Montessori Konzept am Standort Paul-Küstner-Straße zu betreiben, ist die Petition abzulehnen.“

Denn letztlich ist es der Träger der Einrichtung, der entscheidet, ob er das Angebot der Stadt annimmt.

„Die Stadtverwaltung hat in Gesprächen seit November 2023 den Träger bei der Suche eines kommunalen Objekts unterstützt und ein geeignetes Objekt in etwa 7 km Entfernung gefunden. Vorausgegangen war das Angebot der Stadt Leipzig, dass der Träger bis zu zwei Mal den Mietvertrag um jeweils ein Jahr verlängert, damit alle in der Einrichtung betreuten Kindern wahlweise die Krippen- oder Kindergartenzeit beenden können und anschließend vom Netz zu gehen.

Damit einhergehend wäre ein Aufnahmestopp notwendig gewesen, um keine neuen Kinder mehr aufzunehmen, die dann spätestens Ende 2026 die Einrichtung hätten wechseln müssen“, fasst das Amt für Jugend und Familie den Entscheidungsprozess zusammen.

Träger hat zugestimmt, Umzug im Sommer

Doch ein Umzug würde einen nahtlosen Weiterbetrieb möglich machen. Nur eben dann in der Paul-Küstner-Straße in Lindenau. Für viele Eltern würden sich die täglichen Wege dann deutlich verlängern. Aber das Angebot bliebe verhalten.

„Der Träger hat die Option der kommunalen Übernahme und dazugehöriger zur Verfügung Stellung eines Gebäudes bevorzugt, um als Team und mit allen Familien weiter arbeiten zu können. Das Angebot, eine kommunale Montessori-Kita zu etablieren und sowohl das Personal als auch die derzeit betreuten Kinder aufzunehmen, wurde seitens des Trägers demnach begrüßt.

Der Träger hat deshalb in einem Vor-Ort Termin in der Paul-Küstner-Straße am 21.03.24 mitgeteilt, dass er den Wechsel hierher im Spätsommer 2024 vollziehen möchte“, bestätigt das Amt für Jugend und Familie den Umzugswunsch. „Zur weiteren Planung findet zwischen der Stadtverwaltung und dem Träger Mitte April das nächste Gespräch statt.“

Schwere Entscheidung für die Eltern

Dass das für viele Eltern hart wird, ist der Verwaltung durchaus bewusst.

„Die räumliche Distanz zum bisherigen Standort stellt für einige der derzeit betreuten Familien eine Herausforderung dar. Insofern die Eltern den Weg nicht auf sich nehmen können oder möchten, steht die Stadt Leipzig für individuelle Hilfen im Bereich der Kitaplatzberatung zur Verfügung und unterstützt bei der Suche nach einem Platz in Wohnortnähe“, verspricht das Amt.

„Im Ortsteil Neustadt-Neuschönefeld stehen insgesamt 1.274 Plätze in Kindertageseinrichtungen zur Verfügung; zum 31.12.2023 lebten dort 749 Kinder zwischen einem und 7 Jahren. Einige Einrichtungen im Ortsteil selber und in den angrenzenden Ortsteilen haben derzeit nur eine Auslastung um die 70 %.“

Hier kommt dir Tatsache zum Tragen, die auch in der letzten Ratsversammlung Thema war: Durch die deutlichen Geburtenrückgänge in den letzten Jahren hat Leipzig jetzt mehr als genug Kitaplätze und kann daran gehen, das Kita-Netz den örtlichen Bedarfen anzupassen. Das bedeutet manchmal die Schließung von alten Einrichtungen, manchmal die Freilenkung, um das Haus endlich sanieren zu können, manchmal eine Verringerung der Belegung. Aber es schafft eben auch Freiräume für Eltern, die im Stadtbezirk nach einer anderen Einrichtung für ihr Kind suchen.

„Aufgrund der erheblichen Überkapazitäten an Kitaplätzen resultierend aus dem drastischen Geburtenrückgang ist eine Verlängerung des Mietvertrags um weitere zwei Jahre nicht unter der Bedingung angezeigt, dass anschließend in unmittelbarer Nähe die Kita weiterbetrieben wird“, beschreibt das Amt für Jugend und Familie die Folgen für den Montessori-Standort in Reudnitz.

„Mit der angestrebten kommunalen Übernahme wird zugleich die Gesamtkapazität an Kitaplätzen in der Stadt Leipzig reduziert. Am potentiellen neuen Standort stehen ausreichend Plätze für alle derzeit betreuten Familien zur Verfügung.“

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