Es folgt meist eines aus dem anderen – prekäre Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen haben meist auch schlechte Schulerfahrungen und Niederlagen im Bildungssystem zur Folge. Das ist auch in den Leipziger Ortsteilen zu sehen, wo sich die sozialen Problemlagen ballen. Das macht jetzt die Linksfraktion für Grünau zum Thema und schlägt mit einem aktuellen Antrag vor, ein Handlungsprogramm „Rückenwind für Grünau“ aufzulegen.

Dieses Programm soll konzertierte präventive Maßnahmen umfassen, um Armutslagen und Bildungsbenachteiligung von Kindern und Jugendlichen vorzubeugen.

Anlass des Antrages sind die aktuell dramatischen Zahlen zu Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen im Ortsteil Grünau, welche die Fraktion im April erst von der Stadtverwaltung erfragt hat. Insbesondere die Schulabbrecherquote liegt in Grünau über dem Leipziger Durchschnitt. Aber das Amt für Jugend und Familie warnte in seiner Antwort auch vor einer Überinterpretation der Zahlen: „Die Unterschiede in der Gesamtquote sind auch auf den höheren Anteil an Förderschulen in Grünau zurückzuführen, deswegen sollten für den Vergleich vor allem die schulartspezifischen Quoten berücksichtigt werden.“

Die Antwort auf die Linke-Anfrage „Grünau braucht endlich eine umfassende Präventionsstrategie“

Im Gymnasialbereich gibt es praktisch keinen Unterschied zum Leipziger Durchschnitt. Nur an der Oberschule liegt der Anteil der Kinder, die ohne Hauptschulabschluss abgehen, in Grünau höher als im Durchschnitt Leipzigs.

Geballte Problemlagen

Was aber nicht ausschließt, dass man schon präventiv tätig wird, um hier vorzubeugen. Denn einige Zahlen deuten eben auf vermehrte familiäre Problemlagen in Grünau hin.

„Die Zahlen zu Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen in Grünau machen die eklatanten Problemlagen sichtbar. In allen abgefragten Bereichen (Schulabstinenz, Schulabbruch, Schulvermeidung, Schuleingangsuntersuchungen, Inobhutnahmen, Hilfen zur Erziehung) liegt der Stadtbezirk Grünau schlechter als der städtische Durchschnitt“, interpretiert Sören Pellmann, Vorsitzender der Stadtratsfraktion Die Linke sowie Stadtrat für Leipzig-Grünau, die Zahlen.

„24 Prozent aller Inobhutnahmen in Relation zur Gesamtstadt finden in Grünau statt. 31 Prozent aller stationären Hilfen zur Erziehung werden in Grünau vergeben. Auch der Anteil derer, die die Schuleingangsuntersuchung wahrnehmen, liegt mit 47 Prozent knapp 20 Prozent unter dem städtischen Durchschnitt. Aus den Ergebnissen der untersuchten Kinder lässt sich eine durchweg höhere Quote von Entwicklungsstörungen ablesen.“

Für ihn zeigen die Zahlen klar den Zusammenhang von Armutslagen und Entwicklungsdefiziten sowie Bildungsbenachteiligung auf. Pellmann: „Es braucht dringend ein Handlungsprogramm, um die Chancen der in Grünau lebenden Kinder und Jugendlichen zu verbessern!“

Bessere Betreuung schon in der Kita

Juliane Nagel und William Rambow, jugendpolitische Sprecher/-innen der Linksfraktion, ergänzen: „Wir schlagen Maßnahmen vor, die im Kleinkindalter ansetzen. So soll in vier Kindertageseinrichtungen in Grünau der Betreuungsschlüssel verdoppelt und die Sachkosten um jeweils 200 Euro erhöht werden. Beim Zusatzpersonal könnten je nach Bedarfen der betreuten Kinder Fachkräfte wie Logopäd/-innen, Ergotherapeut/-innen oder Psycholog/-innen eingesetzt werden. Die Stadt Dresden praktiziert schon seit Jahren erfolgreich diese kommunal finanzierte Verbesserung des Betreuungsschlüssels über den landesgesetzlich vorgesehenen hinaus.“

Zudem will die Linksfraktion die Personalausstattung des sozialpädagogisch arbeitenden präventiv aufsuchenden Teams (PAAT) und des Amts für Jugend und Familie (ASD) Grünau verbessern.

„Die Mitarbeiter/-innen der Fachdienste arbeiten am Limit, Krankenstände und Überlastungsanzeigen sind hoch“, stellen Nagel und Rambow fest. „Nicht zuletzt fordern wir, dass das Gesundheitsamt die Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen der Kinder erhöht, u. a. durch zusätzliche sozialräumlich konzertierte Informations- und Motivationsaktionen.“

Das Fazit der drei Stadträt/-innen: „Wir dürfen nicht weiter zusehen, wie die Ungleichheit in bestimmten Gebieten unserer Stadt wächst und sich verhärtet. Alle Kinder in Leipzig müssen die gleichen Chancen für ihr Leben haben, ungeachtet dessen, wo und unter welchen familiären Bedingungen sie aufwachsen. Dafür müssen wir als Stadt Geld in die Hand nehmen und handeln, ehe diese Entwicklungslinien unumkehrbar sind.“

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