Wenn Eltern mit Suchtproblemen zu kämpfen haben, leiden auch ihre Kinder darunter. Aber wie viele Kinder es sind, die in solchen Familien leben, das weiß auch die sächsische Sozialministerin Petra Köpping nicht. Auch wenn sie die regelmäßigen Anfragen der Landtagsabgeordneten der Linken Susanne Schaper möglichst genau zu beantworten versucht. Aber Zahlen bekommt man nur, wenn die betroffenen Eltern Hilfe suchen.
„Untersuchungen und/oder Statistiken zur Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die in Familien mit einer Suchtbelastung leben, gibt es nicht“, teilt sie regelmäßig mit. „Die Suchtberatungs- und -behandlungsstellen erfassen im Rahmen der Deutschen Suchthilfestatistik von ihren Klientinnen und Klienten, wie viele Kinder gemeinsam mit ihnen im Haushalt leben.“
Antwort von Petra Köpping zu „Kinder in Familien mit Suchtbelastungen in Sachsen im Jahr 2022“.
Aber eben nicht alle, sondern nur die, deren Eltern im Lauf des Jahres eine Suchtberatungsstelle aufsuchen. Jene, die auch die Schwere ihres Problems erkannt haben und sich professionelle Hilfe suchen.
Die meisten Fälle problematischen Suchtverhaltens im Familien werden gar nicht erfasst, bleiben also verborgen in jenem Nebelfeld, das die Forschung in der Regel „Dunkelziffer“ nennt. Das Problem dabei ist natürlich, dass Kinder auf diese Weise das problematische Suchtverhalten oft übernehmen, seelisch darunter leiden und es oft genug mit den Folgen dieses Suchtverhaltens – von körperlicher Gewalt bis zur Vernachlässigung – zu tun bekommen.
Wenn also die Suchtberatungsstellen ihre Zahlen an das Sozialministerium senden, zeigt das nur jenen Bereich, an dem die Suchtbelastung in Familien überhaupt sichtbar wird und Hilfe gesucht und organisiert werden kann.
Weshalb man aus den Zahlen, die Susanne Schaper bekommen hat, auch nicht wirklich eine Zu- oder Abnahme der Suchtprobleme in sächsischen Familien herauslesen kann.
Die Beratungsstellen in den Landkreisen und Kreisfreien Städten wurden 2022 übrigens mit 1.629.504,86 Euro von den Gebietskörperschaften finanziert, die natürlich ein großes Interesse daran haben, dass gerade Familien mit Kindern ihre Suchtprobleme in den Griff bekommen und Kinder möglichst ohne die damit zusammenhängenden Konflikte aufwachsen können.
Für 2022 liegen noch keine Zahlen vor, wie Petra Köpping auf die letzte Anfrage von Susanne Schaper hin mitteilte. Aber dass es jedes Jahr einige hundert Familien betrifft, machen die Daten der Vorjahre deutlich. 2021 waren es 886 Klientinnen und Klienten, die mit Kindern in ihrem Haushalt lebten, 2021 dann 943.
Wenn man die Zahl der betroffenen Kinder für 2021 überschlägt, kommt man auf eine Zahl um die 1.500. Das sind sehr viele Kinder, die in ihrer Familie mit Suchtproblemen in Berührung kommen.
Dass die Zahlen für 2022 nicht niedriger gewesen sein dürften als 2021, bestätigt Petra Köpping ebenfalls: „Die Angebote des Projekts ‚KIND SUCHT ELTERN‘ konnten im Jahr 2022 planmäßig stattfinden. Aufgrund der Schulschließungen und des eingeschränkten Schulbetriebs in den Jahren 2020/21 wurde von den Projektmitarbeitenden im Jahr 2022 ein erhöhter Nachholbedarf im Bereich der Suchtprävention wahrgenommen. Die angefragten Präventionsveranstaltungen wurden daher teilweise gemeinsam mit Netzwerkpartnern durchgeführt.“
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