Familien halten zusammen, machen alles zusammen – und brauchen manchmal aber auch Abstand in den eigenen vier Wänden. Dafür sollten alle Familienmitglieder Verständnis haben und auch für sich selbst Freiraum einfordern. Räumlich bieten sich einige Varianten an, um trotz Abstand, als Familie im vertrauensvollen Kontakt zu bleiben.
Personalisierte Rückzugsorte von klein auf
Alles für das Baby – dieses Familienmotto beginnt nach der Geburt mit der Einrichtung des Baby- und späteren Kinderzimmers. Allerdings ist dieser Raum kein Rückzugsort, sondern meist ein viel besuchtes Märchenchaos. Ob gewünscht oder nicht, müssen Kinder ständig mit elterlichem Besuch ohne Anklopfen rechnen.
Dabei ist eine ungestörte Stunde manchmal wichtig, um bestimmte Dinge ganz für sich zu verarbeiten. Sinnvoll ist dafür ein Zimmer im Zimmer. Kinderbetten als Hochbett werden mit einem Vorhang vor der unteren Etage zum Lieblingsversteck, wo auch ein verbotenes Stück Schokolade einmal heimlich genascht werden kann.
Kleine heile Welt im Grünen
Abstand von den Nachbarn ist in vielen Wohnsituationen nur schwer möglich. Deshalb möchten sich viele Familien den Traum vom eigenen Haus erfüllen. Entweder zum kompletten Bewohnen oder als Wochenendlösung lassen sie sich einen Bungalow bauen und schaffen ringsum im Garten Rückzugs-Oasen. Besonders komfortabel ist für den Sommer ein Pool gleich hinter dem Bungalow oder ein Gartenteich mit beplanktem Ufer und Liegestühlen.
Familiär abgrenzen, aber nicht ausgrenzen
Vor allem die Pubertät ist für die Familie eine Zerreißprobe. Räumlich wird jetzt das Jugendzimmer zur uneinnehmbaren Festung. Emotional scheint der Zugang zur Gedankenwelt der Teenager regelrecht zugemauert. Eltern tun gut daran, das Verlangen nach Rückzug unbedingt akzeptieren.
Gleichzeitig dürfen sie keine eigene Mauer gegen dieses Verhalten setzen. Denn bei allem inneren Sturm brauchen Jugendliche ihre Familie gerade jetzt besonders. Wenn sie sich ohne Vorwürfe abgrenzen dürfen, fühlen sie sich nicht ausgegrenzt und sperren die Tür zum Jugendzimmer seltener zu.
Baumhausprojekt als vertrauensbildende Maßnahme
Glücklich sind Familien im eigenen Haus mit Garten, mit hübscher Hecke und prächtigen Sträuchern. Wahrscheinlich stehen da auch irgendwo ein paar Obstgehölze oder robuste Zierbäume. Dann können handwerklich geschickte Eltern problemlos zusammen mit den Kindern deren kleinen Wohntraum vom eigenen Baumhaus umsetzen.
Die gemeinsame Bauzeit stärkt die Bindung in der Familie, der spätere Einzug der Kinder deren Möglichkeit zum Rückzug nach Belieben. Wer weder Haus noch Garten besitzt, begeistert seine Kinder garantiert mit Ferien im Baumhaus, gerne mit einem eigenen für die Kleinen und dem elterlichen Rückzugsort gleich nebenan.
Akzeptieren statt tolerieren
Tolerieren bedeutet nicht, dass Eltern gefällt, was sie kommentarlos hinnehmen. Durchaus können lila Haare und zerrissene Jeans in der Probierphase von Teenagern erst einmal befremden. Besser als meckern und Kopfschütteln ist Akzeptieren. Nachfragen nach dem Grund der Veränderung sind erlaubt.
Gelassene Eltern sollten diese Entwicklung ihres Nachwuchses persönliche Vorlieben und Eigenheiten als Bereicherung betrachten oder – falls es zu komisch wirkt – mit eigenen Veränderungen dagegen halten. Ob im Haus oder einer Mietwohnung bleibt so die Familie zusammen stark, ohne einander zu erdrücken.
Familiärer Zusammenhalt ist oft ein schmaler Grat zwischen Bestimmen, Akzeptieren und Resignieren. Der Mittelweg besteht darin, einander beizustehen, aber nicht einzuengen. Dazu gehört unter anderem, plötzlichen Rückzug eines Familienmitglieds nicht anzufechten, sondern als nötigen Freiraum für Auszeit zu geben.
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