Wann beginnt eigentlich Integration? Recht früh. In der Kindertagesstätte nämlich. Hier lernen Kinder nicht nur die Regeln einer kleinen Gesellschaft, kulturelle Verhaltensweisen, werden kleine Künstler und Baumeister, sie erlernen auch Sprache. Die Linksfraktion im Leipziger Stadtrat wollte nun schon gern wissen: Wieviele Kinder aus Flüchtlingsfamilien besuchen eigentlich Leipziger Kindertagesstätten?

Das Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule hat jetzt ganz ausführlich geantwortet und hat auch Auskunft gegeben, welche Integrationsangebote die Familien der Kinder in den Kindertagesstätten bekommen können.

Fragen und Antworten einfach mal in der kompletten Übersicht:

Wie viele Kinder von Asylsuchenden und Flüchtlingen unter sechs Jahren leben zum Stichtag 01.04.2015 in Leipzig?

Zum Stichtag 30. April 2015 lebten 323 Kinder im Alter bis 6 Jahre mit Leistungsbezug nach Asylbe­werberleistungsgesetz in Leipzig. Davon lebten 126 Kinder in Gemeinschaftsunterkünften.

Wie viele Kinder besuchen eine Kita?

Von den 69 Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren, die in Gemeinschaftsunterkünften leben, besuchen 17 eine Kindertagesstätte oder werden in Kindertagespflege betreut.  Für vier weitere Kinder gab es zum damaligen Zeitpunkt bereits Betreuungsvereinbarungen für Plätze im weiteren Jahresverlauf.

Wie werden die Eltern bei der Suche nach einem Kita-Platz unterstützt?

Kinder von Asylbewerbern haben den gleichen Anspruch auf einen Kindertagesstättenplatz wie alle anderen Leipziger Kinder. Die Sozialarbeiter in den Gemeinschaftsunterkünften sind über das Ver­fahren der Platzvergabe informiert und unterstützen die Eltern bei der Ansprache der Träger von Kindertageseinrichtungen. Die Eltern können sich im Amt für Jugend, Familie und Bildung zum Ver­fahren der Platzvergabe und zu freien Plätzen beraten lassen. Bei Bedarf kann diese Beratung auf englisch erfolgen oder durch Sprach- und Integrationsmittler unterstützt werden. In der Regel bringen die Familien ihre eigenen Übersetzer mit bzw. es begleiten Sozialarbeiter die Familien.

Welche konkreten Begleitmaßnahmen (z.B. Sprach- und Kulturmittlung) gibt es, um den Kita-Besuch von Flüchtlingskindern qualifiziert zu begleiten?

Die Erzieherinnen und Erzieher in den kommunalen Kindertagesstätten werden durch das Amt für Jugend, Familie und Bildung in interkultureller Bildung beraten und geschult. Das Elternbegleitheft zum sächsischen Bildungsplan wird in verschiedenen Sprachen an die Eltern ausgereicht. Die Stadt Leipzig hat ein Konzept zum Einsatz von Sprach- und Kulturmittlern. So können alle kommunalen Kindertagesstätten und Horte, alle Kinder- und Familienzentren und freie Träger auf Anfrage auf die Unterstützung von kommunal finanzierten acht Sprach- und Kulturmittlern zurückgreifen. Sie decken die Sprachen Arabisch, Türkisch, Russisch, Hebräisch, Englisch, Spanisch, Französisch und Vietna­mesisch ab. Die Sprach- und Kulturmittler unterstützen den Integrationsprozess von Kindern mit Migrationshintergrund in Kindertagesstätten. Sie begleiten die Aufnahme und Eingewöhnung des Kindes und Gespräche zwischen Eltern und Erziehern.

Sie sorgen für eine sprachliche Verständigung und unterstützen das gegenseitige Verstehen kulturell geprägter Verhaltensweisen. Sie beraten die Erzieherinnen und Erzieher bei spezifischen Themen, die sie in der Begleitung des Kindes wahrgenommen haben (z. B. traumatische Erfahrungen). Unter Einbeziehung der Eltern und der Sprach- und Kulturmittler unterbreiten die Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertagesstätten interkulturelle Angebote. Die Erzieherinnen und Erzieher binden in Absprache mit den Eltern Netzwerkpartner ein, um die weitere Integration der Kinder beispielsweise in Freizeitangebote oder Schule zu befördern. Bei Bedarf werden für Gespräche zwischen Erziehern und Eltern Sprach- und Integrationsmittler zur Übersetzung eingebunden.

In zwölf kommunalen Kindertagesstätten, darunter allen kommunalen Kinder- und Familienzentren werden Sprachberater im Rahmen des Bundesprogramms „Offensive Frühe Chancen zur Entwick­lung von Schwerpunkt-Kitas Sprache und Integration“ eingesetzt. Sie bilden Erzieher und Eltern fort, unterstützen bei der sprachpädagogischen Arbeit und Sprachförderung in Kindertagesstätten, füh­ren alltagsintegrierte sprachliche Bildung mit einzelnen Kindern und in Kleingruppen durch, bieten fachliche Begleitung, Unterstützung und Beratung der Erzieher zu Methoden der Beobachtung und Dokumentation von Sprachförderung und zur Zusammenarbeit mit Eltern, Schule und Logopäden an.

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