Was sich schon seit geraumer Weile angedeutet hatte, ist nun beschlossene Sache: Die Mitglieder der Gewerkschaft Ver.di haben mit 93 Prozent für unbefristete Streiks in Kitas, Horten und Förderschulen gestimmt. Was den Eltern sicher Sorgenfalten auf die Stirn treiben wird, ist der Umstand, dass der Streik unbefristet ist, also angesichts der Entschlossenheit der Streikwilligen recht lange dauern kann.
“Der Streik wird am Freitag mit einem spürbaren und starken bundesweiten Signal beginnen. Danach wird er in vielen Einrichtungen zunächst dauerhaft fortgeführt – notfalls auch über Pfingsten”, ließ Ver.di-Chef Frank Bsirske Agenturmeldungen zufolge verlautbaren. Auch in Leipzig werden die Streikfolgen zu spüren sein.
Ines Kuche, Geschäftsfüherin des Ver.di-Bezirks Leipzig-Nordsachsen äußerte sich gegenüber der L-IZ hinsichtlich der bevorstehenden Streiks: “Ab Freitag sind unsere Mitglieder dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Die Eltern wurden über das Ergebnis der Urabstimmung informiert. Welche Einrichtungen konkret betroffen sein werden, kann ich noch nicht sagen. Auch steht noch nicht fest, welches Betreungsangebot vorliegen wird. Der Streik ist auf jeden Fall unbefristet, wird sich auf Kitas, Horte und Förderschulen erstrecken.” In dem Zusammenhang sagte Kuche, dass Eltern rechtzeitig Bescheid bekämen, wenn weitere Kitas und Horte im Laufe der nächsten und übernächsten Woche in den Streik einbezogen werden.
Tarifverandlungen für gescheitert erklärt
Nach fünf Runden hatten die Gewerkschaften die Tarifverhandlungen für die bundesweit 240.000 Erzieher und Sozialarbeiter in kommunalen Einrichtungen in der vergangenen Woche für gescheitert erklärt. Ver.di, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Beamtenbund dbb fordern eine finanzielle Aufwertung und mehr Anerkennung der Sozial- und Erziehungsberufe. Die soll unter anderem durch eine höhere Eingruppierung entstehen. Das würde laut den Gewerkschaften eine durchschnittliche Einkommensverbesserung von zehn Prozent bedeuten. Die Arbeitgeber halten das für nicht bezahlbar. Nach Angaben der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) beläuft sich die Gesamtforderung auf 1,2 Milliarden Euro.
Durch Teilzeitverträge weniger Einkommen
Laut Ver.di entsprächen die Eingruppierungsmerkmale in diesem Arbeitsbereich dem letzten Jahrhundert, also denen von 1991. Nicht nur kleinere Kita-Gruppen und bessere Arbeitsbedingungen stehen auf der Forderungsliste der Erzieher. Die Mitarbeiter wollen auch eine bessere Entlohnung erreichen. Eine bundesweite und ostdeutsche Betreuungskraft, die fünf Jahre lang ausgebildet wurde, verdient bei einer 40-Stunden-Woche bis zu 2.367 Euro Brutto. Der Haken dabei ist, dass die meisten Betreuer nur in Teilzeit arbeiten. Das bedeutet bei einer 30-Stunden-Woche ein Gehalt von rund 1700 Euro brutto. Mit Abzügen bei Steuerklasse IV ergäbe das nur noch 1.274 Euro, so Schmidt. Hinzu kommt, dass bei einem Arbeitgeberwechsel oft nicht die letzte Eingruppierung übernommen wird, sondern der Mitarbeiter wieder mit der ersten Eingruppierungsstufe beginnen muss.
Zum Streik aufgerufen sind unter anderem Erzieherinnen und Erzieher in Kitas, Horten und an offenen Ganztagsschulen, Sozialarbeiter und Sozialpädagoginnen in Jugendzentren, in der Schulsozialarbeit und im allgemeinen Sozialdienst, Erzieher und Heilpädagoginnen in Heimen für Kinder und Jugendliche sowie Beschäftigte in Einrichtungen der Behindertenhilfe.
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