Leipzig lebt von den Menschen, die hier leben. Und die hier handeln, tätig sind, sich Gedanken machen, lieben, lachen und gestalten. Christine Richter gehört dazu. Tanner traf sie beim Börtewitzer Lesefest in einer kurzen Pause zwischen der Arbeit mit Kindern. Und da Christine am Connewitzer Kreuz ihre Schule hat, ergab sich natürlich ein Gespräch.
Hallo Christine Richter. Wir trafen uns letztens beim Sechsten Börtewitzer Lesefest. Da hast Du mit den Kindern der Gegend kreativ an Bildern zu Texten gearbeitet. Unter anderem war da der Veehlerfokel im Entstehen. Kannst Du uns erzählen was das für ein Tier ist?
Der Fehlervogel pickt die Fehler aus den Arbeiten der Kinder heraus und frisst sich daran satt bis er fast platzt. Diejenigen Kinder haben gewonnen, die die meisten Fehler erfinden. Diese Umdrehung finden sie lustig.
In Leipzig hast Du eine Kunstschule, die Kunstschule Richter in der Kochstraße 134, im Leipziger Süden, am Start. Was machst Du da genau? Und wer ist Dein anvisiertes Publikum?
Zu mir und meiner jungen Kollegin Sylva Naundorf kommen Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ihrer Freizeit, um zu zeichnen, zu malen, zu drucken, zu reißen, zu klecksen, Bücher zu binden, Objekte zu bauen oder Plastiken herzustellen. Dabei geht es lässig und fehlerfreundlich zu. Besonderen Wert legen wir auf die individuellen Ideen unserer Schüler. Jeder und jede kann sich entfalten. Und obwohl der Prozess wichtiger ist als das Ergebnis, entstehen oft großartige Arbeiten, die ich in nunmehr neun kunstpädagogischen Büchern veröffentlicht habe.
Du bist gerade ausgezeichnet worden – mit dem Jugendsachbuchpreis 2014. Wofür eigentlich? Dazu gehört ja mindestens ein Sachbuch, denke ich mal. Und wer hat Dich ausgezeichnet?
Das preisgekrönte Buch heißt “KUNST- ein Mitmachbuch für Kinder- Die Jahreszeiten entdecken und gestalten”. Es erschien voriges Jahr im Arena Verlag Würzburg. Im Buch werden 13 Künstler mit Biographischem und Wissenswertem und deren ausgewählte Werke passend zu den Jahreszeiten vorgestellt. Diese Bilder bilden den Impuls für eigene Interpretationen der Kinder, wobei neben der Farblehre auch verschiedene Techniken vorgestellt werden. Besonders gefreut hat mich, dass Kinder ebenfalls in der Jury des Vereins für Leseförderung waren und unser Buch aus 450 Neuerscheinungen ausgewählt wurde. Meine befreundete Kollegin Gabine Heinze hat das Buch gestaltet. Wir haben mit dem Verlag über Monate am Farbkonzept und an Details getüftelt und jetzt habe ich das Gefühl, dass unser aller gute Beziehung zwischen den Buchdeckeln spürbar ist.
Du bist ja auch aktiv im Friedrich Bödecker Kreis für Kinder- und Jugendleseförderung Sachsen e.V. – warum? Ein Staatssekretär in Dresden sagte ja mal: “Wozu Kinder- und Jugendleseförderung? Die lesen doch gar nicht mehr!” Was sagst Du dazu?
Sicher gibt es viele Kinder, die lieber am Computer sitzen als zu lesen. Ich glaube, die digitale Welt ist die Herausforderung der Zukunft und kann sich auf soziales Verhalten, körperliche Bewegung und Phantasie auswirken. Gerade deshalb finde ich es wichtig, dass Kinder daneben noch andere Angebote sinnlich erleben. “Wie sieht ein Wassergeist aus, was erzählt dir der Wald, kennst du den Zauberer Krikelkrakel oder Frau Eckig und Herrn Rund”? Oder wie tanzt du im Wasser und womit erzielst du das Flüstern der Pilze im Wald? Es hängt alles zusammen und die Vorstellungskraft treibt wunderschöne Blüten.
Du hast ja auch an der HGB gelehrt. Warum eigentlich nicht mehr?
Ich hatte zweimal einen Lehrauftrag an der Abendakademie der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Als ich dort aufhörte, wurden Meisterschüler für den Unterricht eingesetzt. Ich finde es aber auch in Ordnung, wenn junge Leute verschiedene Einflüsse und Lehrmeinungen erleben.
Was kommt denn nun als nächstes Werk auf den Markt? Kannst Du da schon etwas erzählen?
Ich habe dem Verlag das Thema “Kunst und Tiere” vorgeschlagen. In meinen Kursen wurden Tiere aus Ton geformt, es entstanden Wappen und gedruckte Sternzeichen, Fabeltiere entsprangen dem Papier und Haustiere wurden mit den Lieblingsfarben gemalt. Aber ich will nicht zu viel verraten, denn das Projekt ist noch nicht bestätigt.
Danke Christine. Und wir sehen uns spätestens beim Siebten Börtewitzer Lesefest.
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