Es ist ein ewiges Ärgernis: das Kita-Portal der Stadt Leipzig. Eher sporadisch tauchen dort die begehrten freien Plätze auf, manche Einrichtungen machen von Anfang an nicht mit. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat jetzt einen Antrag zur Weiterentwicklung des städtischen Kita-Platz-Portals www.meinkitaplatz-leipzig.de eingereicht.

Hierzu erklärt der familienpolitische Sprecher der Fraktion, Michael Schmidt: “Vor dem Hintergrund der nunmehr von der Verwaltung initiierten Elternbefragung zu ihren Kinderbetreuungswünschen fordern wir eine entscheidende Weiterentwicklung des Kita-Portals KIVAN. Nach wie vor ist es den Eltern nicht möglich, ihre Bedarfsanfragen im System zu speichern. Sie sind somit gezwungen, gerade in Zeiten fehlender Plätze, immer und immer wieder neue Anfragen ins System zu schicken. Hier muss endlich reagiert werden und das System so weiterentwickelt werden, dass es den Eltern ermöglicht wird, ihre spezifischen Betreuungswünsche unter einem persönlichen Zugang zu hinterlegen. Dies ersetzt zugleich auch eine Befragung mittels herkömmlicher Fragebögen, die regelmäßig neu durchgeführt und deren Ergebnisse in mühevoller Kleinarbeit digitalisiert werden müssten, um sie letztlich für die Verwaltung nutzbar zu machen. Eine Einbettung einer solchen Funktion im KIVAN würde für alle Beteiligten viele Vorteile bringen.”

Auf diese Weise könnten die Eltern unter ihrem persönlichen Zugang ihre Betreuungswünsche bei sich mitunter schnell ändernden beruflichen oder familiären Rahmenbedingungen problemlos anpassen und könnten sich die tägliche oder gar stündliche Suche sparen. Stattdessen bekämen sie ein Angebot der jeweiligen Einrichtung oder des Trägers, sobald der von ihnen angemeldete Betreuungsbedarf mit einem Platz erfüllt werden kann.

Und auch die Verwaltung hätte was davon: Sie könnte die angemeldeten Bedarfe der Eltern als eine wesentliche Grundlage für die zukünftige Bedarfsplanung nutzen, ohne dass dadurch großer Aufwand wie das Erstellen, Verschicken und regelmäßige Auswerten von Fragebögen entstünde.

Die Einrichtungen der Stadt wie auch der freien Träger hingegen könnten durch ihren Zugriff auf das System und auf die angemeldeten Bedarfe ihre Bestände an Kita-Plätzen ebenso eigenverantwortlich managen und die Vergabe steuern.

Dass ein solches System praktikabel funktionieren und einen großen Mehrwert bergen kann, würden andere Kommunen wie Aachen, Görlitz oder Heidenau vormachen, so die Grünen, wo das bundesweit ausgezeichnete System “Little Bird” genutzt wird.

“Wir sind der Überzeugung, dass man die Chance nutzen sollte, von anderen Kommunen oder anderen Softwarelösungen zu lernen, um das eigene System weiter zu verbessern und für alle praktikabler zu entwickeln”, meint Michael Schmidt, der damit auch den wunden Punkt des Leipziger Portals anspricht: Es ist eine Eigenkreation, die seit ihrer Inbetriebnahme 2008 die Erwartungen nicht erfüllt. Auch nicht jene Erwartungen, die ab 2007 rauf und runter diskutiert worden waren. Dabei wäre das Portal gerade in der sich die ganze Zeit verschärfenden Engpass-Situation bitter vonnöten gewesen. Auch um den suchenden Eltern ein realistisches Bild von den verfügbaren Kapazitäten zu geben.

Michael Schmidt: “Momentan erleben wir in Leipzig in Zeiten knapper Plätze bei gleichzeitig steigenden Geburtenzahlen, dass Eltern bei der Suche schlichtweg überfordert sind und das städtische Kita-Portal KIVAN außer der Information keine weitere Hilfe darstellt. Das muss sich ändern und das erreicht man nicht allein mit einem Ausbau der Betreuungsplätze.”Und so beantragt die Grünen-Fraktion: “Das KiTa-Platz-Portal www.meinkitaplatz-leipzig.de wird gemeinsam mit der LECOS um eine Bedarfsanmeldungsfunktion erweitert und so zu einem tatsächlich rückkoppelnden Kitaplatz-Portal weiterentwickelt. Eine Kooperation mit einem erfahrenen externen Partner wird dahingehend geprüft. Bei der Umsetzung werden folgende Ziele verfolgt:

1. Eltern bekommen die Möglichkeit, ihren Kinderbetreuungsbedarf zeit-, stadtbezirks- und profilkonkret über www.meinkitaplatz-leipzig.de anzumelden.

2. Für die Bedarfsanmeldung ist eine Registrierung des Kindes notwendig, um Mehrfachanmeldungen zu vermeiden. Diese Registrierung kann im Rahmen der Anmeldung des Kindes bei Jugend- oder Standesamt nach Geburt unterstützt werden oder auch bei einer späteren persönlichen Vorstellung der Eltern im AfJFB oder einem Freien Träger erfolgen. Erfolgt die Anmeldung direkt über das Portal www.meinkitaplatz-leipzig.de, so gilt die Anmeldung erst nach persönlicher Bestätigung mittels Ausweis bei o. g. Stellen als abgeschlossen.

3. diese personalisierten Bedarfsanmeldungen gehen als wesentliche Grundlage in die zukünftige Kita-Bedarfsplanung ein.

4. Die Bedarfsanmeldungen sind mit dem Datenschutzbeauftragten der Stadt Leipzig abzustimmen.

In der Begründung betonen die Grünen noch einmal, worum es gehen sollte: “Die Stadt Leipzig beginnt nunmehr, zukünftige Betreuungsbedarfe per Elternbefragung mittels Fragebögen zu ermitteln. Eine Weiterentwicklung des Portals www.meinkitaplatz-leipzig.de ist lediglich hinsichtlich der Einspeisung dieses Fragebogens geplant.

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Eine alternative Softwarelösung zum KIVAN wird beispielsweise in Heidenau, Aachen oder Görlitz genutzt (Little Bird*). Da ist es bereits heute üblich, alle Betreuungsbedarfe personalisiert im Portal zu hinterlegen. Bei freiwerdenden Plätzen werden dann diese freien Kapazitäten mit den angemeldeten Bedarfen abgeglichen und den Eltern ein Vorschlag unterbreitet. Dann sind die Eltern aufgefordert, mit dem Träger des Platzes in Kontakt zu treten, um einen Betreuungsvertrag auszuhandeln.

Die Lösung entlastet die Einrichtungen und die Eltern gleichermaßen, da sie nicht mehr gezwungen sind, regelmäßig in Zeiten fehlender Plätze Kontakt zueinander aufzunehmen, die Eltern zudem in doppelter Hinsicht, da das Portal die Anfrage speichert und von sich aus eine Rückmeldung gibt, sobald der Bedarfsanfrage ein freies Angebot gegenüber steht.

Die vorgeschlagene elektronische Lösung ist zudem für die Stadtverwaltung, die Freien Träger und die Eltern sowohl ressourcenschonender wie auch nutzerfreundlicher und perspektivisch kostengünstiger als eine regelmäßige Befragung durch Fragebögen.

Nur durch eine solche nutzerfreundliche und bedarfsgerechte Weiterentwicklung des KIVAN kann das Portal auch zu einer vertriebsfähigen Softwarelösung für die LECOS ausgebaut werden.”

Zum von den Grünen als Vorbild genannten Portal “Little Bird”: http://business.little-bird.de

Das Leipziger Kita-Portal: www.meinkitaplatz-leipzig.de

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