Kinder- und Jugendarmut ist selbst in einem hoch entwickelten Land, als das Deutschland immer betrachtet wird, ein Problem, das für sozialen Sprengstoff sorgt. Beispiel Leipzig: 21.000 Kinder und Jugendliche sind allein hier auf staatliche Hilfen angewiesen. Der neue, von der Stadt Leipzig entwickelte sogenannte Teilfachplan Kinder- und Jugendförderung soll da Abhilfe schaffen. Am Mittwoch, 13. Juni, wurde dieser im Neuen Rathaus vorgestellt.
Sozialbürgermeister Prof. Thomas Fabian betonte die kommunalen Anstrengungen diesbezüglich wie folgt: “Seit Jahren sind wir intensiv dabei, kommunale Bildungspolitik weiter zu entwickeln. In dem Fachplan sind die Schwerpunkte die Kinder- und Jugendarmut.”
Dabei machte der Sozialbürgermeister auf ein schwer verständliches Phänomen aufmerksam: “Kinderarmut ist in aller Munde. Doch Jugendarmut scheint immer noch unterschätzt zu werden und findet auch in den Medien kaum statt. Das mag daran liegen, dass man Jugendlichen in der heutigen Zeit zutraut, mit ihren eigenen Problemen selber fertig zu werden. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall. Deshalb wollen wir auch hier den Fokus darauf richten.”Der Plan ist eine Fortschreibung des 2007 vom Stadtrat verabschiedeten Fachplanes Kinder- und Jugendförderung. Er benennt die Herausforderungen für die kinder- und Jugendhilfe, formuliert jugendpolitische Schwerpunkte sowie fachliche Grundpositionen für die einzelnen Felder, wo Leistungen erbracht werden und enthält eine Planung von Maßnahmen und Leistungen, die Kindern und Jugendlichen zugute kommen sollen.
Die qualitative Weiterentwicklung ist denn auch das Stichwort für Fabian: “Das ist notwendig, um die bestehenden Angebote an neue Herausforderungen und die in den unterschiedlichen sozialen Räumen individuellen Bedarfe anzupassen.”
Ein wichtiger Bestandteil dieses Konzeptes, quasi die Säule des Projektes, so Fabian, seien die in Leipzig reichlich vorhandenen Freien Träger, bei denen er sich für die Zusammenarbeit bei der Erarbeitung des Teilfachplanes bedankte. Der Sozialbürgermeister: “Hier ist Leipzig sozusagen Beispiel gebend. Da sind wir sehr breit aufgestellt im Gegensatz zu vielen Großstädten im Westen, wo es nur vier bis fünf große Freie Träger gibt.”Dem stimmte der Leiter des Jugendamtes Siegfried Haller uneingeschränkt zu und ergänzte: “Wir wollen gezielt die Pluralität der freien Träger erhalten. Dabei spielt auch der ehrenamtliche Einsatz eine große Rolle. Hierbei wollen wir die Angebote in sportlicher, kultureller und sozialer Hinsicht verbessern und ausweiten. Es geht auch vor allem darum, vor Ort zu sein. Also da zu sein, wo sich Kinder und Jugendliche auch aufhalten. Da spielt auch das ‘Streetwork’ eine große Rolle. Genauso wie die Arbeit in die Schule hinein. Wir müssen da sein, wo Kinder und Jugendliche auch sind. Aufsuchende Sozialarbeit wird immer wichtiger und wir müssen zu den Kindern und Jugendlichen gehen. Auch hier werden wir mit den Freien Trägern intensiv zusammenarbeiten und deshalb haben wir den Fachplan auch mit ihnen ausgehandelt.”
Dr. Heike Förster vom Jugendamt erläuterte Details des Fachplanes. So sollen Übergänge von Schule zu Beruf optimiert werden, interkulturelle Arbeit soll Vielfalt, Toleranz und Zivilcourage fördern, Generationen übergreifende Konzepte entwickelt und umgesetzt werden, die Kooperation zwischen Jugendlichen und Schulen vertieft werden, die außerschulische Bildung in ihrer Vielfalt gefördert werden. Weiter geht es unter anderem um die Steuerung und den Ausbau der Familienbildung sowie darum, Eltern für soziale Netzwerke zu sensibilisieren, in denen ihre Kinder oft “surfen”. Auch soll mit dem Problem der Kinder- und Jugendarmut offensiver umgegangen werden.
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Dr. Heike Förster: “Neu ist, dass die Angebote und Leistungen zukünftig in sieben Planungsräumen vorgehalten werden. Damit sollen sie noch näher an den Bedarf und den Interessen von Kindern und Jugendlichen vor Ort angepasst werden”. Für jeden Planungsraum sei ein Verantwortlicher vorgesehen, der vor Ort die Angebote mit den Freien Trägern und die Angebote in den unterschiedlichen Leistungsbereichen koordiniert und weiter entwickelt. Auch solle die Zusammenarbeit mit den Schulen verstärkt werden, da immerhin noch rund acht Prozent der Jugendlichen in Leipzig ohne Schulabschluss seien. Der Anteil der Familienbildung soll im Übrigen in den nächsten vier Jahren – gemessen am Gesamtbudget – von derzeit fünf auf zehn Prozent steigen. Für die Freien Träger und ihre Aufgaben stünden im Übrigen rund 12 Millionen Euro zur Verfügung.
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