Brutale Drohungen, Flaschenwürfe und ein geraubtes Fahrrad: Mit diesem Sachverhalt, der Anfang September im Bürgermeister-Müller-Park passiert sein soll, beschäftigt sich seit Donnerstag das Landgericht Leipzig. Angeklagt ist ein 23-Jähriger, der laut Anklage gemeinsam mit einem Mittäter seinen Kontrahenten angriff und ihm das Fahrrad abnahm, ihm gar mehrfach mit dem Tod drohte.
Für einen 41 Jahre alten Mann verlief der abendliche Heimweg ganz anders als gedacht. Als er am 3. September 2024 gegen 21:57 Uhr mit Fahrrad durch den Bürgermeister-Müller-Park gegenüber vom Hauptbahnhof unterwegs war, soll ihn ein Mann angesprochen haben – mit dem Vorwurf, der Fahrradbesitzer habe ihm das Mobiltelefon geklaut.
Situation eskalierte zu Gewaltausbruch
Blitzschnell soll die Situation eskaliert sein: Der Mann und der jetzt angeklagte Mohamed C. (23) hätten dem Opfer gedroht, es zu „töten“ und „aufzuschlitzen“, außerdem habe Mohamed C. dem Geschädigten eine Glasflasche auf den Rücken geschlagen. Anschließend hätte das Duo dem Mann seinen fahrbaren Untersatz abgenommen, gespickt mit der Drohung: „Wenn wir dich sehen, werden wir dich umbringen.“
Der 41-Jährige soll sich daraufhin zunächst vom Ort des Geschehens entfernt und Polizisten am Hauptbahnhof um Hilfe gebeten haben. Dann sei der Betroffene, als er die Täter im Park sah, dorthin zurückgerannt, woraufhin das Duo ihn mit Glasflaschen beworfen habe. Nach einigem Hin und Her habe Mohamed C. das geraubte Rad in ein Blumenbeet geworfen, als er die sich nähernden Polizeibeamten bemerkte.
Für den jungen Mann klickten noch vor Ort die Handschellen, sein mutmaßlicher Komplize ergriff zunächst die Flucht und wurde erst später ermittelt. Ihn erwartet ein separates Strafverfahren. Das 41-jährige Tatopfer erlitt durch die Auseinandersetzung Schmerzen und ein Hämatom, bedurfte aber keiner medizinischen Versorgung. Diese Konsequenz sei zumindest billigend in Kauf genommen worden, warf Staatsanwalt Jonas Luberichs dem Angeklagten am Donnerstag vor.
Angeklagter nutzt sein Schweigerecht
Mohamed C., der sich wegen schweren Raubes verantworten muss, wollte zum Prozessauftakt erst einmal nichts zum Sachverhalt sagen: „Es ist so, dass wir uns heute hier nicht äußern werden“, sagte sein Verteidiger Mario Thomas. Damit war die Verhandlung schon nach Anklageverlesung beendet.
Die Kammer unter dem Vorsitzenden Dr. Andreas Stadler hat zwei weitere Termine bis 3. März geplant. Kommende Woche sind zahlreiche Zeugen geladen. Dem Angeklagten, der gebürtiger Marokkaner ist und in seinem Heimatland nach eigenen Angaben zuletzt als Friseur arbeitete, droht eine Haftstrafe. Derzeit sitzt der 23-Jährige bereits in einer JVA ein.
Schwerpunkt der Innenstadtkriminalität
Der Leipziger Hauptbahnhof und dessen näherer Radius gelten seit Jahren als Schwerpunkt von Drogen-, Gewalt- und Straßenkriminalität. Die Polizei versucht, die Problematik unter anderem durch gemeinsame Bestreifung des Reviers Zentrum und der Bundespolizeiinspektion einzudämmen. In der 2000 gegründeten „Gemeinsamen Einsatzgruppe Bahnhof-Zentrum“ kommen die unterschiedlichen Kompetenzen von Bundes- und Landespolizei zusammen.
Neben dem Bürgermeister-Müller-Park sind auch die Zugänge zum City-Tunnel und die Parkanlagen am Schwanenteich als Hotspot verschiedener Straftaten bekannt. Nach Behördenangaben wurden in und um den Park selbst sowie den nahen Bahnhofsausgängen 2023 insgesamt 29 Rohheitsdelikte registriert.
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Keine Kommentare bisher