Am 25. November wurde weltweit auf die anhaltende Gewalt gegen Mädchen und Frauen aufmerksam gemacht. Der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen soll das Schweigen brechen und den Blick auf die erschreckenden Zahlen lenken. Auch in Leipzig fanden unter dem Motto des „Orange Days“ Kundgebungen statt.
Anstieg der Gewalt in allen Bereichen
Eine Veröffentlichung des Bundeskriminalamts (BKA) zeigte zuvor: Gewalt gegen Frauen hat im Jahr 2023 in Deutschland weiter zugenommen. Mehr als 52.000 Frauen und Mädchen wurden Opfer von Sexualstraftaten, ein Anstieg um 6,2 Prozent. Besonders betroffen sind Minderjährige – über die Hälfte der Opfer war unter 18 Jahre alt.
Im Bereich häuslicher Gewalt stieg die Zahl der weiblichen Betroffenen um 5,6 Prozent auf über 180.000 Fälle. Noch alarmierender ist die Entwicklung bei digitaler Gewalt: Mit einem Zuwachs von 25 Prozent wurden fast 17.200 Frauen Opfer von Nötigung, Bedrohung oder Stalking.
„Die Zahlen sind erschreckend: Über 130.000 Frauen wurden im letzten Jahr in Deutschland Opfer partnerschaftlicher Gewalt – und die Dunkelziffer dürfte noch höher sein. Besonders alarmierend ist der kontinuierliche Anstieg der Opferzahlen“, so Sophie Koch, gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag.
Hinzu kommen 591 Frauen, die Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung wurden, ein Anstieg von 11,5 Prozent. Der grausamste Ausdruck der Gewalt bleibt jedoch der Femizid: 360 Frauen wurden 2023 in Deutschland ermordet, weil sie Frauen waren. In 578 weiteren Fällen kam es zu versuchten Tötungen.
Mildere Strafen bei Femiziden
Die Sozialwissenschaftlerin Julia Habermann forscht zu Femiziden und zeigt auf, dass diese oft milder sanktioniert werden als andere Tötungsdelikte. Ihre Studie belegt, dass nur etwa ein Drittel der Täter von Partnerinnentötungen wegen Mordes verurteilt wird, verglichen mit fast der Hälfte bei anderen Tötungsdelikten. Häufig gehen Partnerinnentötungen jahrelange psychische, körperliche oder sexualisierte Gewalt voraus. Habermann mahnt zu mehr Aufarbeitung und Forschung in diesem Bereich.
Auch zivilgesellschaftliche Initiativen wie „One Billion Rising“ setzen sich für solche Veränderungen ein. Ihre Deutschlandkarte dokumentiert kontinuierlich Femizide und mahnt an, dass viele Fälle nie das Licht der Öffentlichkeit erreichen.
Lisa Thea Steiner, gleichstellungspolitische Sprecherin im Landesvorstand von Die Linke Sachsen, erklärte am 25. November: „Wenn wir ernsthafte Verbesserungen bewirken wollen, braucht es mehr als nur kleine Verbesserungen: Es braucht radikalen Wandel.“
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