Heftige Vorwürfe gegen einen 33-jährigen Mann beschäftigen seit Freitag das Leipziger Landgericht: Besnik S. soll einen damals 36-Jährigen im Sommer 2023 in Leipzig mit einer Baumsäge angegriffen und erheblich verletzt haben. Nun muss er sich unter anderem wegen versuchten Totschlags verantworten.
Die angeklagte Tat ereignete sich am frühen Abend des 22. Juni 2023 kurz nach 18 Uhr im Bereich Bussestraße/Ludwigstraße: Dort habe Besnik S. den 36 Jahre alten Mladen S. mit einer Baumsäge ähnlich einer Machete attackiert, indem er auf den Kopf des Kontrahenten einschlug. Beim Opfer sei unter anderem eine massive Gesichts-Schnittwunde im Bereich des rechten Augapfels und der rechten Wange verursacht worden, dazu Verletzungen am Arm durch ein Messer.
„Diese Folgen sah der Angeklagte voraus, nahm sie zumindest billigend in Kauf“, sagte Staatsanwältin Katharina Thieme zum Auftakt des Prozesses. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung.
Angeklagter spricht von Drohungen, problematischer Beziehung und Kontaktverbot zum Kind
Nach einer Besprechung mit seinem Verteidiger Curt-Matthias Engel räumte Besnik S. die äußeren Tatabläufe prinzipiell ein. Der in Skopje (Nordmazedonien) geborene Mann, der 2014 nach Deutschland kam und nach eigenen Angaben zuletzt als selbständiger Hausmeister tätig war, sprach von einem familiären Hintergrund des brutalen Vorfalls. Demnach habe er sich Ende 2019 in eine Frau verliebt und kam mit ihr zusammen, im August 2022 wurde der gemeinsame Sohn geboren.
Doch sei die Beziehung immer wieder problematisch gewesen, die Mutter und die Familie der Bulgarin hätten sie unter Druck gesetzt, von Besnik S. Abstand zu nehmen. Zudem habe es ständige Eifersucht der Freundin gegeben, da er selbst noch Frau und Kinder in seiner nordmazedonischen Heimat hatte, gab Besnik S. zu Protokoll.
Der geschädigte Mladen S., den er zuvor nie gesehen habe, soll ihm irgendwann als Angehöriger der Familie vorgestellt worden sein. Auch er habe sich wiederholt bedrohlich verhalten, sowohl ihm als auch seiner Freundin gegenüber. Zu seinem kleinen Sohn sei ihm der Kontakt verboten worden und so habe er ihn nur konspirativ sehen können.
Vorgebliche Aussprache soll eskaliert sein
Am Tatabend schließlich hätte es nach langem Hin und Her vorgeblich zu einer verabredeten Aussprache mit dem Nebenbuhler kommen sollen, der aber sei mit einem Baseballschläger auf ihn losgegangen. Daraufhin habe er nach Arbeitswerkzeug aus seinem PKW gegriffen, die Hand mit der Säge gehoben und eine Bewegung vollzogen, um den Angreifer zu ängstigen: „Da habe ich ihn wohl geschnitten“, sagte Besnik S. am Freitag aus. „Nach dem Schnitt ging er zu Boden und ich habe sofort die Säge weggeschmissen. Ich war sehr erschrocken, als ich das Blut gesehen habe, ich habe sowas noch nie erlebt.“
Als der verletzte Mladen S. dann unerwartet zu einer neuen Attacke angesetzt habe, sei es zu einem Gerangel gekommen, in deren Verlauf er ein Messer aus seiner Tasche habe ziehen können, so der Angeklagte: „Irgendwann sah er das Messer und ließ von mir ab.“
Verteidiger übergibt Schmerzensgeld im Gerichtssaal
Besnik S. flüchtete zunächst, stellte sich aber wenig später selbst auf einem Polizeirevier, wurde festgenommen und kurz danach in Untersuchungshaft gesteckt. Hier habe er Anfang Januar auch erfahren, dass seine Freundin inzwischen mit dem Geschädigten Mladen S. und dem Kind in Bulgarien zusammenlebe, sie wünsche keinen Kontakt mehr und habe ihm den Umgang mit seinem Sohn versagt, erklärte Besnik S. zum Ende seiner Aussage hin. Dabei wolle er unbedingt seine Rechte als Kindsvater wahrnehmen.
Und beteuerte: „Ich habe zu keiner Zeit die Absicht gehabt, ihn zu verletzen oder gar umzubringen. Ich wollte mich nur verteidigen und meine Familie beschützen.“
Kurz zuvor hatte sein Rechtsanwalt Curt-Matthias Engel der Anwältin des Opfers im Gerichtssaal 3.500 Euro Schmerzensgeld überreicht, für die sein Mandant extra ein Darlehen bei einem Onkel aufgenommen habe. „Er will die Verhandlung nutzen, sich für die vermeidbare Eskalation und die eingetretenen Folgen zu entschuldigen.“
Damit scheint Besnik S. von früheren Aussagen abzuweichen, denen zufolge er bei der Tatausführung „nur“ ein Messer benutzt haben will. Diese Aussage habe er auf Rat seines damaligen Anwalts getätigt, erklärte der Angeklagte den Widerspruch. Zudem gab er einen weiteren Anklagepunkt zu, wonach er ohne Fahrerlaubnis in einem nicht versicherten PKW unterwegs gewesen sei.
Der Prozess wird fortgesetzt, vier weitere Termine bis 18. März stehen auf dem Plan.
Keine Kommentare bisher