Heuballen, Mülltonnen, ein Ferienhaus: Nichts schien vor den Unbekannten sicher, die in der Gemeinde Parthenstein bei Leipzig in den Jahren 2021 und 2022 immer wieder Feuer gelegt hatten. Dazu kamen gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr. Jetzt hat das Landgericht Leipzig vier junge Männer verurteilt.
Gegenstand der Anklage des im Juli 2023 begonnenen Verfahrens gegen die vier Angeklagten im Alter zwischen 19 und 24 Jahren waren 29 Tatkomplexe, die sich zwischen Juni 2021 und Mai 2022 in allen Ortsteilen der Gemeinde Parthenstein (Landkreis Leipzig) ereignet hatten. Oftmals handelte es dabei um das gezielte Anzünden von Strohballen, die sich sowohl im Eigentum von Privatleuten als auch einer Agrargenossenschaft befanden.
Aber auch beispielsweise Mülltonnen, Stapelholz und ein Ferienhaus fielen der Feuersbrunst zum Opfer. Allein im letzten Fall vom Januar 2022 betrug der geschätzte Sachschaden etwa 180.000 Euro.
Kammer verhängt Haft- und Bewährungsstrafen sowie Arbeitsstunden
Wie zunächst die LVZ berichtet hatte, gab es nun bereits Mitte November nach längerer Beweisaufnahme die Quittung vom Leipziger Landgericht: Der 20-jährige Niko S. (Name geändert), der bei fast allen der vorgeworfenen Taten beteiligt gewesen sein soll und vorübergehend in Untersuchungshaft gesessen hatte, erhielt zweieinhalb Jahre Freiheitsentzug nach Jugendstrafrecht. Der älteste aus dem Quartett soll zwei Jahre und neun Monate in Haft.
Die beiden Mittäter kamen mit milderen Konsequenzen davon, einmal anderthalb Jahre auf Bewährung und einmal verhängte Arbeitsstunden. Die Schwere der Taten, der hohe materielle und ideelle Schaden und die leichtfertige Gefährdung von Menschen fielen bei der Strafzumessung erschwerend ins Gewicht.
Zugutegehalten wurden den jungen Männern dagegen die teils geleistete Hilfe zur Aufklärung der Taten und die unterschiedlichen Tatbeiträge einzelner Beteiligter. Der mutmaßliche Anstifter zeige zudem Bereitschaft zur Wiedergutmachung, indem er den Schaden in einem betroffenen Betrieb abarbeitet.
Prozess unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit
Als wahrscheinliches Tatmotiv gilt, dass sich die jungen Männer, von denen drei in der freiwilligen Feuerwehr aktiv waren, bei Einsätzen profilieren wollten. Gegenstand der Anklageschrift waren auch gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr gewesen. So wurden mehrfach Bäume angesägt, ein Baumstamm krachte im Oktober 2021 tatsächlich auf die Fahrbahn und ein PKW prallte dagegen. Das Ergebnis: 18.000 Euro Totalschaden.
Zwei weitere Vorwürfe, das absichtliche Legen von Ölspuren auf der Fahrbahn kurz hintereinander im Frühjahr 2022, wurden aus rechtlichen Gründen fallengelassen. Der Prozess hatte auf Intervention von Ingo Stolzenburg, dem Anwalt des Hauptverdächtigen, zum Großteil hinter verschlossener Tür stattgefunden: Für die Zukunft seines jungen Mandanten sei die öffentliche und mediale Aufmerksamkeit schädlich, so die Argumentation.
Die Jugendkammer unter Vorsitz von Richter Michael Dahms hatte sich dieser Sicht angeschlossen.
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