Eine Reihe an Brandstiftungen in Leipziger Hotels hatte die Einsatzkräfte um den Jahreswechsel 2022/23 in Atem gehalten: Nun wurde der geständige Urheber, der sich nach Angaben von Unterstützern als Antifaschist und Klimaaktivist bezeichnet, durch das Landgericht Leipzig verurteilt. Der 25-Jährige muss dreieinhalb Jahre ins Gefängnis.
Unter anderem wegen Brandstiftung, versuchter schwerer Brandstiftung, Sachbeschädigung, Missbrauchs von Notrufen und Betrugs schickte die 17. Strafkammer am Landgericht Leipzig den 25-jährigen Dominick S. am Montag, dem 14. August, für dreieinhalb Jahre hinter Gitter. Ein bestehender Haftbefehl wurde weiterhin aufrechterhalten, sodass der junge Mann nach Ende des Prozesses wieder in die JVA zurückgefahren wurde.
Brandstiftung und Notrufmissbrauch
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Dominick S. für eine Reihe von Inbrandsetzungen in Leipziger Hotels zwischen 28. Dezember 2022 und 3. Januar 2023 verantwortlich war. Gleich zweimal traf es das Penta Hotel am Großen Brockhaus, wo am 28. Dezember zunächst ein Brandmelder und kurz darauf eine Pizzaverpackung angezündet worden waren. Das beherzte Reagieren von Hotelmitarbeitern und -gästen konnte Schlimmeres verhindern, beim ersten Mal trugen drei Frauen jedoch immerhin Husten und Halsbrennen davon.
Weitere Vorfälle ereigneten sich Tage später im Motel One am Augustusplatz und im Meininger Hotel am Brühl. Zudem habe Dominick S. laut Anklage zweimal Müllbehälter entzündet, unter anderem in der Bar „Spizz“ im Zentrum, und durch die Vortäuschung eines Großbrandes per Notruf einen massiven Feuerwehreinsatz ausgelöst.
Sechs Betrugsfälle zusätzlich angeklagt
Zum Prozessauftakt am 7. August hatte der Mittzwanziger über seinen Anwalt Wolf-Georg Winkler ein weitgehendes Geständnis abgelegt, jedoch keine Rückfragen akzeptiert, sodass die Motivlage zunächst unklar blieb. Der zeitweise ohne festen Wohnsitz lebende Dominick S. war bei den Ermittlern unter Verdacht geraten, weil unter den von Bränden betroffenen Hotels auch solche waren, wo sich der junge Mann zwischen Oktober und Januar mit einer ungültigen Kreditkarte eingebucht hatte. Die Schadenssumme nie bezahlter Rechnungen belief sich am Ende auf fast 2.700 Euro. Daher hatte Staatsanwältin Karin Schultrich in einer separaten Anklage gegen Dominick S. auch sechs Fälle des Betrugs aufgelistet.
Verhaftung bei Verkehrskontrolle im „Heibo“-Umfeld
Nach Aussagen von Unterstützerinnen und Unterstützern im Internet bezeichne sich Dominick S. selbst als Klimaaktivist und Antifaschist. Während der Räumung des Waldgebiets Heidebogen („Heibo“) nahe Dresden im Februar 2023 war er der Polizei demnach bei einer Verkehrskontrolle ins Netz gegangen und wegen eines bestehenden Haftbefehls direkt in eine JVA überstellt worden. Dieser Haftbefehl bezog sich ausschließlich auf die Vorfälle in Leipzig und hatte keinen „Heibo“-Bezug. Vorab war zur Solidarität mit dem Angeklagten aufgerufen worden, auch während des Prozesses hatten sich Unterstützer im Publikum und vor dem Gerichtsgebäude eingefunden. Kritisiert wurden die Haftbedingungen von Dominick S. wie auch Gefängnisse im Allgemeinen.
Keine Anhaltspunkte für Schuldunfähigkeit
Anhaltspunkte für eine Schuldunfähigkeit von Dominick S. gab es laut eines forensischen Gutachtens nicht, weder läge eine psychische Erkrankung noch eine gravierende Suchtproblematik vor, befand der Sachverständige Dr. Matthias Lammel. Die Strafkammer unter dem Vorsitzenden Robby Bauer blieb am Ende mit dreieinhalb Jahren Haft deutlich unterhalb der Forderung der Staatsanwaltschaft, die fünf Jahre und vier Monate gefordert hatte. Für Verteidiger Wolf-Georg Winkler waren dagegen zweieinhalb Jahre Freiheitsentzug das Maximum. Dominick S. wurden vor allem das Geständnis und die fehlenden Vorstrafen zugutegehalten.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, es steht das Rechtsmittel der Revision offen.
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