Nach einer Serie von Brandstiftungen, unter anderem in Leipziger Hotels, muss sich seit Montag ein junger Mann vor dem Leipziger Landgericht verantworten. Der 25-jährige Dominick S., der sich nach Angaben von Unterstützern als Klimaaktivist und Antifaschist bezeichnet, wurde während der Besetzung des „Heibo“ nahe Dresden gefasst. Die Tatvorwürfe haben damit allerdings nichts zu tun.
„System Change, Not Climate Change“: Die offenkundige Position des jungen Mannes, der am Montagmorgen in Handschellen und mit starrem Blick den Saal 230 des Leipziger Landgerichts betrat, war für jeden sichtbar auf seinem dunklen Pullover zu lesen.
Im Zusammenhang mit der Räumung des besetzten Waldgebiets Heidebogens (genannt „Heibo“) bei Ottendorf-Okrilla, nördlich von Dresden, war Dominick S. im Februar bei einer Verkehrskontrolle verhaftet worden. Die Vorwürfe gegen ihn haben mit der Aktion von Klima- und Umweltaktivisten jedoch nichts zu tun: Vielmehr lastet die Staatsanwaltschaft dem Mittzwanziger unter anderem eine Reihe von Brandstiftungen rund um den Jahreswechsel 2022/23 in Leipziger Hotels an.
Serie an Bränden um den Jahreswechsel
Alles begann am 28. Dezember 2022: Gegen 4:15 Uhr soll Dominick S. damals im Penta Hotel am Großen Brockhaus 3 einen Brandmelder aus Kunststoff entzündet haben, auch der schwer entflammbare Fußbodenbelag wurde zumindest beschädigt. Das schnelle Löschen des Feuers durch Hotelgäste verhinderte offenbar Schlimmeres, drei Frauen mussten sich jedoch wegen Hustens und Halsbrennens ärztlich behandeln lassen. Sachschaden: 12.584 Euro.
Nur drei Stunden später brannte eine Pizzaverpackung auf dem Gang des gleichen Hotels auf der zweiten Etage, ein Mitarbeiter löschte das Feuer. Hier entstanden 13.672 Euro Schaden. Dominick S. habe eine Gefährdung und Schädigung von Hotelgästen billigend in Kauf genommen, sagte Staatsanwältin Karin Schultrich zum Prozessauftakt.
Am Neujahrsmorgen 2023 soll Dominick S. einen Kunststoff-Mülleimer auf der Toilette der Bar „Spizz“ in der City entzündet und anschließend den Notruf angewählt haben, mit der falschen Behauptung, es gäbe durch ein Feuer ein Dutzend Verletzte. Rettungskräfte rückten daraufhin mit mehreren Fahrzeugen zum vermeintlichen Großeinsatz aus. Kurz darauf habe Dominick S. dann einen Müllbehälter im Book-Hotel nahe dem Stadtzentrum angezündet und wiederum die Feuerwehr alarmiert, so die Anklage.
Wenig später, am Vormittag, war das Motel One am Augustusplatz der nächste Schauplatz, wo Dominick S. die rechte Seite eines Betts in Brand gesetzt und sich dann entfernt haben soll.
Glimpflich ging schließlich ein mutmaßlicher Versuch des Angeklagten aus, am 3. Januar im Meininger Hotel ein in einen Brandmelder gestecktes Taschentuch zu entzünden. Die Flammen erstarben von selbst, der Sachschaden blieb mit knapp 712 Euro vergleichsweise gering.
Sechs Betrugsfälle zusätzlich angeklagt
Neben diesen acht Taten soll sich Dominick S. zudem des sechsfachen Betrugs schuldig gemacht haben: Von Ende Oktober 2022 bis Anfang Januar 2023 habe sich der junge Mann, auch während der Taten, über Portale wiederholt in verschiedene Leipziger Hotels eingecheckt, ohne die Rechnungen am Ende tatsächlich zu begleichen. Dafür soll er eine ungültige Kreditkarte genutzt haben, die Zahlungs-Transaktionen wurden jedes Mal verweigert. Die Schadenshöhe hier betrug insgesamt fast 2.700 Euro.
Weitgehendes Geständnis abgelegt, Tatmotiv unklar
Nach einem Rechtsgespräch und einer Beratung mit seinem Verteidiger Wolf-Georg Winkler räumte Dominick S. über diesen die Tatvorwürfe weitgehend ein. Sein Mandant habe jedoch nie geplant, einen größeren Brand zu legen oder Menschen Schaden zuzufügen, betonte der Anwalt in der abgegebenen Erklärung. Nachfragen wollte der Angeklagte nicht zulassen. Die Frage nach einem möglichen Tatmotiv bleibt vorerst im Dunkeln.
Das Gericht stieg anschließend mit Zeugenvernehmungen in die Beweisaufnahme ein und vernahm am Montag mehrere Mitarbeiter des Penta-Hotels. Sie erinnerten sich unter anderem, dass Dominick S. mit ihm fremden Gästen des Hauses offenbar über persönliche Probleme habe sprechen wollen, es habe deshalb auch Beschwerden gegeben. Er habe beim Smalltalk einen „etwas angetrunkenen Eindruck“ gemacht, aber nicht so, dass er alarmiert gewesen sei, wusste ein 33-jähriger Angestellter über den Hotelgast zu berichten.
Mobilisierung zum Prozess
Im Internet war schon vorab zur Prozessbegleitung mobilisiert worden, man wolle sich solidarisch zeigen und „gemeinsam laut sein für eine Welt ohne Knäste.“ Vor dem Landgericht gab es am Montagmorgen eine kleine Kundgebung, auch im Gerichtssaal fanden sich einige Unterstützerinnen und Unterstützer ein.
Der Angeklagte, bislang ohne Vorstrafen und derzeit in Untersuchungshaft, müsste im Falle eines Schuldspruchs unter anderem wegen schwerer Brandstiftung, gefährlicher Körperverletzung, Missbrauchs von Notrufen und Betrugs mit mehreren Jahren hinter Gittern rechnen. Die 17. Strafkammer unter dem Vorsitzenden Richter Robby Bauer hat fünf weitere Verhandlungstage bis 18. August angesetzt.
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