Das hätte wohl auch leicht anders ausgehen können: Sein Angriff auf einen Security-Bediensteten in der Westhalle des Leipziger Hauptbahnhofs mit einer abgebrochenen Flasche vor fast einem Jahr war offenbar der Höhepunkt einer ganzen Reihe an Straftaten, für die sich Mahamad S. seit Jahresbeginn am Landgericht Leipzig verantworten musste. Nun gab es dafür die Quittung.
Die 16. Strafkammer unter dem Vorsitzenden Richter Hans Weiß verurteilte den 30 Jahre alten Mann jetzt zu insgesamt sechs Jahren hinter Gittern und übertraf damit noch die Forderung der Staatsanwaltschaft um ein halbes Jahr.
Angriff mit Flaschenhals und Todesdrohung
In dem seit Jahresanfang laufenden Prozess hatte sich der vor Jahren aus Somalia geflüchtete und zuletzt geduldet in Deutschland lebende Mann unter anderem wegen versuchten Totschlags verantworten müssen: Demnach soll er am 26. Februar 2022 in der Westhalle des Leipziger Hauptbahnhofs einem Sicherheits-Bediensteten gegen die Schläfe geschlagen und ihn mit einer abgebrochenen Flasche am Hals verletzt haben – tödliche Verletzungen habe er dabei zumindest billigend in Kauf genommen, so die Anklageschrift.
Anlass war offenbar, dass der Security-Mann ein Wochen zuvor zuvor erlassenes Hausverbot gegen Mahamad S. durchsetzen wollte, nachdem dieser ihn massiv bedroht haben soll. Die Situation endete glimpflich mit nur leichten Verletzungen, weil der Geschädigte und sein Kollege Mahamad S. fixieren konnten. Dabei soll er noch die Worte „Ich bringe dich um!“ ausgestoßen haben. Bis 1. März 2022 musste der Angegriffene krankgeschrieben werden.
Anklage warf Tatserie seit September 2021 vor
Der dramatische Vorfall war laut Anklagebehörde der Höhepunkt einer monatelangen Tatserie, die im September 2021 begonnen haben soll, indem Mahamad S. einem Mann im Bereich Marcusgasse/Herrmann-Liebmann-Straße ins Gesicht schlug. Am 9. Januar 2022 folgte eine Auseinandersetzung mit einer Zugbegleiterin im Regionalexpress Leipzig-Dresden, in deren Verlauf der Angeklagte der heute 59-jährigen Frau laut Ermittlungen Getränkeflüssigkeit ins Gesicht schüttete, auch den hinzugerufenen Lokführer und eine Mitreisende bedroht haben soll. Die Schaffnerin hatte ihn zuvor ohne Fahrschein erwischt.
Nur vier Tage darauf soll Mahamad S. dann einem Ladendetektiv im Hauptbahnhof nach einem gescheiterten Diebstahl von Getränken ins Gesicht geschlagen und Ende Januar 2022 einen weiteren Mann am Eingang zur Westhalle des Hauptbahnhofs körperlich attackiert haben.
Rassismus-Vorwurf gegen Zugbegleiterin
Zum Auftakt der Gerichtsverhandlung hatte der 30-Jährige sich zu einem ersten Teil der Vorwürfe, der den Zwischenfall im RE 50 Leipzig-Dresden betraf, teilweise widersprüchlich zu den Ermittlungsergebnissen geäußert und offenbar vor allem sich selbst als Opfer gesehen, denn er sei von der Zugschaffnerin wegen seines fehlenden Tickets rassistisch beleidigt worden. Die 59-jährige Frau hatte den Vorwurf später im Zeugenstand bestritten und beteuert, dass sie alle Fahrgäste gleich behandeln will.
Die Anklagepunkte lauteten neben versuchtem Totschlag auf Körperverletzung, Bedrohung, Nötigung, Beleidigung und das Erschleichen von Leistungen. Letztlich wurde eine Gesamtstrafe von sechs Jahren Haft gebildet. Die Staatsanwaltschaft wollte unterm Strich fünfeinhalb, Verteidigerin Diane Kirschkowski zwei Jahre und neun Monate Haft.
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