Drei Menschen starben im Frühjahr 2021 bei einem schweren Unfall auf der Prager Straße, nachdem ein rasender Smart Roadster sie an einer Ampel erfasst hatte. Eine weitere Fußgängerin sowie der mutmaßliche Unfallverursacher selbst wurden bei dem Geschehen verletzt, die Passantin schwer. Der Fahrer des Smart muss sich seit Donnerstag vor dem Leipziger Amtsgericht verantworten.
Drei Menschen nach schwerem Unfall verstorben
Den Einsatzkräften bot sich ein entsetzliches Bild: Vier Menschen wurden am Vormittag des 16. März 2021 kurz nach zehn Uhr an der Kreuzung Prager Straße/Franzosenallee von einem Smart Roadster erfasst, als sie gerade die Ampel an der LVB-Haltestelle überqueren wollten.
Für die Passanten Manfred L. (80) und Luise S. (85) kam jede Hilfe zu spät, sie erlagen noch vor Ort ihren schweren Verletzungen. Gisela N. (72) verstarb mittags im Klinikum St. Georg. Babette R. (78) trug bei dem Zusammenprall ein Schädelhirntrauma, einen Schlüsselbeinbruch sowie Verletzungen an Lunge und Milz davon.
Marko H. soll rücksichtslos gerast sein
Mehr als anderthalb Jahre später steht der Fahrer des Unfallwagens vor dem Amtsgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute 51-jährigen Marko H. vor, allein im Sinne des schnellen Fortkommens mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit stadteinwärts unterwegs gewesen zu sein. Dabei habe der Mann an der roten Unfallkreuzung den Rechtsabbiegestreifen benutzt, um weiter geradeaus zu fahren.
Bevor er in die Menschengruppe gerast war, soll der Smart Roadster mit einer Geschwindigkeit von 96 km/h gegen einen Betonmast geprallt und ins Schleudern gekommen sein, ehe er im Gleisbett der Linie 15 zum Stehen kam.
Marko H. sei rücksichtslos gefahren und hätte den Unfall bei Beachtung der Höchstgeschwindigkeit vermeiden können, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Der 51-Jährige, der nach dem Geschehen selbst stationär behandelt werden musste, ist nun wegen vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs sowie fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt.
Angeklagter schweigt komplett
Mit dünner Stimme bestätigte der zuletzt arbeitsuchende Angeklagte zum Prozessbeginn dem Schöffengericht unter Vorsitz von Amtsrichterin Ute Pisecky lediglich seine Personalien. Er wolle jedoch weder zum Tatvorwurf noch zu seinen persönlichen Verhältnissen aussagen, teilte sein Anwalt Tino Rasser mit.
Sondierungen über einen möglichen Deal zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung sowie den Nebenklägern blieben ohne Ergebnis.
Das Gericht vernahm daher direkt die ersten Unfallzeugen, die das Unglück mit ansehen mussten. „Es ging alles so schnell“, erinnerte sich eine Autofahrerin (64), die mit ihren betagten Eltern auf dem Rückweg vom Arzt war und aus der Franzosenallee gerade abbiegen wollte, als der Smart Roadster von der Seite heranschoss. „Ich bin froh, dass ich noch bremsen konnte.“
„Die Situation war sehr schwer zu fassen“
Eine weitere Zeugin sah das Unfallauto aus ihrem PKW massiv beschleunigen und vermutete kurz irgendeinen Jungspund am Steuer, der die PS-Leistung mal austesten wolle – sah jedoch dann von hinten, dass der Wagen vor der roten Kreuzung keinerlei Anstalten zum Abbremsen machte, auf die Rechtsabbiegespur umschwenkte. „Die ganze Situation war sehr schwer zu fassen.“
Und ein dritter PKW-Lenker entsann sich im Zeugenstand, wie er sich im Vorbeifahren noch über die aufwendige Lackierung des Smarts lustig gemacht hatte, den er in einer Seitenstraße sah. Wenige Momente später krachte es schon.
Der Prozess, an dem insgesamt acht Nebenkläger aus dem Umfeld der Unfallopfer teilnehmen, wird fortgesetzt. Derzeit sind zwei weitere Verhandlungstage bis 29. November anberaumt.
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