Im April schon warnte die Verbraucherzentrale eindringlich: „Vorsicht: Falsche Polizisten am Telefon“. Da war die neue Betrugsmasche auch in Leipzig schon angelaufen, die seither unter dem Namen „Europol-Scam“ für Aufregung sorgt. Denn sie findet derzeit europaweit statt. Überall rufen Kriminelle unter scheinbar seriösen Telefonnummern bei ahnungslosen Menschen an und geben sich als echte Polizeibeamte aus – meist von Europol oder Interpol.

Selbst vor der Notrufnummer „110“ schrecken sie nicht zurück, die dann auf dem Display der Angerufenen erscheint. Meist ist dann eine automatische Ansage zu hören, die die Angerufenen auffordert, eine weitere Taste zu drücken, die sie scheinbar mit einem reellen Polizeibeamten verbindet, der – oft auf Englisch – die Angerufenen unter Druck setzt mit angeblichen Ermittlungen der Polizei, in die die Angerufen involviert sein sollen.

„Angeblich werde gegen die Angerufenen oder gegen ihre Familienangehörigen wegen Problemen mit Bankkonten, Ausweisen oder anderer Straftaten ermittelt. Wer keine Auskunft erteilt, wird mit Haftstrafe bedroht“, fasste die Verbraucherzentrale diese Drohungen zusammen.

Wobei den meisten Angerufenen gar nicht gedroht werden muss. Die Polizei genießt ein hohes Vertrauen in Deutschland. Die Menschen kooperieren gern freiwillig, wollen helfen oder nehmen die Bedrohungslage ernst, die ihnen ein scheinbar seriöser Beamter am Telefon schildert.

Nur keine Kontodaten oder Passwörter herausgeben

Und dann geben sie Passwörter oder Kontodaten her oder überweisen gar Geld auf ein Konto, das ihnen die Anrufer nennen. Dass die Masche so gut funktioniert, zeigt das längst europaweite Ausmaß dieser Anrufe, die sich zu ihren Anrufern so gut wie nie zurückverfolgen lassen. Längst warnt auch Europol auf seiner Website. Aber leider nicht auffällig genug, sondern als eine von vier aktuellen Meldungen: „Beware of scams involving fake correspondence from Europol“.

Denn in vielen Fällen verweisen die Kriminellen auf echte existierende Fallnummern von Europol, die auch auf der Website der Polizeibehörde zu finden sind. Viele Angerufene halten dann den Anrufer tatsächlich für einen echten Europol-Mitarbeiter, der in einem großen Fall ermittelt – der internationalen Drogenkriminalität und Geldwäsche zum Beispiel.

Auf einmal scheint man sich selbst wie mittendrin zu fühlen in so einem Fall. Und statt einfach aufzulegen, lassen sich viele gutgläubige Menschen hineinziehen in die Fake-Geschichte und geben all das preis, was die Kriminellen haben wollen.

Ja kein Geld überweisen

„Europol will not call you“, warnt Europol. Und betont: „Neither Europol nor any of its staff would ever directly contact members of the public requesting immediate action or threatening individuals with opening a criminal investigation. Europol does not issue fines or contact members of the public requesting payments.“

Europol wird unbescholtene Bürger nicht anrufen und gar um Zahlungen bitten.

Doch viele Menschen lassen sich einschüchtern, wenn so ein Anruf kommt: „This is a message from the Federal Police Department.“ Laut ZDF zählte die Bundesnetzagentur seit Februar rund 20.000 Beschwerden zu dieser Betrugsmasche.

Und wir haben nachgefragt: Die Polizeidirektion Leipzig zählte seit März allein 500 solcher Betrugsfälle.

Das ZDF hat die Empfehlungen des Bundeskriminalamtes veröffentlicht, wie man bei solchen dubiosen Anrufen reagieren sollte:

Geben Sie am Telefon keine Details zu persönlichen oder finanziellen Verhältnissen preis.

Folgen Sie nicht den Aufforderungen der Anrufer, lassen Sie sich nicht in ein Gespräch verwickeln oder unter Druck setzen. Legen Sie einfach auf.

Übergeben Sie auch niemals Geld an unbekannte Personen.

Sollten Sie einen solchen Anruf erhalten, erstatten Sie Strafanzeige bei Ihrer örtlichen Polizeidienststelle.

Recherchieren Sie eigenständig die Telefonnummer der Polizeidienststelle und wählen Sie die Nummer selbst. Benutzen Sie auf keinen Fall die Rückruftaste.“

Denn wenn man der Masche erst einmal aufgesessen ist, ist das Geld in der Regel weg, längst auf Konten im Ausland, an die man nicht mehr herankommt. Und es geht um eine Menge Geld. Für manche um ihr gesamtes Erspartes.

Und das Alarmierende an der Masche – so bestätigt auch die Polizeidirektion Leipzig – ist, dass sich die Betrüger mittlerweile so professionalisiert haben, dass nicht nur ältere Menschen darauf hereinfallen, sondern auch viele junge Menschen.

Mehr dazu morgen an dieser Stelle.

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