Bereits um die Mittagszeit gingen die ersten Meldungen heute auf Twitter ein, fast wie ein hรถrbares โna endlichโ der Tonfall. Bilder von Polizeiwagen machten die Runde, der โShirtzshop.deโ sei offline, von Durchsuchungen beim Hallenser Rechtsextremisten Sven Liebich war die Rede. Bei wem genau durchsucht wurde, teilte das LKA Sachsen-Anhalt zwar nicht mit, doch die Umstรคnde deuten klar auf Liebich und die aktuelle Inhaberin der โH & L Shirtzshop GmbHโ gleichen Nachnamens hin.
Zwar fรผhrt das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt zur Stunde aus, gegen einen โals Rechtsextremist bekannten Beschuldigten gemeinsam mit seiner Mittรคterinโ zu ermitteln, doch der Hauptdruck dรผrfte bei Frau Liebich, nach Informationen der MZ Liebichs Schwester, landen. Sie ist nach LZ vorliegenden Informationen seit dem 26. Oktober 2020 alleinige Inhaberin der Betreiber-GmbH und seit Ende 2019 bereits ist Sven Liebich als Geschรคftsfรผhrer zurรผckgetreten.
Formaljuristisch gehรถrt Liebich an der der Firma nichts mehr, handelnde Person dรผrfte er laut der polizeilichen Formulierung jedoch trotz des Geschรคftsfรผhrungswechsels geblieben sein. Auffรคllig wurde der Hallenser neben einem martialischen Auftritt am Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2021 zuletzt auch in Leipzig, als er am 7. November 2020 an der groรen โQuerdenkerโ-Demo teilnahm und sich auf Hรถhe Hauptbahnhof aktiv an einer Schlรคgerei gegen einen Journalisten beteiligte.
Wolfram H., ein vorheriger Geschรคftspartner aus dem Raum Mรผnchen, welcher bei Grรผndung der Unternehmung im Jahr 2011 noch 12.500 Euro Kapital und offenbar das H in โH & L Shirtzshopโ zuschoss, beendete im Oktober 2020 die Partnerschaft ebenfalls zugunsten von Frau Liebich. Ob die Ermittlungen der LKA-Staatsschutzabteilung einige Jahre zurรผck und bis Mรผnchen reichen, war heute nicht zu erfahren.
Gegen die aktuell geschรคftsfรผhrende Inhaberin und Liebich selbst wird mit der heutigen Razzia โwegen des Verdachts der Volksverhetzung und der Belohnung und Billigung von Straftatenโ ermittelt. Hierbei sollen beide gemeinsam โeine Vielzahl verschiedener Artikel, wie zum Beispiel T-Shirts, Aufkleber, Aufnรคher, Tassen, die volksverhetzende Inhalte zeigen, vertrieben habenโ.
Das bekannteste unter diesen Angeboten des heute offline gegangenen Shops dรผrfte der gelbe โDavidsternโ und der Schriftzug โungeimpftโ sein, welcher nicht nur Impfgegner auf die gleiche Stufe wie etwa 6 Millionen ermordete Juden im 3. Reich hebt, sondern gleichzeitig den Holocaust verharmlost. Getragen wurde das Zeichen besonders gern bei sogenannten โQuerdenkerโ-Demonstrationen, verkauft wurden es lange Zeit im โShirtzshopโ mit Sitz in Halle/S..
Zuletzt hatten die Behรถrden auch in anderen Bundeslรคndern wegen dieses speziellen Symbols vermehrt durchgegriffen und erste Verurteilungen erwirkt.
Dass die Behรถrden diesen Fall ernstnehmen, zeigt die Grรถรe des Einsatzes und die hinter den Vorwรผrfen des โBetreibens einer kriminellen Handelsplattform im Internetโ lauernden Strafandrohungen. Seit dem 01.10.2021 ist, โfรผr den Fall der Gewerbsmรครigkeit beziehungsweise als Mitglied einer Bande handelnd, eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren angedrohtโ.
Dazu habe man โmonatelang unter Fรผhrung des Staatsschutzes des LKA Sachsen-Anhalt ermitteltโ. Und allein heute seien โfast einhundert Beamte des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt (LKA), der Polizeiinspektionen Zentrale Dienste Magdeburg und Halle/Saale sowie Beamte der Polizeidirektion Leipzigโ an den โExekutivmaรnahmenโ beteiligt gewesen.
Bei der Durchsuchung mehrerer Wohn- und Geschรคftsrรคume auch in Sachsen seien im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg โGeschรคftsunterlagen, digitale Speichermedien, Computertechnik und bedruckte T-Shirts sichergestelltโ worden.
Wer die Vorgรคnge rings um den Verlagsshop โDer Schelmโ in Leipzig vor Augen hat, ahnt, dass nun der zรคhe Prozess der Auswertung und Beurteilung beginnt. Nach den weitreichenden Durchsuchungen im Dezember 2020 ist der Prozess bis heute nicht erรถffnet.
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