Neuigkeiten im Fall „Lina E.“: Die Polizei fahndet laut einem Bericht der „Welt am Sonntag“ nach dem Verlobten der inhaftierten Studentin. Der 27-Jährige soll an einem Angriff auf die Neonazi-Kneipe „Bull's Eye“ in Eisenach beteiligt gewesen sein. Jetzt ist er untergetaucht. Seit 6. November 2020 sitzt Lina E. in Untersuchungshaft. Die 25-Jährige war tags zuvor von Spezialkräften festgenommen und nach Karlsruhe zum Bundesgerichtshof verbracht worden, wo der Ermittlungsrichter ihre Inhaftierung anordnete.

Die Ermittler werfen der Leipzigerin die Mitgliedschaft in einer linksextremistischen kriminellen Vereinigung und die Beteiligung an mehreren Anschlägen auf besagten Neonazi-Treff vor.

Lina E. soll nach Lesart der Ermittler eine herausgehobene Stellung in dieser Gruppe eingenommen haben. Laut Haftbefehl habe sie bei Anschlägen das Kommando übernommen, deren Ausführung vorbereitet und ihren Pkw als Fluchtmittel zur Verfügung gestellt. In der hiesigen Szene wurde E. dagegen als eine Randfigur wahrgenommen. Die „Welt am Sonntag“ berichtete jetzt, dass die Kriminalisten mit dem Partner der vermeintlichen Anführerin einen weiteren Beschuldigten identifiziert hätten. Gegen den gebürtigen Hallenser, der in Leipzig und in Bayern aufwuchs und seit dem Abitur wieder in Leipzig lebt, seien zwei Haftbefehle ergangen.

Bei einem Überfall auf das „Bull’s Eye“ am 19. Oktober 2019, als mehr als ein Dutzend Angreifer Gäste und Wirt mit Schlagstöcken und Reizgas attackiert hatten, soll er DNA-Spuren am Tatort hinterlassen haben. Mittlerweile ist der Verdächtige untergetaucht. Die Behörden registrierten ihn zuletzt im Sommer 2020, als er bei der Rückkehr von einer Thailand-Reise in ein Land des europäischen Schengen-Grenzkontrollabkommens eingereist sei. Danach verliere sich seine Spur.

Obwohl die Person Lina E. für viele Szenegänger eine Art Mysterium zu sein scheint, konnten ihre Unterstützer eine spektrenübergreifende Solidarisierung entfachen. Im linksalternativen Stadtteil Connewitz prangen nicht wenige „Free Lina“-Schriftzüge an Häuserwänden, die linke Solidaritätsorganisation „Rote Hilfe“ sammelt Spenden und ein Connewitzer Bekleidungsgeschäft verkauft Soli-Shirts.

Eine queerfeministische Frauengruppe bekannte sich zu einem weiteren Anschlag auf das Eisenacher Lokal. Eine Freilassung der Inhaftierten ist momentan nicht in Sicht. Ihre Verteidiger hatten im Dezember mangelnde Akteneinsicht beklagt und deshalb bislang auf einen Haftprüfungsantrag verzichtet.

Die nächste turnusmäßige Haftprüfung findet Anfang April statt, sollte die Bundesanwaltschaft bis dahin keine Anklage erhoben haben.

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