Im Mai sorgte der Fund von Waffen aus Bundeswehrbestรคnden bei einer Hausdurchsuchung bei einem KSK-Soldaten in Wermsdorfer Ortsteil Collm fรผr Aufsehen. Ein Fall, der dann immer weitere Kreise zog und auf einmal die Verdachtsfรคlle auf rechtsextremistische Gesinnung bei mehreren KSK-Soldaten thematisierte. Eine Landtagsanfrage macht nun รถffentlich, dass auch in Collm rechtsextremistisches Schriftgut gefunden wurde.
โNach รผbereinstimmenden Medienangaben fand am 13. Mai 2020 eine Hausdurchsuchung in Wermsdorf OT Collm, Landkreis Nordsachsen, statt. Die Exekutivmaรnahme habe einem 45-jรคhrigen Bundeswehrsoldaten gegolten, der beim ,Kommando Spezialkrรคfteโ (KSK) eingesetzt warโ, stellte die Landtagsabgeordnete Kerstin Kรถditz (Die Linke) in ihrer dazu erfolgten Landtagsanfrage fest, die jetzt von Justizministerin Katja Meier beantwortet wurde.
โGegen ihn ermittle die Generalstaatsanwaltschaft Dresden wegen des Verdachts des Verstoรes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Dem Beschuldigten liege zur Last, auf seinem Privatgrundstรผck eine Art Waffen- und Munitionsdepot angelegt zu haben. Bei der Durchsuchung sollen unter anderem ein Sturmgewehr vom Typ AK-47, mehrere Chargen Munition und eine grรถรere Menge Plastiksprengstoff sichergestellt worden sein. Ausgangspunkt der Ermittlungen sollen Hinweise des MAD gewesen sein, die den Soldaten ,schon lรคnger im Fokusโ gehabt habe.โ
Dass der Militรคrische Abschirmdienst (MAD) hier schon lรคnger ermittelte, machte ja auch ein โSpiegelโ-Beitrag kurz danach deutlich. Letztlich waren selbst die Geheimdienstkontrolleure des Bundestages alarmiert.
Dass man es bei dem KSK-Soldaten nicht einfach nur mit einem Waffensammler oder Prepper zu tun hatte, wird jetzt endgรผltig aus der Antwort von Katja Meier auf die Kleine Anfrage 7/2403 von Kerstin Kรถditz deutlich.
โSachsens Justizministerium hat erstmals Details zu der Durchsuchung bei einem Bundeswehr-Elitesoldaten im Landkreis Nordsachsen bekannt gegeben, bei dem Mitte Mai unter anderem ein Kalaschnikow-Sturmgewehr, Sprengstoffe und Nazi-Devotionalien aufgefunden worden sindโ, stellt Kerstin Kรถditz, zustรคndig fรผr Innenpolitik in der Fraktion Die Linke im Sรคchsischen Landtag, fest.
โDemzufolge war das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) des Landeskriminalamts Sachsen erstmals am 11. Februar dieses Jahres per E-Mail durch den Bundeswehr-Geheimdienst MAD informiert worden. Daraufhin wurde bei der Generalstaatsanwaltschaft Dresden ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verstoรes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz eingeleitet. Die spรคtere Durchsuchung bestรคtigte demnach die Vermutung, dass der Beschuldigte Philipp S. ein verstecktes Waffendepot angelegt hat. Aufgefunden wurden unter anderem zwei Kilogramm professionellen Sprengstoffs und Zubehรถr sowie mehrere tausend Stรผck Munition, Schusswaffen und Waffenteile, darunter auch ein Schalldรคmpfer.โ
Die Ermittlungen zur Herkunft des Materials dauern nach Auskunft des Justizministeriums noch an.
โDem Vernehmen nach soll es sich teils um Equipment aus Bundeswehr-Bestรคnden handeln. Ebenfalls noch offen ist, ob S. Helfer oder Mitwisser hatte โ dazu wird eine Auskunft unter Berufung auf laufende Ermittlungen derzeit versagtโ, so Kรถditz.
โAufschlussreich: Beim Beschuldigten wurden auch Schriften ,mit rechtsextremen Inhaltenโ aufgefunden. Dazu zรคhlen unter anderem ein SS-Liederbuch und weitere Schriftstรผcke mit NS-Motiven, ferner extrem rechte und neonazistische Broschรผren und Zeitschriften ,sowie mehrere Thor-Steinar-Shirtsโ. Diese Befunde bekrรคftigen aus meiner Sicht klar den Verdacht, dass der KSK-Soldat schon lรคnger einen Bezug zur rechten Szene hatte. Auch das ist laut Ministerium ein Thema der Ermittlungen.โ
Und das alles wirft fรผr Kerstin Kรถditz so einige Fragen auf: โDringend geklรคrt werden muss aus meiner Sicht, welche Absichten Philipp S. verfolgt hat. Besonders der Besitz eines Schalldรคmpfers โ den man zum ,lautlosenโ Tรถten benรถtigt โ lรคsst aufhorchen. Von dem Waffendepot und den gelagerten Sprengstoffen ging zudem eine erhebliche Gefahr fรผr Nachbarinnen und Nachbarn in seinem Wohnort Collm, einem Ortsteil von Wermsdorf, aus. Fraglich ist zudem der Zeitablauf: Der MAD soll bereits seit mehreren Jahren den Verdacht gehegt haben, dass es sich bei dem Soldaten um einen ,Rechtsextremistenโ handelt. Offenbar wurden zustรคndige Strafverfolgungsbehรถrden in Sachsen aber erst sehr spรคt eingeweiht โ und von der ersten Mitteilung des MAD bis zur Durchsuchung vergingen dann nochmal drei Monate.โ
Machtgefรคlle im Kopf. Die neue โLeipziger Zeitungโ Nr. 80 ist da: Was zรคhlt โฆ
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