Seit Donnerstag muss sich ein 31-jähriger Mann vor dem Leipziger Landgericht verantworten. Die Anklage wirft Martin L. gleich drei sexuelle Übergriffe auf junge Mädchen und eine Vergewaltigung vor. Die Betroffenen waren offenbar Zufallsopfer. Bei seiner Verhaftung soll Martin L. eine besonders groteske Erklärung für die Taten geliefert haben.

Als Staatsanwältin Yvonne Kobelt am Donnerstag die Anklage verlas, hörte Martin L. ruhig zu, schaute zu Boden und schüttelte einmal deutlich sichtbar den Kopf. Die Vorwürfe gegen den gebürtigen Münchner wiegen schwer.

Angriff am hellichten Tag

Demnach soll er sich am 26. August vergangenen Jahres, kurz nach 13 Uhr, einem 17 Jahre alten Mädchen in der Radiusstraße genähert haben. Erst habe er nach ihrer Telefonnummer gefragt, der im fünften Monat Schwangeren dann an den Po gegriffen, ihr T-Shirt und den BH nach unten gezogen, sie gegen eine Haustür gedrückt. Dabei soll er auch mit dem Finger in sie eingedrungen sein, den Kopf der Jugendlichen habe er mehrfach gegen die Tür geschlagen.

Und der Albtraum war noch nicht vorbei. Durch Klingeln soll Martin L. sich Einlass ins Haus verschafft, die 17-Jährige Richtung Keller hineingedrängt, ihr mit einem Schraubendreher den Tod angedroht und sie in den Schwitzkasten genommen haben. Erst als Hausbewohner auf die Schreie aufmerksam wurden, flüchtete der Angreifer vom Ort des Geschehens.

Übergriff in Wohnung

Nur zwei Tage später habe der mutmaßliche Sexualstraftäter erneut zugeschlagen. In der Bothestraße soll Martin L. gegen 20:40 Uhr als vermeintlicher Besucher gemeinsam mit einer 19-Jährigen ein Mehrfamilienhaus betreten haben. Als die junge Frau ihre Wohnungstür aufschloss, habe Martin L. sich gewaltsam Einlass verschafft und seinem Opfer wörtlich vorgehalten, sie „doch nur ficken“ zu wollen, ihr einen Schlag ins Gesicht verpasst. Durch ihre Schreie und heftige Gegenwehr habe der Täter aus Angst vor Entdeckung von der 19-Jährigen abgelassen und sei verschwunden.

Am 11. September traf es dann eine 15-Jährige in der Weinbergstraße. Gegen 19 Uhr soll Martin L. die Teenagerin hier attackiert, ihr unter das T-Shirt und in den BH gegriffen haben. Ein Fingerbiss trieb ihn letztlich in die Flucht. Die Opfer trugen neben dem psychischen Schock Verletzungen, Kratzer und Hautabschürfungen davon, erlitten teils heftige Schmerzen.

Angeklagter beruft sich auf Freimaurerloge und will Buch schreiben

Martin L., der im November 2019 durch DNA-Spuren identifiziert wurde und bisher nur wegen geringfügigen Betäubungsmitteldelikten auffiel, soll die Taten gegenüber dem Haftrichter gestanden und als Auftrag eines Freimaurerordens erklärt haben. Besonders zynisch: Der 31-Jährige plane angeblich auch, ein Buch über das Geschehene zu verfassen.

Bei einer Verurteilung wegen besonders schwerer Vergewaltigung, Körperverletzung und sexueller Nötigung könnte Martin L. nun eine lange Zeit weggesperrt werden. Zudem ist bisher unklar, ob der zuletzt Arbeitslose rechtlich für seine Taten verantwortlich gemacht werden kann, denn Ende März wurde er auf Grundlage eines Gutachtens in die psychiatrische Fachklinik Altscherbitz verlegt. Sollte er aufgrund einer psychischen Krankheit für schuldunfähig befunden werden, droht Martin L. die dauerhafte Einweisung in die geschlossene Psychiatrie.

Verteidiger Stefan Wirth kündigte an, sein Mandant wolle zur Fortsetzung des Prozesses am kommenden Montag möglicherweise eine Aussage zu den Vorwürfen machen. Für die Verhandlung wurden noch fünf weitere Termine bis Anfang Juni geplant.

Eine ähnlich beängstigende Serie sexueller Übergriffe mit Zufallsopfern hatte es in Leipzig in den Jahren 2015 und 2016 gegeben. Der mutmaßliche Täter musste mangels Beweisen vom Landgericht in Teilen freigesprochen werden – allerdings kassierte er eine mehrjährige Haftstrafe für eine nachgewiesene Vergewaltigung.

Übergriffe auf Frauen in Leipzig: Mutmaßlicher Serientäter bestreitet Vorwürfe

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