Für eine halbe Minute gehörte die Straße am 21. Januar 2015 den Neonazis und Hooligans, die Journalisten erst bedrohten und dann jagten. Ricco W. war einer von ihnen. Er soll zudem einen Fotografen zu Fall gebracht haben. Das Amtsgericht hatte ihn im vergangenen Jahr freigesprochen, wogegen die Staatsanwaltschaft Berufung einlegte. Nun verurteilte ihn das Landgericht zumindest wegen Nötigung. Dagegen wiederum legte der Angeklagte Revision ein.
Das Landgericht Leipzig hat einen Teilnehmer einer Legida-Demonstration am 21. Januar 2015 wegen Nötigung zu einer Geldstrafe verurteilt. Damals war es zu Jagdszenen auf Journalisten gekommen. Ein Sprecher des Landgerichts teilte der L-IZ auf Anfrage mit, dass der Angeklagte Revision gegen das Urteil eingelegt hat.
Am 21. Januar 2015 fand in der Leipziger Innenstadt die zweite und bis heute größte Legida-Demonstration statt. Neben bürgerlichen Rassisten beteiligten sich hunderte Neonazis beziehungsweise Hooligans daran.
Angriff auf Journalisten
Kurz vor dem Wilhelm-Leuschner-Platz bildeten diese am Kopf der Demonstration einen eigenen Block. Daraus kam es zunächst zu massiven Beschimpfungen der anwesenden Journalisten. Dann stürmten mehrere Teilnehmer auf die Medienvertreter zu. Diese mussten die Flucht ergreifen. Ein Fotograf stürzte dabei zu Boden. An seiner Kamera entstand ein Schaden in Höhe von 750 Euro. Der Angeklagte Ricco W. soll ihn zu Fall gebracht haben.
Dieser Vorwurf habe sich jedoch nicht erwiesen, urteilte Richter Kühlborn. Für den Sturz gebe es verschiedene mögliche Erklärungen. Auf keinem Foto oder Video sei zweifelsfrei zu erkennen, dass W. ihn getreten hat.
Allerdings verurteilte Kühlborn den Angeklagten wegen Nötigung zu einer Geldstrafe von 25 Tagessätzen zu je 20 Euro. Auf einem Video war zu erkennen, dass W. direkt auf den Fotografen zurannte und diesem folgte. Das Video, das W. in vorderster Front zeigte, widerlegte die Behauptung des Verteidigers, dass er den anderen einfach ohne bestimmten Grund hinterhergelaufen sei.
Mehrmals vorbestraft
Mehrere Journalisten waren als Zeugen geladen. Diese hatten den Vorfall jedoch allenfalls am Rande mitbekommen. Der Autor dieses Textes befand sich an jenem Abend ebenfalls unter den anwesenden Journalisten, hatte vom Sturz des Kollegen jedoch nichts mitbekommen.
Das Amtsgericht hatte W. im vergangenen Jahr noch vollständig freigesprochen. Dagegen legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein. Der 34-Jährige war als Jugendlicher mehrmals verurteilt worden, unter anderem wegen Beleidigung, Bedrohung, gefährlicher Körperverletzung und räuberischer Erpressung. Seine letzte Verurteilung datiert von 2015.
Freispruch nach Angriff auf Journalisten bei Legida – Staatsanwaltschaft legt Berufung ein
Freispruch nach Angriff auf Journalisten bei Legida – Staatsanwaltschaft legt Berufung ein
Hinweis der Redaktion in eigener Sache: Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.
Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen.
Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.
Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 500 Abonnenten.
Keine Kommentare bisher