Der schwere Landfriedensbruch am 11. Januar 2016 in Leipzig-Connewitz wird an den Leipziger Gerichten derzeit im Wochentakt verhandelt. Am Dienstag, 9. Juli 2019, begann der Prozess gegen Robin P. Der Fachlagerist zog es vor, zu den Vorwürfen zu schweigen.
Rund 250 Personen aus dem rechten Spektrum und diversen Fußballfanszenen hatten am 11. Januar 2016, dem Jahrestag der Legida-Bewegung, in der Wolfgang-Heinze-Straße für Chaos und Verwüstung gesorgt. Die Staatsanwaltschaft beziffert die Sachschäden im Anklagesatz auf gut 113.000 Euro.
Robin P. nahm die Anklagevorwürfe regungslos zur Kenntnis. „Mein Mandant macht keine Angaben zur Sache“, teilte sein Verteidiger Peter Fricke mit. Der Prozess ist bereits der zweite Anlauf. Ein erster war im Dezember gescheitert, weil sich der Dresdner und sein damaliger Mitangeklagter nicht auf eine gemeinsame Strategie verständigen konnten. Denn im Gegenteil zur Mehrzahl der bislang Verurteilten, die „Deals“ mit Gericht und Staatsanwaltschaft eingegangen sind, möchten Robin P. und sein Anwalt für einen Freispruch kämpfen.
Dazu möchte der Verteidiger offenbar zunächst aus den zur Verfügung stehenden Beweismitteln den Hergang des Abends so genau wie möglich herausschälen. Am Dienstag hörte das Gericht sechs Zeugen. Fünf Polizisten, die mit ihrer Hundertschaft im Einsatz waren. Und einen Autofahrer, der sich auf dem Weg zum St. Elisabeth-Krankenhaus befunden hatte.
Die Bereitschaftspolizisten, die zunächst annahmen, sie bekämen es mit Linksextremen zu tun, schilderten nicht zum ersten Mal vor Gericht, wie sie den schwarz gekleideten Mob umzingelten und in der Auerbachstraße festsetzten. Dabei kamen ihnen die dichte Bebauung und die Ortsunkenntnis der Randalierer zugute. „Als wir uns der Gruppierung annäherten, bewegte sie sich geschlossen in die Auerbachstraße“, berichtete Hundertschaftsführer Ronny G. (40).
Weil er einen Angriff auf den Polizeiposten in der Wiedebach-Passage fürchtete, verlegte er zwei Züge in die Biedermannstraße. Ein dritter näherte sich den Angreifern zu Fuß über die Wolfgang-Heinze-Straße.
Erstaunlich: Als die Festgesetzten realisierten, dass sie in der Falle saßen, gaben sie klein bei. Nur fünf bis zehn Tatverdächtige versuchten, über die Vorgärten der Einfamilienhäuser in der schmalen Seitenstraße zu entkommen. Die Bereitschaftspolizisten konnten die Flüchtigen stoppen. „Es hat keiner angezeigt, dass er nicht zur Gruppe gehörte“ erinnerte sich G.
Eine bemerkenswerte Beobachtung machte an jenem Abend Walter W. Der 67-Jährige war mit dem Pkw aus Grünau kommend auf dem Weg ins St. Elisabeth-Krankenhaus. An der Kreuzung Meusdorfer Straße/Biedermannstraße sah er, wie sich die späteren Angreifer in loser Formation über die Kreuzung bewegten. „Ich sah, dass jemand Steine mitführte“, erinnerte sich der Rentner. Einzelne Personen seien vermummt gewesen. Die Lage sei zu jenem Zeitpunkt friedlich gewesen. „Ich wurde auch nicht bedroht.“
„Würden Sie sagen, dass man eine geschlossene Gruppe erkennen konnte?“, erkundigte sich Jugendrichterin Christine Ludewig. „Ja. Aber nicht, dass man sagen könnte, die sind organisiert.“ An mitgeführte Transparente konnte sich W. ebenfalls nicht erinnern. „Ich konnte nicht unterscheiden, ob es Gruppierungen waren, die in dem Stadtteil zu Hause sind oder – wie sich herausgestellt hat – Rechtsextreme.“
Der Prozess wird fortgesetzt.
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