Schulen sind ein Abbild unserer Gesellschaft. Und wenn erwachsene Menschen in aller Öffentlichkeit immer rüpeliger und aggressiver auftreten, findet das Widerhall in den Schulen. Und zwar gerade dort, wo Schüler sowieso schon das Gefühl haben, dass man sich nur mit Aggression behaupten kann – auch an Sachsens Oberschulen. Die Grünen haben das Straftatenpotenzial in Sachsens Schulen wieder abgefragt.
Das Ergebnis: Die Zahl der zur Anzeige gebrachten Straftaten an sächsischen Schulen bewegte sich im Schuljahr 2017/2018 etwa auf Vorjahresniveau. Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag, hatte zum Thema erneut eine Parlamentarische Anfrage gestellt.
Die Antwort von Innenminister Roland Wöller (CDU) bestätigt: Es verfestigt sich der vergleichsweise hohe Anteil der Straftaten, die an Oberschulen registriert werden. Immer wieder werden auch Lehrerinnen und Lehrer Opfer von Gewalt.
Im Schuljahr 2017/18 wurden 3.487 Straftaten in sächsischen Schulbereichen registriert. Im Schuljahr 2013/14 waren es 3.511 Fälle, im Schuljahr 2014/15 3.417, im Schuljahr 2015/16 waren es 3.832 Fälle und im Schuljahr 2016/17 3.215. Nach wie vor kommt es besonders oft an Oberschulen zu Straftaten (1.199 Fälle im Schuljahr 2017/18, Vorjahr: 970), aber auch Grundschulen (471 Fälle, Vorjahr: 494), Berufsschulen (390 Fälle, Vorjahr: 360) und Gymnasien (327 Fälle, Vorjahr: 315) sind betroffen. Die häufigsten Delikte sind Diebstähle (1.268 Fälle im Schuljahr 2017/18), Körperverletzung (511 Fälle) und Sachbeschädigung (452 Fälle).
Der häufigste Straftatbestand gegenüber Lehrerinnen und Lehrern ist erstmals vorsätzliche einfache Körperverletzung (2017: 36 Fälle, 2016: 30, 2015: 30).
Außerdem gibt es mehrere Fälle von Bedrohung (2017: 28 Fälle, 2016: 37, 2015: 30), gefährlicher und schwerer Körperverletzung (2017: 12, 2016: 10, 2015: 9) sowie Nötigung (2017: 9 Fälle, 2016: 7, 2015: kein Fall). Es wurden 2017 erstmals zwei Fälle von sexueller Belästigung erfasst. Daneben kam es zu Nachstellung/Stalking (2017: zwei Fälle, 2016: kein Fall, 2015: 4), fahrlässiger Körperverletzung (2017: ein Fall, 2016: kein Fall, 2015: 4) und räuberischem Diebstahl (2017: ein Fall, 2016: kein Fall, 2015: ein Fall). Die Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2018 liegen noch nicht vor.
„Bei diesem Thema geht es uns weder um Sensationslust noch um Stigmatisierung. Das Ziel ist eine größere Sensibilität insbesondere bei der Frage der Gewalt gegenüber Lehrkräften. Es darf kein Tabu sein, darüber zu sprechen. Ohnehin dürften die Dunkelziffern weit höher liegen als das, was tatsächlich zur Anzeige gebracht wird“, kommentiert Petra Zais die Zahlen. „Auch wenn aufgrund steigender Schülerzahlen prozentuale Anteile sinken mögen, bleibt jeder Einzelfall einer zu viel. Es ist wichtig, dass Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler, die Opfer von Gewalt an Schule werden, schnelle und angemessene Hilfe zukommt.“
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