Es klingt wie ein Krimiplot: Drei Männer sollen ein Drogengeschäft inszeniert haben, um ihr Opfer um 20.000 Euro zu erleichtern. Am Ende fiel ein Schuss, nur durch Glück überlebte der 28-Jährige Mann den Angriff auf einem Lößniger Parkplatz. Der spektakuläre Fall beschäftigt seit Mittwoch das Landgericht.
Reglos nahmen die drei Angeklagten das Blitzlichtgewitter der Presse im Gerichtssaal hin, zeigten auch keine Reaktion, als Staatsanwalt Ulrich Jakob die Anklageschrift vortrug. Laut Ermittlern wusste der türkische Staatsbürger Taner A. (42) von 20.000 Euro Drogengeld, die sein Landsmann Ahmed Ö. (28) mit sich führte.
Daraufhin, so die Ermittler, holte er sich das syrische Brüderpaar Mohammad A. (27) und Chaliel A. (25) zu Hilfe, um Ahmed Ö. zu überfallen und das Geld an sich zu nehmen. Unter dem Vorwand eines geplanten Drogenkaufs soll es dann am späten Abend des 8. Mai 2018 zum fatalen Treffen des Trios mit Ahmed Ö. gekommen sein.
Als er mit einem Begleiter per Auto auf einem Parkplatz in der Lößniger Gersterstraße eintraf, riss Mohammad A. die Beifahrertür des Wagens laut Polizei auf, um das in einer Gürteltasche vermutete Geld zu greifen. Da der Angegriffene sich wehrte, soll Mohammad A. einen Schuss aus allernächster Nähe abgefeuert haben.
Das Projektil traf Ahmed Ö. direkt in den Kopf und drang 3 cm tief in den Schädel ein. Der Fahrer, von einem weiteren Geschoss nur knapp verfehlt, raste geistesgegenwärtig mit dem Schwerverletzten davon, dessen Leben dank einer Not-Operation gerettet wurde. Mehrere Tage lag der junge Mann danach im Koma. Im Prozess tritt er als Nebenkläger auf, zum Auftakt erschien er mit seinem Anwalt und einer sichtbaren Narbe am Haupt.
Juristenkrach um Akten – Verteidiger wollen Verhandlung aussetzen
Wegen Mordversuchs ist derzeit nur der mutmaßliche Schütze Mohammad A. angeklagt, die beiden anderen müssen sich dagegen wegen besonders schweren Raubes verantworten. Dazu kommen gefährliche Körperverletzung und unerlaubter Waffenbesitz.
Doch der Prozessauftakt machte bereits deutlich, dass der 1. Strafkammer ein zähes Verfahren bevorstehen dürfte. Die Angeklagten wollten sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Das Verteidigerteam kritisierte die Staatsanwaltschaft für das ständige Nachreichen neuer Akten zum Fall und stellte den Antrag, die Hauptverhandlung komplett auszusetzen. Nur so sei eine fundierte Vorbereitung anhand des umfangreichen Beweismaterials möglich.
Über den Antrag soll zum Fortsetzungstermin in drei Wochen entschieden werden. Verhandelt wird nach aktuellem Stand mindestens bis Juli.
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Keine Kommentare bisher