Enrico Stange von den Linken hat es mehrfach thematisiert, was passiert, wenn die Polizei aus Personalmangel immer weniger Geschwindigkeitskontrollen durchfรผhrt. Aber auch Katja Meier, verkehrspolitische Sprecherin der Grรผnen-Fraktion im Landtag, treibt das Thema um. Denn wenn weniger kontrolliert wird, steigt postwendend die Zahl der Verkehrsunfรคlle.

Die Geschwindigkeitskontrollen der Polizei in Sachsen wurden in den letzten neun Jahren mehr als halbiert. Das bestรคtigte jetzt wieder die Antwort von Innenminister Prof. Roland Wรถller (CDU) auf eine Kleine Anfrage von Katja Meier. Brachte die sรคchsische Polizei im Jahr 2009 noch insgesamt 22.202 Geschwindigkeitskontrollen auf die Beine, so schaffte sie 2017 nur noch 8.717 โˆ’ und damit den Tiefststand seit dem Jahr 2009.

โ€žDas ist die Folge der massiven Stellenkรผrzungen der Staatsregierung bei der Verkehrspolizeiโ€œ, kritisiert Katja Meier. โ€žDiese Entwicklung gefรคhrdet die Verkehrssicherheit und muss gestoppt werden. Nicht angepasste Geschwindigkeiten sind nach wie vor eine der Hauptursachen fรผr Unfรคlle im StraรŸenverkehr.โ€œ

Der dramatische Rรผckgang der Geschwindigkeitskontrollen blieb nicht ohne Wirkung. So sank auch die Zahl der festgestellten Geschwindigkeitsรผberschreitungen in diesem Zeitraum um 54 Prozent. โ€žDie Ursache dafรผr liegt leider nicht im stark verbesserten Fahrverhalten. Raser haben in Sachsen einfach hรถhere Chancen unkontrolliert zu bleibenโ€œ, schรคtzt Katja Meier ein. โ€žJeder Unfall mit Verletzten oder Toten ist einer zu viel. Die Zahl der Verkehrsunfรคlle mit Personenschรคden ist in Sachsen seit dem Jahr 2010 nur unwesentlich zurรผckgegangen.โ€œ

Wobei die Zahl der Verunglรผckten bei Verkehrsunfรคllen von 19.048 im Jahr 2008 tatsรคchlich auf 16.613 im Jahr 2010 zurรผckging. Seitdem schwankt die Zahl aber nur um die 17.000, lag 2017 bei 16.995. Und auch bei den Zahlen zu Getรถteten, Leicht- und Schwerverletzen gibt es eine รคhnliche Stagnation. Das heiรŸt: Die Tendenz eines spรผrbaren Rรผckgangs wurde 2011 beendet, just dem Jahr, in dem Innenminister Markus Ulbig (CDU) seine fatale โ€žPolizeireform 2020โ€œ startete, eine Reform, die die Polizei nicht nur personell weiter schwรคchte, sondern auch das Polizeidienstellennetz in der Flรคche ausdรผnnte.

Normalerweise hรคtten gerade die Zahlen der Getรถteten und Schwerverletzten deutlicher sinken mรผssen, denn diese sind grรถรŸtenteils Opfer von Verkehrsunfรคllen mit รผberhรถhter Geschwindigkeit auรŸerhalb der Stรคdte. Immer mehr Sachsen sind ja in die groรŸen Stรคdte umgezogen, wo es zwar auch hรคufig kracht, meistens aber mit Blechschรคden und Leichtverletzen abgeht, auch wenn einige Unfรคlle gerade mit schwรคcheren Verkehrsteilnehmern trotzdem fรผr Entsetzen sorgen.

Das heiรŸt: Die Zahlen passen nicht zum Trend. Und die Begrรผndung liegt nahe, dass eben doch viele Leute die fehlenden Kontrollen durch die Polizei zum Rasen nutzen.

โ€žIm Jahr 2017 war bei 2.253 StraรŸenverkehrsunfรคllen mit Personenschaden in Sachsen erhรถhte Geschwindigkeit die Unfallursache. Deshalb sind Geschwindigkeitskontrollen fรผr die Verkehrssicherheit ein zentrales Instrumentโ€œ, erlรคutert Katja Meier die Zahlen, so wie sie sie sieht. โ€žDie Verkehrsรผberwachung muss wieder gestรคrkt werden. Denn durch einheitlichere Geschwindigkeit und einen gleichmรครŸigen Verkehrsfluss sinkt die Schwere von Unfรคllen. Auf Gefahrensituationen kann besser reagiert werden. AuรŸerdem steigt die Sicherheit fรผr andere Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer, egal ob sie mit dem Auto, mit dem Rad oder zu FuรŸ unterwegs sind.โ€œ

Enrico Stange: Auf Sachsens Autobahnen und BundesstraรŸen regiert Wildwest

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