Zwei Schüsse in die Brust aus nächster Nähe trafen im vergangenen Sommer einen jungen Mann auf dem Torgauer Marktplatz. Dank schneller Hilfe überlebte der 21-jährige Syrer den Angriff. Der mutmaßliche Schütze muss sich seit Donnerstag vor dem Landgericht verantworten.

Äußerlich gelassen ließ sich Kenneth E. (43) zum Prozessauftakt in den Gerichtssaal führen, verbarg sein Gesicht auch nicht vor den Pressefotografen. Die Anklage wirft dem Torgauer vor, am frühen Morgen des 7. Juli 2017 gegen 2:30 Uhr einen lautstarken Streit zwischen vier Deutschen und drei Ausländern auf dem Torgauer Markt mitbekommen zu haben.

Daraufhin habe er sich eine geladene Schusswaffe besorgt und sei zu der Auseinandersetzung gestoßen. Ohne sich einen Eindruck von der Situation zu verschaffen, soll er dann auf den Oberkörper eines jungen Syrers geschossen haben. Der 21-Jährige brach zusammen, nur eine Not-Operation vermochte sein Leben zu retten. Kenneth E. habe sein argloses Opfer verletzen wollen und dessen Tod billigend in Kauf genommen, heißt es in der Anklageschrift.

Wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung droht Kenneth E. nun eine langjährige Haftstrafe. Neben der Heimtücke als Mordmerkmal kämen zusätzlich auch niedere Beweggründe in Betracht. So müsse zu klären sein, ob Rache oder Ausländerfeindlichkeit potenzielle Tatmotive darstellten, sagte der Vorsitzende Richter Hans Jagenlauf. Das Opfer habe im Rahmen der Ermittlungen bereits betont, der Streit sei lediglich verbal geführt worden, so dass der junge Mann mit keinem physischen Angriff rechnen konnte.

Kenneth E., der seit der Tat in Untersuchungshaft sitzt, äußerte sich zu Prozessbeginn noch nicht über die schweren Vorwürfe. Möglicherweise folgten aber Erklärungen zu einem späteren Zeitpunkt, sagte sein Anwalt Daniel Luderer.

Der Prozess wird am 19. April fortgesetzt, weitere Verhandlungstage sind bis Anfang Juni terminiert.

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