Ist Dovchin D. für den grausamen Tod zweier Frauen verantwortlich? Am Freitag ließ sich der mutmaßliche Doppelmörder vor dem Landgericht erstmals zu seiner Biographie ein. Über die Tatvorwürfe selbst schwieg er weiter.
In Handfesseln führten Justizbeamte den schmächtigen Mann in den großen Saal des Leipziger Landgerichts. Mit getönter Brille nahm der 38-Jährige neben seinem Verteidiger Platz. Die unscheinbaren Äußerlichkeiten des gebürtigen Mongolen scheinen im völligen Kontrast zur Anklage, wonach Dovchin D. im April 2016 die 43-Jährige Portugiesin Maria D. tötete und Teile ihres Torsos im Elsterbecken entsorgte. Ein halbes Jahr darauf sei dann die Grünauerin Anja B. (40) zu seinem Opfer geworden. Auch die Überreste der Mutter eines kleinen Kindes habe er zerteilt, teilweise im Keller seines Mehrfamilienhauses und einem nahen Lindenauer Abrisshaus gelagert.
Seine Einlassung am Freitag trug der Mann so leise vor, dass zuweilen nur Bruchteile zu verstehen waren. Mehrfach forderte der Vorsitzende Richter Hans Jagenlauf den 38-Jährigen auf, lauter zu sprechen. Immer wieder durch längere Pausen unterbrochen, schilderte Dovchin D. seine bisherige Biographie: Wie er 1979 in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator zur Welt kam, wie er nach eigenen Angaben eine ungetrübte Kindheit und Schullaufbahn verbrachte. Auf Anregung seiner Familie sei er für eine gute Bildung hierher gekommen, habe vor seiner Leipziger Zeit bis 2002 in Karlsruhe, Köthen und Nordhausen gelebt.
Mit der Zeit seien die Probleme gewachsen: Mit mehreren Studiengängen war Dovchin D. womöglich überfordert, brach unter anderem ein Studium der Elektrotechnik ab und wurde Konstruktionsmechaniker. 2007 lernte er seine Frau kennen. Im September 2014 kam die gemeinsame Tochter zur Welt. Er sei „sehr glücklich“ darüber gewesen, so der Angeklagte.
Doch zugleich kam es zum Streit mit seiner Ehefrau, noch 2014 erfolgte die Trennung. Zudem türmten sich Schuldenberge beim Finanzamt, wegen Spielsucht begab sich Dovchin D. Ende 2015 in Behandlung, er trank zu viel Bier.
Ist dies der unappetitliche Cocktail, der erklärt, warum zwei Frauen so brutal aus dem Leben gerissen wurden? Laut Ermittlern soll Dovchin D. seine beiden Opfer in einer Lindenauer Bar kennengelernt und mit zu sich nach Hause in die Demmeringstraße genommen haben. Die Zurückweisung seiner sexuellen Ambitionen stelle ein vermutetes Tatmotiv dar, hatte Staatsanwalt Torsten Naumann zum Prozessauftakt erklärt.
Dovchin D. ging auf derlei Details am Freitag nicht ein. Zwischendurch murmelte der dünne Mongole, er empfände „Scham und Reue“. Genaueres ließ sich nicht verstehen. Ein indirektes Geständnis? Sein Mandant wolle sich im Prozess nicht zu den Vorwürfen äußern, hatte Strafverteidiger Stefan Wirth bereits vorab angekündigt. Daher erscheint es nach jetzigem Stand unwahrscheinlich, weitere Einlassungen von Dovchin D. zu erwarten. Bei der Kripo hatte der Mann, der seit seiner Festnahme im Frühjahr 2017 in Untersuchungshaft sitzt, die äußeren Tatabläufe allerdings eingeräumt.
Das Verfahren wird am 3. Januar fortgesetzt, mit einem Urteil im März gerechnet. Bei einem Schuldspruch wegen Mordes und Störung der Totenruhe in je zwei Fällen droht Dovchin D. lebenslanger Freiheitsentzug.
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