Nachdem man eine ganze Weile nichts mehr von den Ermittlern rings um die Krawalle vom 12. Dezember 2015 in der Leipzig Südvorstadt (wie auch um den 11. Januar 2016) hörte, folgte nun am heutigen Tag ein weiterer Schritt. Einer, der vielleicht auch zur weiteren Klärung beitragen könnte, woher eigentlich die Steinewerfer vom 12. 12. 2015 vor allem rings um den Südplatz kamen. Bei allem Chaos filmte die Polizei, sichtete Material und hat nun sieben Verdächtige im Visier. Dabei trifft die Öffentlichkeitsfahnung der Leipziger Kriminalpolizei die, welche sich nicht vermummten.
Zuvor hatten anlässlich des letztlich sinnfreien versuchten Marschs von knapp 100 Rechtsextremen von der Kurt-Eisner-Straße/Altenburger Straße zum Albrecht-Dürer-Platz im Leipziger Süden erste Scharmützel zwischen Polizeibeamten und Gegenprotestlern stattgefunden. So verschoss die Polizei abgelaufene Gaskartuschen, zu diesem Zeitpunkt am Amtsgericht auch auf friedliche Protestler, und auf der anderen Seite begannen Barrikaden auf der Karli zu brennen.
Ein Tag der beiderseitigen Eskalation, an welchem sich die Polizei mit zu geringen Kräften am Ende in einem Steinhagel wiederfand und sich teilweise zurückziehen musste. Wie chaotisch es in Teilszene zuging, zeigt auch, dass im Nachgang auch gegen einzelne Polizeibeamte wegen unnötiger Härte ermittelt wurde.
Die Polizeidirektion Leipzig schilderte die Eindrücke vom 12. Dezember 2015 in ihrem Fahndungsaufruf heute so: „Nach diversen Straftaten im Vorfeld eskalierte die Lage ab den späten Mittagsstunden in den Stadtteilen Südvorstadt und Connewitz entlang der Karl- Liebknecht-Straße sowie oberhalb und unterhalb befindlicher Parallel- und Querstraßen. Überwiegend schwarz gekleidete und vermummte Personen errichteten in den folgenden Stunden immer wieder aus Mülltonnen, Baustellensicherungen und dem Mobiliar von Gaststättenfreisitzen Barrikaden und setzten diese vereinzelt zusätzlich in Brand. An zahlreichen Gebäuden, insbesondere Kreditinstituten und Ladengeschäften, wurden die Scheiben mit Steinen eingeworfen. Ebenso wurden die Scheiben mehrerer Haltestellen der Leipziger Verkehrsbetriebe zerstört. Es entstand ein geschätzter Sachschaden im mittleren sechsstelligen Euro-Bereich.“
Bis heute ist unklar, wie viele der Straftäter aus Leipzig stammen, im Vorfeld hatte es eine gesamtdeutsche Mobilisierung zum Gegenprotest anlässlich des Neonaziaufmarsches und einzelne Schlafplatzbörsen im Netz gegeben. Was fehlte, war eine Lageeinschätzung des Verfassungsschutzes Sachsen, die den Namen auch verdient hätte. Am Ende erhielt Leipzigs Polizeipräsident Bernd Merbitz vom Innenministerium zu wenige Beamte für den Einsatz und diese sahen sich letztlich nach einem ersten Aufschaukeln der Lage einer nicht mehr beherrschbaren Situation gegenüber.
Die Polizei heute zum weiteren Ablauf des 12. Dezember 2015: Es wurden bald „ … an unterschiedlichen Stellen immer wieder Polizeibeamte, die sich an diesem Tag im Einsatz befanden, angegriffen indem sie gezielt mit Steinen, Flaschen und gezündeter Pyrotechnik beworfen wurden. Polizeibeamte wurden verletzt, Ausrüstung und Dienstfahrzeuge der Polizei beschädigt. Die Lage an diesem Tag beruhigte sich erst nach mehreren Stunden.“
Aufgrund der bisherigen Ermittlungen bestehe „zu den nachfolgend abgebildeten Personen der Verdacht, dass sie auf unterschiedliche Art und Weise an den gewalttätigen Ausschreitungen vom 12.12.2015 beteiligt waren.“ Der Vorwurf lautet auf „Landfriedensbruch im besonders schweren Fall und anderer Gewalttaten“.
Zu diesen Personen erhofft sich die Polizei Leipzig nun Erkenntnisse von Zeugen und Hinweise auf die Identität. Hinweise an die Kriminalpolizei der Polizeidirektion Leipzig, Dimitroffstraße 1 in 04107 Leipzig, Telefon: +49(0) 341 966-46666 (Kriminalpolizei) oder an jede andere Polizeidienststelle.
Die Öffentlichkeitsfahndung der Polizeidirektion Leipzig
Zum Liveticker vom 12. Dezember 2015 auf L-IZ.de
Live aus Connewitz/Südvorstadt: Konnte das gutgehen? Videos, Statements & Bildergalerien
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