Der 19. Februar wird Horst G. (52) für immer in Erinnerung bleiben. Gegen 18.30 Uhr stürmten Daniel D. (27) und Matthias P. (24) die Wohnung des Leipzigers in der Lene-Voigt-Straße. Zuvor hatte sich sein früherer Mitbewohner Ronny U. (35) unter einem Vorwand Zutritt zu dem Plattenbau verschafft. Die Männer wollten ihr Opfer offenbar für ein Verbrechen bestraften, das über ein Vierteljahrhundert zurückliegt.
„Ich wurde 1992 wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt“, erzählte Horst G. dem Gericht. Ronny U. hatte seinen Freunden Daniel D. und Matthias P. am 19. Februar Unterlagen gezeigt, die er in der gemeinsamen Wohnung entdeckt hatte. Unter dem Einfluss von Alkohol und illegalen Drogen fassten die Männer den Plan, den mutmaßlichen Sexualtäter aufzusuchen und zu verprügeln. Wohlgemerkt, ein Vierteljahrhundert, nachdem sich Horst G. vor Gericht zu verantworten hatte.
„Herr P. und ich sind mit der Absicht hin, Herrn G. eine reinzuhauen“, gab Daniel D. freimütig zu. In der Wohnung trat er nicht nur nach Horst G., sondern bedrohte auch dessen Lebensgefährtin Annett W. mit einer Gaspistole. Dass die Waffe nicht gebrauchstüchtig war, konnte die zu Tode verängstigte Frau natürlich nicht wissen.
Bei Prozessauftakt legten die drei Männer umfangreiche Geständnisse ab. Ronny U. gab an, er habe aus der Wohnung einige persönliche Gegenstände holen wollen. Das Klima zwischen dem Leipziger und seinem früheren Hausgenossen war zu dem Zeitpunkt offensichtlich reichlich unterkühlt. „Er hatte die Absicht, seine Sachen dort abzuholen“, betonte Verteidiger Matthias Luderer. Tatsächlich ließ Ronny U. auch einen Laptop mitgehen, der Horst G.‘s Lebensgefährtin gehörte. Außerdem verschwanden ein Handy und Insulinspritzen aus der Wohnung.
Matthias P. schilderte dem Gericht, vor dem Überfall eineinhalb Gramm Crystal Meth konsumiert zu haben. Bei der Tat ging der 24-Jährige aggressiv zu Werke. Dem flüchtenden Opfer rammte er ein Taschenmesser in den Rücken. Angeblich in einem Gerangel auf dem Hausflur. Horst G. musste sich noch in der Nacht einer Not-Operation unterziehen. „Heute denke ich jeden Abend, da hätte noch viel mehr passieren können“, gestand P. kleinlaut. „Ich hätte den Mann nur an der falschen Stelle treffen müssen. Das war eine echt blinde Aktion in dem Moment.“ Die Staatsanwaltschaft hat das Trio unter anderem wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Das Urteil wird im Juli erwartet.
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