Seit Anfang Mai sitzt ein 37-Jähriger wegen Doppelmordes auf der Anklagebank des Landgerichts. Faouzi A. soll am 23. Juli 2016 gegen 0:15 Uhr seinen Kollegen Ali T. (37) und dessen Frau Hadia B. (32) in deren Wohnung in der Zollikoferstraße mit insgesamt 21 Messerstichen niedergestreckt haben. Die Leichen zerstückelte der Bauarbeiter und entsorgte sie anschließend im Theklaer Baggersee.
Die Staatsanwaltschaft nimmt an, dass der Tunesier seine Landsleute aus Habgier ermordet hat. Faouzi A. war für Ali T. als Hilfsarbeiter auf dem Bau tätig. Anlass für das Verbrechen sei der Streit um Lohn für Schwarzarbeit gewesen.
Der Angeklagte hat die grausame Tat über seinen Anwalt eingeräumt. Demnach lebt er seit 2013 in Deutschland. Vor seiner beschwerlichen Einreise – über das Mittelmeer nach Lampedusa und weiter über Frankreich – saß er schon in Tunesien in Haft. In Deutschland musste A. ebenfalls ins Gefängnis. In der JVA Dresden habe er erstmals von der Eisenbahnstraße gehört, so Verteidiger Malte Heise.
Dort lernte er sein späteres Opfer Ali T. kennen. Dieser ließ ihn zwei, drei Monate bei sich wohnen. Die Männer arbeiteten schwarz auf verschiedenen Baustellen. Nachdem sich das persönliche Verhältnis verschlechterte, nistete sich Faouzi A. illegal in der Hildebrandstraße ein. Sein Asylantrag war zu dem Zeitpunkt längst abgelehnt worden.
Am 23. Juli holte ihn Ali T. dort ab. Der Chef, ein Mann namens Murat, habe ihn sprechen wollen. Die Staatsanwaltschaft geht indes davon aus, der mutmaßliche Mörder habe T. überraschend ausgesucht und ausgeraubt. Anders Faouzi A.: Murat habe ihm noch 1.000 Euro geschuldet. Der Chef wies das spätere Opfer an, die Summe auszuzahlen und A. nicht weiter zu beschäftigen. In T.’s Wohnung sei der Streit eskaliert, weil der ihm nur 750 Euro ausgehändigt hätte. Er habe Ali T. und dessen Frau zunächst mit einem Hammer traktiert, den er im Flur gefunden habe. Anschließend habe er das Paar mit Messerstichen getötet.
Nach der grausamen Tat zerlegte Faouzi A. die Leichen und entsorgte die Teile im Naturbad Bagger. „Ich habe gehofft, dass man sie nicht findet.“ Ab dem 28. Juli tauchten in dem Gewässer sukzessive Leichenteile auf. Am 1. August nahmen die Ermittler den Angeklagten fest. Dieser bezichtigte zwei Landsleute der Tat. Einer saß von November bis Januar für zwei Monate in Untersuchungshaft. „Ich hatte ihn im Verdacht“, berichtete der 33-Jährige am Mittwoch dem Landgericht. Dem gelernten Mechaniker war A.’s plötzlicher Reichtum aufgefallen.
Fraglich ist, ob Faouzi A. bei der Tat voll schuldfähig gewesen ist. Dem Gericht erzählte er, er höre seit einem schweren Motorradunfall 2003 Stimmen und leide unter Anfällen. Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklage von einer Persönlichkeitsstörung, einer posttraumatischen Belastungsstörung und einer Drogenpsychose aus. Der mutmaßliche Doppelmörder gab an, vor der Tat fünf Joints und erhebliche Mengen Alkohol konsumiert zu haben. Das Gericht hat bis zum 17. Juli elf Verhandlungstage angesetzt.
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