Beim doppelten Baggerbrand auf einer Baustelle in der Siemeringstraße in Lindenau geht die Polizei von Brandstiftung aus. Dort wo ein neues Wohnquartier mit 24 Wohnungen entstehen soll, waren in der Nacht zum vergangenen Freitag gleich zwei Bagger in Flammen aufgegangen. Einen technischen Defekt schließt die Polizei aus, eine politische Motivation für die Brände hält sie für „fraglich“.

Auf Nachfrage von L-IZ.de informierte Andreas Loepki, Pressesprecher der Polizeidirektion Leipzig: „Hinsichtlich der Tatmotivation liegen keine klaren Belege vor. So ist insbesondere eine politische Motivation fraglich. Vor dem Hintergrund der bisherigen Erfahrungen ist eine gegen Gentrifizierung gerichtete Tat, verübt durch linksextremistische Kreise aber zumindest denkbar.“ Noch am Freitag hielt sie ein politisches Motiv laut LVZ.de für wahrscheinlich.

Klar ist jedenfalls, dass ein technischer Defekt ausgeschlossen werden kann. „Im Verlauf der Brandursachenermittlung fanden sich an den Baumaschinen keine Hinweise auf das Vorliegen eines technischen Defektes – mechanischer oder elektrischer Art. Ferner war eine Brandübertragung von einer Maschine auf die andere zweifelsfrei auszuschließen. Als Brandursache kommt mithin lediglich die Verwendung einer offenen Flamme (Entzündung brennbarer Materialien in den Fahrerhäusern) in Frage, wofür im Vorfeld offenbar die Scheiben der Fahrerhäuser eingeschlagen wurden“, so Loepki gegenüber L-IZ.de.

Die Baustelle für das neue Gartenquartier in der Siemeringstraße. Foto: M. Hofmann
Die Baustelle für das neue Gartenquartier in der Siemeringstraße. Foto: M. Hofmann

In der Siemeringstraße errichtet die Leipziger Firma Dima-Immobilien, die auch für die Errichtung von Luxusquartieren am Grassi-Museum und an der Weißen Elster verantwortlich ist, das sogenannte „Gartenquartier“ mit 24 Wohnungen. Zurzeit laufen die Arbeiten am ersten Bauabschnitt, einem einzelnen Wohnhaus inmitten des geplanten großen Gartens mit Eigentumswohnungen mit Verkaufspreisen zwischen 215.000 Euro und 538.000 Euro.

Auf der eigenen Internetseite wirbt die Firma mit dem Standort Lindenau wie folgt: „Lindenau ist das lebendige Kiez im Westen von Leipzig, ein Idyll zwischen der Leipziger Innenstadt und den Künstlerateliers in der Spinnerei. Die Atmosphäre rings um die Karl-Heine-Straße ist angenehm, bunt und lebendig. Das Bild des Viertels wird von Studenten, jungen Paaren, Künstlern, Köchen, Kindern und vor allem Familien geprägt.“

Lindenau ist noch nicht von Luxuswohnungen durchsetzt. Hier gibt es noch Grünflächen, noch den Buchladen, der seine Bücher für nen Euro verkauft, ein Café auf einem Grundstück mit Bauwagen, wo früher Bock Heinz wohnte, weswegen das Café auch „Zum wilden Heinz“ heißt. Nicht alle Häuser sind saniert, und auf der Straße steht auch noch die Couch, um gepflegt mit Freunden zum Feierabendbier darnieder zu sitzen.

Kurzum: Hier sind die Bordsteine nicht geleckt, hier gibt es noch vielfältiges (Wohn-)Leben. Hinter der Baustelle befinden sich beispielsweise die Nachbarschaftsgärten. Ein Ensemble aus Pflanzen, Laube und Spielzeug zur Nutzung für jedermanns Kinder. Mitten in der Stadt. Die drohende Gentrifizierung ist an vielen Orten im Stadtteil Thema. Ein Spruchband an einem Haus in der Josephstraße fordert „Freiräume statt Investorenträume“. Auf der Karl-Heine-Straße fand erst am Samstag, 27. August, ein Fest gegen Gentrifizierung statt.

„Gentrifizierung ist das Produkt unseres Versagens“ steht auf dem Fußweg in der Karl-Heine-Straße. Foto: M. Hofmann
„Gentrifizierung ist das Produkt unseres Versagens“ steht auf dem Fußweg in der Karl-Heine-Straße. Foto: M. Hofmann

Die Ermittlungen im Falle des Baggerbrandes führt, da ein politisches Motiv fraglich ist, zurzeit nicht das Dezernat Staatsschutz, sondern die Kriminalpolizei. Die Schadenssumme beläuft sich in jedem Fall auf 100.000 Euro plus X. „Eine verstärkte Überwachung dieser oder anderer Baustellen ist angesichts der Vielzahl an Baustellen und sonstigen Schwerpunkten im Stadtgebiet schwerlich möglich – insbesondere bei Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Personalressourcen“, so Loepki.

„Der Streifendienst des örtlich zuständigen Polizeireviers ist gerade für die Stadtteile Lindenau und Plagwitz ohnehin sensibilisiert, im Rahmen der objektiven Möglichkeiten auf verdächtige Personenbewegungen und -handlungen zu achten und Kontrollen durchzuführen.“ Auch wenn die Polizei natürlich nicht dafür zuständig ist, privaten Grund und Boden zu schützen.

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