Da sind die Demonstrationen noch nicht einmal gestartet, da ist schon der erste รrger entstanden. Marcus R., Student in Leipzig, soll eine Kostennote von rund 5.500 Euro tragen, so teilt es sein Anwalt heute mit. Er hatte versucht, beim Leipziger Ordnungsamt eine Demonstration im Leipziger Hauptbahnhof anzumelden. Auf der Gleisebene, da wo sich seit Monaten unbehelligt Legida-Anhรคnger vor dem McDonalds versammeln, wollte er so Gegenprotest organisieren und ebenfalls Leute aufrufen, sich dort zu versammeln. Nun hat er die Rechtsanwรคlte der ECE Gruppe, welche die Verkaufsflรคchen im Hauptbahnhof als Unternehmen verwaltet, am Hals.
Jedes Mal, wenn Legida in Leipzig zur Demonstration aufruft, verkรผnden die Veranstalter auf Facebook, wo man sich wieder mal treffen wird. Beim McDonalds im Hauptbahnhof heiรt es dann, damit man gemeinsam und โsicherโ zum Richard-Wagner-Platz gehen kann. Streng genommen eine Versammlung, welche den gleichen Gesetzlichkeiten unterliegt, wie die Hauptdemonstration an den Hรถfen am Brรผhl. Das fand auch das Ordnungsamt Leipzig und verbot bereits vor einigen Monaten den gemeinsamen Marsch, wรผrde sich kein Anmelder dafรผr finden. Dies gilt bis heute, dennoch ist es beim unbehelligten Treffen in den Hallen des ECE-Managements geblieben.
Marcus R. nahm das zum Anlass und versuchte es lieber gleich legal, als er eine Demonstration beim Ordnungsamt Leipzig fรผr eben diesen Ort anmeldete. Normalerweise kein Problem: das Ordnungsamt stellt einen Bescheid darรผber aus, sagt ja, geht โ unter folgenden Auflagen. Oder nein, geht nicht, weil โฆ Doch Marcus R. wollte wohl nach eigener Auskunft besonders fair sein und fragte auch bei der ECE Gruppe an, ob das denn ginge. So habe er โim Vorfeld mit der ECE Gruppe Kontakt aufgenommen und um Rรผcksprache gebeten. Statt einer Antwort erhalte ich einen gerichtlichen Beschluss.โ
Eine teure Nachfrage
Nach Auskunft seines Rechtsanwaltes Jรผrgen Kasek verstand die ECE Gruppe in dieser Sache nicht nur keinen Spaร, sondern machte auch die Bemรผhungen des Studenten dadurch gefรคhrlich teuer. Der hatte darauf verwiesen, dass es laut dem sogenannten โFraport-Gerichtsurteilโ des Bundesverfassungsgerichtes vom Jahre 2011 durchaus gestattet sei, auch auf privatem Gelรคnde unter bestimmten Einschrรคnkungen Versammlungen abzuhalten. Dazu wollte er sich mit ECE abstimmen.
Bei ECE griff man statt einer Antwort lieber zum Hausrecht, zog eilig vor das Landgericht und erwirkte eine einstweilige Verfรผgung gegen den jungen Mann. Wie oft in solchen Fรคllen, entschied die Kammer nach Aktenlage ohne Anhรถrung des Anmelders und entschied fรผr die ECE Gruppe.
Das Ergebnis laut Kasek derzeit: โBei Androhung eines Strafgeldes und einem Gesamtstreitwert von 100.000 โฌ hat es der Student Marcus R. zu unterlassen, zu einer Demonstration gegen LEGIDA im Bahnhof aufzurufen oder diese durchzufรผhren. Fรผr den Studenten, der gegebenenfalls die Kosten des Verfahrens zu tragen hat (ca. 5.500 โฌ) bedeutet das den Bankrott.โ Marcus R. seinerseits nach dem Bekanntwerden des Gerichtsschreibens: โIch verstehe die Welt nicht mehr. Ich habe ordnungsgemรคร beim Ordnungsamt eine Versammlung angezeigt um fรผr Demokratie zu demonstrieren und um das zu tun, was LEGIDA im Bahnhof seit mehr als einem halben Jahr veranstaltet, mit dem Unterschied, dass ich nicht gegen sondern fรผr Demokratie bin. Offenbar sieht das Landgericht Leipzig und das Bahnhofsmanagement das Eintreten fรผr Demokratie als Problem an. Das Geld kann ich im Leben nicht bezahlenโ.
Vorwรผrfe gegen Ordnungsamt und ECE
Laut den Ausfรผhrungen beider steht zudem der Verdacht im Raum, dass die Originaladressdaten des Studenten offenbar durch das Ordnungsamt Leipzig an ECE weitergegeben wurden. So traf das Gerichtsurteil sogar noch per E-Mail vor dem Bescheid des Ordnungsamtes ein. Doch der Student konnte aufgrund eines Netzausfalls nicht vor Freitag auf die Nachricht zugreifen.
Mittlerweile hagelt es unter den Verรถffentlichungen des Vorganges in den sozialen Netzwerken Kommentare, welche den Einkaufsbummel durch den Bahnhof vorerst ausschlieรen.
Auch in Richtung ECE wird die Gangart nun etwas deutlicher. Jรผrgen Kasek abschlieรend: โAuch wenn wir Verstรคndnis haben, dass das Bahnhofsmanagement im Interesse der Sicherheit versucht, Demonstrationen aus dem Bahnhof herauszuhalten, ist das Vorgehen kritikwรผrdig. Bislang hat es das Bahnhofsmanagement und die Stadt jedenfalls nicht gestรถrt, wenn sich monatlich im Bahnhof Neonazis, Hools und Rassisten treffen. Wir sind mit der ECE Gruppe in Gesprรคchen zur Lรถsung der Situation und erwarten, dass die ECE Gruppe ebenso konsequent jetzt gegen LEGIDA vorgeht. Alles andere wรคre ein verheerendes Signalโ.
Teil 2 auf L-IZ.de: Klage gegen Leipziger Student: Bahnhofsmanagement fรผrchtete um Sicherheit seiner Besucher
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Es gibt 2 Kommentare
Wahrscheinlich Legida-Anhรคnger!
Was stimmt denn mit denen nicht?!?