Es waren schwere Vorwürfe, die Oberstaatsanwältin Heike Poganiatz gegen Andreas K. auflistete. Demnach soll der 44-Jährige von September 2015 bis zu seiner Verhaftung Ende Januar 2016, obgleich unter Bewährung stehend, mehrfach gezielt den Kontakt zu zwei Jungen (10 und 11) gesucht haben, um ihnen gegen kleine Geldbeträge die entblößten Füße zu massieren. Später sei es auch zum Ablutschen der Zehen und der Geschlechtsteile gekommen. Insgesamt zwölf Taten dieser Art legte die Anklägerin dem Markranstädter zur Last. Hinzu kommt der Besitz von kinderpornographischen Fotos.

Zum Prozessauftakt am Mittwoch vor dem Leipziger Landgericht räumte Andreas K. seine Bekanntschaft zu den beiden Jungen zwar ein, beteuerte aber: „Es ging immer nur ums Füße massieren.“ Demnach sprach Andreas K. das erste, mutmaßliche Opfer in Lindenau an und massierte dessen Füße in einem nahe gelegenen Abrisshaus mit dessen Einverständnis, wofür er ihm zwei Euro zahlte. Ab da sei es an Samstagen in der Ruine und später der Toilette eines Einkaufszentrums zu regelmäßigen Treffen gekommen, wobei der Junge beim zweiten Mal noch einen Freund mitbrachte, der sich Andreas K. zufolge ebenfalls freiwillig auf die Handlungen eingelassen haben soll.

„Erregt Sie das Füße massieren sexuell?“, hakte der Vorsitzende Richter Norbert Göbel nach. „Ich finde es halt gut“, antwortete Andreas K. „Aber das macht man doch nicht nur, damit die Anderen Spaß haben“, konterte Göbel. „Sie haben schon sexuelle Befriedigung daraus gezogen?“ Der Angeklagte nickte schließlich auf diese Frage und gab dann auch das Ablutschen der großen Zehen der Kinder zu. Allerdings habe er sie weder in den Mund genommen noch dabei erregt mit dem Kopf gewippt, wie die Staatsanwaltschaft ihm vorwirft.

Gegen den Anklagevorwurf des versuchten Oralverkehrs verwahrte sich der Angeklagte hingegen. Demzufolge soll der zweite Junge ihn zwar von sich aus gefragt haben, ob er auch dessen Geschlechtsteil in den Mund nehmen würde. Das jedoch will Andreas K. abgelehnt haben: „Ich sagte, das ist voll eklig, und ich mache so etwas nicht.“ Zu den Kinderpornos erklärte Andreas K. knapp: „Mir war nicht bewusst, dass die Mädchen jünger als 16, 17 waren.“

Vorsitzender Richter Norbert Göbel. Foto: Alexander Böhm
Vorsitzender Richter Norbert Göbel. Foto: Alexander Böhm

Am Mittwoch sagte die Mutter eines mutmaßlichen Opfers als erste Zeugin aus. Sie wurde ihrer Aussage nach stutzig, als ihr Sohn ihr immer wieder kleine Geldbeträge unklarer Herkunft anvertraute. Dank des geschickten Hinterfragens einer Freundin erfuhr sie schließlich von den regelmäßigen Treffen ihres Kindes mit Andreas K. und so konnte er am 30. Januar 2016 nach einem Treff im Lindenauer Kaufland festgenommen werden. Bei der Polizei erklärte eines der mutmaßlichen Opfer auch, gegen Zahlung von je fünf Euro vier bis fünfmal von Andreas K. am Penis gelutscht worden zu sein. Seit 31. Januar sitzt der mutmaßliche Pädophile in Untersuchungshaft.

Langzeitfolgen für den Jungen, der aus zerrütteten Verhältnissen kommt und fast zwei Jahre in einer betreuten Wohngemeinschaft verbracht hat, sind laut seiner Mutter schwer abschätzbar. Der inzwischen 11-Jährige befände sich in psychologischer Behandlung und blocke derzeit Versuche einer Aufarbeitung des Geschehenen ab.

Für die Vernehmung des Kindes, die aus einem Nebenraum per Video in den Gerichtssaal übertragen wurde, schloss das Gericht die Öffentlichkeit am Mittwoch aus. Richter Göbel hatte noch zu Prozessbeginn eine Strafmilderung bei einem umfassenden Geständnis in Aussicht gestellt, das den Geschädigten die quälenden Aussagen ersparen würde. „Ich kann meinem Mandanten nichts einreden“, erklärte Verteidiger Rainer Nittmann.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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