Man könnte ja lachen, wenn es dann nicht doch mit Blick auf die Aufklärungsarbeit der Leipziger Polizei ziemlich ernst wäre. Am 21. Januar 2015 verfolgt und stellt ein unvermummter Schläger aus den Reihen von Legida einen Fotografen. Er wird dabei gefilmt, fotografiert, der Fall wird berichtet. Danach wird es ruhig, ein Jahr und drei Monate gehen ins Land, bis sich die Polizei am 28. April 2016 zu einer Öffentlichkeitsfahndung nach dem Verdächtigen entscheidet. Und der wird prompt im Netz identifiziert. Von der Leipziger Antifa.
So würde es die Polizeidirektion Leipzig natürlich nicht schreiben, auch wenn es so ist. Die Seite „Inventati“ stellte unmittelbar nach der eingeleiteten Öffentlichkeitsfahndung am vergangenen Donnerstag Hinweise ins Netz, welche zu Ricco W. und damit ins Umfeld des rasch verblichenen Leutzscher Fußballvereins SG Sachsen Leipzig führen. Nun ist eine Ähnlichkeit auf zwei Bildern noch kein Beweis, aber der ausgesprochene Verdacht wird rasch zu einer 90-Prozent-Gewissheit.
Nun meldet auch die Polizeidirektion Leipzig Vollzug und gibt bekannt: „Der seit Donnerstag, den 28. April 2016, per Öffentlichkeitsfahndung gesuchte Täter (gefährliche Körperverletzung während einer Legida-Veranstaltung am 21. Januar 2015) konnte identifiziert werden. Durch Zeugenhinweise wurde der Name des Mannes bekannt. Die Fahndung wird hiermit beendet.“
Ende gut, alles gut, kann man da sicher murmeln. Oder eben: Hä? Da wird seit Jahren und in letzter Zeit verstärkt darüber debattiert, wie viele oder wenige Beamte die sächsische Polizei so hat und warum sie scheinbar endlose Listen von „Gewalttätern Sport“ führt und nun ist es offenbar so weit. Statt einer eigenen Ermittlung hat die Antifa in Leipzig das Material zu einem Mann geliefert, welcher ganz offensichtlich so gefährlich ist, dass man ihn lieber im Auge behielt. Also bei der Antifa, nicht bei der Polizei, die wusste einfach nicht, wer da am 21. Januar 2015 aus einer gemeinsam agierenden Gruppe heraus zum Angriff auf Journalisten überging.
Seine Kumpels können sich sicher wähnen, da sie größtenteils unter den Augen der Einsatzbeamten vermummt an der Demonstration teilnehmen durften.
Der bleibt aktuell nur ein polizeilicher Dank und eine Bitte. Nämlich die, die nur durch die eigene Unkenntnis nötig gewordene und von den Medien unzulässig ins Netz ausgedehnte Fahndung wieder zurückzudrehen. Sie schreibt: „Die Polizei bedankt sich bei den Medien und der Bevölkerung für die Unterstützung und bittet um Löschung bzw. Unkenntlichmachung aller in diesem Zusammenhang versandten Bilder.“
Denn sollte sich der Verdächtige an einen Medienanwalt wenden, wird’s teuer, wenn sich die Bilder weiter im Netz befinden. Bilder, die es – zudem deutlich zu spät – nur gab, weil laut Polizei ein Sachbearbeiter mit 100 Fällen vom 21. Januar 2015 befasst ist. Was ja auch heißt, dass weitere 99 in der Schwebe sind.
Es gibt 2 Kommentare
Man könnte lachen, wenn es nicht so ernst wäre!
Vielleicht hilft die Antifa bei den übrigen 99 Fällen ja nochmal? ;0)