Connewitz sagt man so Vieles nach: Linke Schlägertrupps, die gefährlichsten 50 Meter Leipzigs und die Hochburg des Linksextremismus. Seit dem Mittwochabend kommt nun eine Bürgerwehr hinzu: Die Connewitzer Pöbelwehr (COP) sorgt für mehr gefühlte Sicherheit und das ohne die Polizei.
„So wie bisher kann es nicht weitergehen“, konstatiert Thomas Kumbernuß beim Gründungstreffen einer neuen Bürgerwehr für Connewitz am Mittwochabend. „Am elften Januar – an meinem Geburtstag – war es nicht möglich für jeden normalen Alkoholiker auf der Wolfgang-Heinze-Straße zu saufen“, zeigt er sich entsetzt.
Am Abend des elften Januar 2016 zogen über 200 rechte Hooligans und Neonazis durch die Wolfgang-Heinze-Straße, randalierten, schlugen Fensterscheiben ein und verursachten mehrere Zehntausende Euro Sachschaden. Trotz der Anwesenheit von mehreren Hundertschaften der Polizei in der Innenstadt, die zeitgleich eine LEGIDA-Demonstration absicherten, konnten sich die Randalierer mehrere Minuten ungehindert durch Connewitz bewegen. Später eintreffende Polizeieinheiten setzten 215 Personen fest.
Die Bürgerwehr nimmt für sich in Anspruch, im Namen der Connewitzer zu sprechen, die sich durch die Randalierer verunsichert fühlen. „Wir brauchen eine Bevölkerung, die für sich sorgen kann, eine Bevölkerung die sich wehren kann“, schließt Kumbernuß aus den Ereignissen und verkündet lautstark: „Heute, an diesem historischen Abend, gründen wir die Connewitzer Pöbelwehr“ – die knapp 20 anwesenden Unterstützer applaudieren.
Kumbernuß, besser bekannt als das Gesicht der Partei „Die PARTEI“ in Connewitz, macht als geübter Politiker sogleich Versprechungen: Eine rein zivile Nutzung der Wiedebachpassage wird angekündigt – zurzeit befindet sich noch ein kleiner Polizeiposten im Erdgeschoss. Mehr Freiräume für Künstler, keine Ausweiskontrollen, keine geborstenen Pfandflaschen heißt es weiter. „ACAB“ soll der neue Grundsatz lauten – „All Connewitzer Are Beautiful“ („Alle Connewitzer sind schön“).
Auch wenn man sich von offizieller Parteiseite versucht abzugrenzen, bestehen dennoch große personelle als auch ideologische Schnittmengen. So gab zum Beginn des Gründungstreffens ein PARTEI-Mitglied ein Grußwort des Kreisverbandes bekannt. Die Zuneigung zum Gerstensaft offenbart eine weitere Basis der Zusammenarbeit.
Es stellt sich daher die Frage, wie unabhängig diese neue Bürgerwehr ist und ob sie überhaupt um die Sicherheit der Connewitzer bemüht ist. Oder geht es vielmehr um die Festigung der Vorherrschaft der Partei im Stadtteil? Bereits in der Vergangenheit äußerten sich Parteimitglieder empört über den Umstand, dass „die Partei der extremen Mitte“ noch nicht im Verfassungsschutzbericht des Landes Sachsen auftauche. Inwieweit die neue Bürgerwehr diese Sichtweise ändert, wird sich erst in der Zukunft zeigen.
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