Für Wirbel hat der 44-Jährige am heutigen Sonntag schon mal gesorgt. Wie weit die Ermittlungen am Ende gehen werden, deutet die Mitteilung der Leipziger Polizei bereits schon mal an. Eventuell zufällig ist ihnen ein Berliner ins Netz gegangen, der des Nächtens mit einem Fahrrad und einem Rucksack voller „Sprengsätze“ im Leipziger Ortsteil Schönefeld, Abtnaundorf unterwegs war. Kurz nach 4 Uhr soll er laut Polizei an der Brandenburger Straße, Ecke Adenauer Allee einen Haltestellen-Werbeträger mittels eines selbst gebastelten Sprengsatzes zerstört haben.

Und offenbar hatte er eine ganze Menge vor. Zur Situation in der Nach teilt die Polizeidirektion Leipzig heute mit, dass zuerst der zerstörte Werbeträger vorgefunden wurde und anschließend eine Tatortbereichsfahndung eingeleitet worden sei. „Hierbei konnte zunächst ein unangeschlossenes Fahrrad aufgefunden werden. An jenem hing wiederum ein Rucksack, in dem sich weitere Sprengsätze befanden; in der Folge führte ein Fährtenhund auf die Spur des Mannes.“ so die Polizei weiter.

Angesichts der mitgeführten Sprengsätze wollten es die Beamten dann lieber genauer wissen und führten in Leipzig und Berlin weitere Durchsuchungsmaßnahmen durch. Dabei „wurden weitere Gegenstände und Substanzen entdeckt, die der Herstellung von Sprengsätzen dienen können. Diese Dinge wurden als Beweismittel sichergestellt, wobei es sich aus Gründen der Gefahrenabwehr in Berlin erforderlich macht(e), Evakuierungen durchzuführen.“

Das kleine Klammer-e deutet die Eile und die gerade zu Ende gehenden Evakuierungen in der Landeshauptstadt an.

Zum Beschuldigten weiß man offenbar noch nicht viel, polizeibekannt sei er nicht, auch die Hintergründe der Tat sind noch vollkommen unklar. Vorsichtig mit übereilten Feststellungen, sei es für die Polizei sogar noch nicht einmal sicher, „dass der Werbeträger tatsächlich durch einen Sprengsatz zerstört wurde – ebenso könnte eine andere Handlung ausschlaggebend und das Auffinden des Fahrrades ein Zufallsfund gewesen sein.“

Der 44-Jährige befindet sich derzeit im Objekt des Zentralen Polizeigewahrsams. Eine weitere Prüfung bestehender Haftgründe sei seitens der Staatsanwaltschaft Leipzig für den morgigen Tag avisiert.

Nachtrag der Polizei: Der zerstörte Werbeträger sei freistehend und nicht mit einer Haltestelle verbunden.

UPDATE: Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurde durch den Ermittlungsrichter am Amtsgericht Leipzig am heutigen Tag, 9. Mai, gegen den Beschuldigten Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion in Vollzug gesetzt. Der Beschuldigte befindet sich jetzt in Untersuchungshaft.

Hinsichtlich der Motivation des Beschuldigten sind bisher keine Aussagen möglich. Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen. Momentan sind jedoch keine Anhaltspunkte erkennbar, die auf einen terroristischen Hintergrund schließen lassen. Der Beschuldigte selbst hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen eingelassen.

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