Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen hat am Montag vor dem Landgericht der Prozess gegen zehn Lok-Fans begonnen. Die Männer im Alter von 23 bis 37 Jahren sollen sich am 12. März 2011 in Eilenburg mit Chemie-Anhängern gezielt zu einer Schlägerei verabredet haben. Ein Beteiligter wurde schwer, zwei weitere leicht verletzt.
Die Angeklagten gingen bei der Auseinandersetzung zielgerichtet und äußerst brutal zu Werke. Zusammen mit sieben Mittätern erschienen sie gegen 21:15 Uhr zu dem zuvor vereinbarten Treffen. Auf einen jungen Mann hatten sie es besonders abgesehen. Peter M. (27) soll Timmy P. laut Anklage mit einem Schlagstock zu Boden gebracht haben. Anschließend sollen die Täter ihr Opfer fixiert und mit Schlägen bis zur Bewusstlosigkeit malträtiert haben.
Der Angegriffene erlitt unter anderem Prellungen und Frakturen im Gesichtsbereich. Sein Bruder Tommy und Kumpel Patrick K. wurden bei der Auseinandersetzung leicht verletzt. Drei weitere Unterstützer kamen ohne körperliche Schäden davon. “Die Angeklagten hatten das Vorgehen bewusst geplant. Sie hatten von vornherein die Absicht, ihr Opfer lebensgefährlich zu verletzen”, erklärte Staatsanwalt Torsten Naumann zum Prozessauftakt.
Von Beginn an hüllten sich die mutmaßlichen Täter, die teils der rechten Szene zugerechnet werden, in Schweigen. Bei Fällen dieser Art keine Seltenheit. Ultras und Hooligans versperren sich prinzipiell jeglicher Zusammenarbeit mit den Behörden. Aussagen werden grundsätzlich verweigert, Szenedelikte nicht zur Anzeige gebracht.
Während manche der Angeklagten mittlerweile im bürgerlichen Leben angekommen zu sein scheinen, steht für andere viel auf dem Spiel. Zwei Beschuldigte wurden direkt aus dem Gefängnis in den Gerichtssaal gebracht. Peter M. und Paul R. (27) verbüßen im offenen Vollzug Freiheitsstrafen in anderer Sache. Erstgenannter war bis August 2012 Mitglied eines Eilenburger Crystal-Rings um einen früheren NPD-Kader. Das Landgericht verurteilte den Eilenburger im April 2013 zu sechseinhalb Jahren Haft.
Verteidiger Olaf Klemke beantragte nach Verlesung des Anklagesatzes die Einstellung des Verfahrens. Die überlange Verfahrensdauer verletze das Recht der Angeklagten auf einen fairen Prozess. “Seit Einleitung des Verfahrens sind vier Jahre und sieben Monate vergangen”, beklagte der Cottbuser Jurist, der im Münchener NSU-Prozess zurzeit den mutmaßlichen Unterstützer und Mitangeklagten Ralf Wohlleben vertritt. Klemkes Initiative, über einen Deal zu verhandeln, wies die Kammer zurück. “Aufgrund der Sachlage halten wir das Verfahren derzeit nicht für geeignet, um eine Verständigung herbeizuführen”, teilte der Vorsitzende Michael Dahms mit.
Die Kammer hat sich auf einen langen Indizienprozess eingestellt. Sollten die Männer ihr Schweigen nicht brechen, steht dem Gericht eine längere Beweisaufnahme bevor. Bis Ende April 2016 sind 17 Verhandlungstage anberaumt.
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